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Rüger, Ludwig; Haas, Pauline; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1925, 15. Abhandlung): Palaeosemaeostoma geryonides v. Huene sp., eine sessile Meduse aus dem Dogger von Wehingen in Württemberg — Berlin, Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.43396#0017
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Palaeosemaeostoma geryonides v. Huene sp., eine sessile Meduse. 13
Von. der Zähligkeit kann vorläufig abgesehen werden.
Alle diese genannten Merkmale scheinen voll und ganz auch bei
Medusina geryonides zuzutreffen, wenngleich nicht immer so deutlich
(ein Kanal im Stiel ist, durch seine Lage bedingt, nicht sichtbar).
Sowohl bei vorliegender Form wie bei Meclusina geryonides handelt
es sich ferner um die ersten fossilen Medusen überhaupt, bei welchen
in solcher Deutlichkeit der Magen erhalten ist. Auch die peripheren
wie die radialen Leisten lassen in diesem Zusammenhang keine andere
Deutung als die des Ringkanals bzw. Radialkanäle zu, wenngleich deren
Erhaltungsfähigkeit prinzipiell bisweilen widersprochen wurde (Maas
1901 S. 309).
Ein Vergleich mit den bisher aus der Literatur bekannt gewordenen
fossilen Medusen zeigt, daß die vorliegende Form und Medusina geryo-
nides mit keiner verglichen werden kann.
Auf dieser Basis muß der Konnex mit den rezenten Formen ge-
sucht werden.
Hierbei ist zunächst die Gliederung des Magens in Zen-
tralmagen, Mundmagen und eventuell Basalmagen das wich-
tigste Merkmal, welches die beiden Doggermedusen zu den
Scyphomedusen stellt.
Im Gegensatz dazu besitzen die Hydromedusen einen vorwiegend
schlauchförmig gestalteten Magen (manubrium), welcher, sofern er nicht
der Glocke direkt aufsitzt, mit dieser durch einen langen Magenstiel
verbunden ist. Ein Magenstiel fehlt den akraspedoten Medusen, bei
welchen die axiale Verlängerung des Gastrovaskularsystems durch einen
Mundstiel bewirkt wird.
Hervorgehoben sei also nochmals, daß, wie gerade das vorliegende
Exemplar zeigt, der an der konvexen Seite auftretende Stiel im Gegen-
satz zu v. Huene keinesfalls als Magenstiel gedeutet werden kann, da
diese Lage 1. nicht die normale sein kann und 2. daß das von v. Huene
angenommene Ein- und Durchpressen nicht stattgefunden haben konnte,
da damit eine nicht zu vermeidbare Zerstörung des Magens erfolgt wäre.
Auch um einen Mundstiel („Rüssel“) kann es sich nicht handeln:
dies zeigt die Beschaffenheit des Mundmagens, in welchem sich der
Mund in Form eines kurzen eingesenkten Trichters (vgl. Taf. II Fig. 1)
befindet. Es muß daher gefolgert werden, daß diese Form überhaupt
keinen Mundstiel besaß. Da nun der Mund zudem keine deutliche
Differenzierung besaß, wie dies alle rezenten Scyphomedusen zeigen,
darf weiter gefolgert werden, daß hier ein entwicklungsgeschichtlich
primitiver Zustand vorliegt, da die heutige Differenzierung zweifellos
als eine höhere Spezialisierung zu betrachten ist.
 
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