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Hellpach, Willy:; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1925, 6. Abhandlung): Mitteilung zur Physiognomik der deutschen Volksstämme, 2 — Berlin, Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.43387#0003
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Physiognomik der deutschen Volksstämme.
A. Tatbeständliches.
Geht man, diagnostisch geschult an der Unterscheidung des fränki-
schen und schwäbischen Gesichts, nördlich über den Main und östlich über
den Lech, so stößt man auf Verdichtungsgebiete weiterer physiognomi-
scher Typen, die nach Stämmen begrenzt und teils dem fränkischen, teils
dem schwäbischen Typus verwandt sind.
1. Das sächsische Gesicht. Es sei darunter verstanden jene
physiognomischeTypisierung, die wir in dem heute schlechthin,,sächsisch“
geheißenen ob er sächsisch en Stammesbezirk vorfinden: ausgeschlossen
bleibt also alles Niedersächsische, das ja kurzhin auch oft „sächsisch“
genannt wird. Dieser Stammesbezirk erstreckt sich mundartlich aus-
gemessen bekanntlich weit nach Thüringen, in den Süden der Provinz
Sachsen und der Mark Brandenburg und in die schlesische Lausitz hinein,
sein Kernstück bildet aber das vormalige Königreich Sachsen mit Aus-
nahme der südwestlichen, bereits ins Fränkische übergehenden Teile.
Das sächsische Gesicht erscheint in seinem Kinnteil als ein Extrem
der fränkischen Gesichtsbildung, indem sich in ihm die ausgesprochene
Kinnzuspitzung verbindet mit einer Verringerung der Kinnhöhe, so daß
die Entfernung vom Rande der Unterlippe bis zur Kinnspitze ungewöhn-
lich kurz ist. Das spitz-kurze Kinn ist das hervorstechendste Stigma des
Sachsen. Diese Tatsache habe ich zum ersten Male in meinem im Natur-
historisch-medizinischen Verein zu Heidelberg am 2. November 1922 ge-
haltenen Vortrage mitgeteilt. Sie kann so ausgeprägt sein, daß das Kinn
geradezu wie verkümmert sich ausnimmt, „mikrognath“.1)
Die Jochigkeit des Gesichts (Jugalität) ist bei den Sachsen wie bei
den Franken meist ausgeprägt, doch fehlt viel öfter die eigentümliche
herzförmige Linienführung von den Jochen zum Kinn, woraus es sich
auch erklärt, daß die Jochschatten nicht so typisch wie bei den Franken
sichtbar werden.
J) Am 24. September 1924 hat Herr Dr. Fuchs, Facharzt für Orthopädie in
Baden - Baden, bei der Innsbrucker Naturforscherversammlung mir spontan eine
Schilderung des sächsischen Typus gegeben, welche diese „Mikrognathie“ eben-
falls in den Mittelpunkt stellte.
 
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