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L. Rüger und P. Rüger-Haas:
Die Bedeutung des Stieles ist schwer zu ermessen. Es darf aber,
wie aus den nachfolgenden Erörterungen hervorgeht, angenommen wer-
den, daß er als ein polypoides Merkmal zu betrachten ist; sicherlich
ist es keine Anpassungserscheinung, da dies mit der Vorstellung von
dem Irreversibilitätsgesetz unvereinbar wäre.
Ein kurzer Schirmstiel ist auch bei einigen Hydromedusen bekannt
(z. B. unter den Anthomedusen bei den Codoniden). Er enthält auch
bei diesen den zurückgebildeten und blind endenden Basalmagen. Unter
den Scyphomedusen ist ein Schirmstiel besonders bei den sessilen Lucer-
nariden vorhanden, bei welchen der Kanal bis zur Haftscheibe durch-
geht. Nicht durchgehend findet er sich bei denCoronaten (Periphyllidae
s. 1.). Er fehlt den Carybdeiden, Semaeostomen (Discomedusen z. T.)
und Rhizostomen.
Dies zeigt jedenfalls, daß — wie dies auch bei der zweifellos poly-
phylletischen Entstehung der Medusen nicht anders zu erwarten ist —
in den verschiedenen Gruppen die Reduktion des Stieles als polypoides
Merkmal zu betrachten ist, und daß die Existenz eines Stieles durchaus
keinen Aufschluß über die nähere systematische Zugehörigkeit geben
kann. Aber immerhin ist es zweckmäßig, doch auch die rezenten ge-
stielten Formen unter diesem Gesichtspunkt näher zu betrachten. Die
Hydromedusen schalten, wie schon erwähnt, von vornherein aus, da
der Magen nicht die Differenzierung zeigt wie bei der vorliegenden
Form, und anderseits es sich bei den Hydromedusen auch nicht etwa
um eine Rückbildung handelt. Es bleiben demnach unter den stiel-
tragenden Formen nur solche von den Scyphomedusen übrig, nämlich
die Lucernariden und die Coronaten z. T.1)
Die Lucernariden zerfallen2),'' je nach der Ausbildung der Gastral-
taschen in zwei Reihen, eine primitive mit ganz einfachen GastraL
taschen und eine höher spezialisierte bei welchen die Gastraltaschen
durch Subumbrellarfalten in „radialwärts hintereinander liegende Taschen-
paare“ (Krumbach) gegliedert werden. Zu den ersteren, den Eleuthero-
carpiden, gehören u. a. die Lucernariden, zu den zweiten, den Cleisto-
carpiden u. a. die Depastrelliden. Für vorliegende Form sind die Ver-
hältnisse schwer übertragbar, indessen könnte m. E. eher dem ganzen
Habitus nach angenommen werden, daß es sich um einfache Gastral-
taschen handelt.
b Die Tesseriden Haeckels (1879), welche-er als die primitivsten Lucerna-
riden betrachtet, werden in der neuen Systematik negiert (Krumbach in Küken-
thal 1923/25 S. 530).
2) Die hier verwendete Systematik hält sich an Krumbach.
L. Rüger und P. Rüger-Haas:
Die Bedeutung des Stieles ist schwer zu ermessen. Es darf aber,
wie aus den nachfolgenden Erörterungen hervorgeht, angenommen wer-
den, daß er als ein polypoides Merkmal zu betrachten ist; sicherlich
ist es keine Anpassungserscheinung, da dies mit der Vorstellung von
dem Irreversibilitätsgesetz unvereinbar wäre.
Ein kurzer Schirmstiel ist auch bei einigen Hydromedusen bekannt
(z. B. unter den Anthomedusen bei den Codoniden). Er enthält auch
bei diesen den zurückgebildeten und blind endenden Basalmagen. Unter
den Scyphomedusen ist ein Schirmstiel besonders bei den sessilen Lucer-
nariden vorhanden, bei welchen der Kanal bis zur Haftscheibe durch-
geht. Nicht durchgehend findet er sich bei denCoronaten (Periphyllidae
s. 1.). Er fehlt den Carybdeiden, Semaeostomen (Discomedusen z. T.)
und Rhizostomen.
Dies zeigt jedenfalls, daß — wie dies auch bei der zweifellos poly-
phylletischen Entstehung der Medusen nicht anders zu erwarten ist —
in den verschiedenen Gruppen die Reduktion des Stieles als polypoides
Merkmal zu betrachten ist, und daß die Existenz eines Stieles durchaus
keinen Aufschluß über die nähere systematische Zugehörigkeit geben
kann. Aber immerhin ist es zweckmäßig, doch auch die rezenten ge-
stielten Formen unter diesem Gesichtspunkt näher zu betrachten. Die
Hydromedusen schalten, wie schon erwähnt, von vornherein aus, da
der Magen nicht die Differenzierung zeigt wie bei der vorliegenden
Form, und anderseits es sich bei den Hydromedusen auch nicht etwa
um eine Rückbildung handelt. Es bleiben demnach unter den stiel-
tragenden Formen nur solche von den Scyphomedusen übrig, nämlich
die Lucernariden und die Coronaten z. T.1)
Die Lucernariden zerfallen2),'' je nach der Ausbildung der Gastral-
taschen in zwei Reihen, eine primitive mit ganz einfachen GastraL
taschen und eine höher spezialisierte bei welchen die Gastraltaschen
durch Subumbrellarfalten in „radialwärts hintereinander liegende Taschen-
paare“ (Krumbach) gegliedert werden. Zu den ersteren, den Eleuthero-
carpiden, gehören u. a. die Lucernariden, zu den zweiten, den Cleisto-
carpiden u. a. die Depastrelliden. Für vorliegende Form sind die Ver-
hältnisse schwer übertragbar, indessen könnte m. E. eher dem ganzen
Habitus nach angenommen werden, daß es sich um einfache Gastral-
taschen handelt.
b Die Tesseriden Haeckels (1879), welche-er als die primitivsten Lucerna-
riden betrachtet, werden in der neuen Systematik negiert (Krumbach in Küken-
thal 1923/25 S. 530).
2) Die hier verwendete Systematik hält sich an Krumbach.