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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1926, 9. Abhandlung): Gibt es Gesteine, die für bestimmte Erdperioden charakteristisch sind? — Berlin, Leipzig, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.43405#0006
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Wilhelm Salomon,

achtungen hebt er mit Recht die große Bedeutung des chemischen
Studiums der Organismen-Hartteile hervor sowie die Möglichkeit einer
Änderung des chemischen Aufbaues dieser Hartteile in geologischen
Zeiten. Er hat eine besondere, sehr interessante Arbeit über diesen
Gegenstand veröffentlicht: Die Evolution des Mineralbestandes des
Skeletts der Organismen (a. a. O. S. 594—607). Aber er selbst zeigt
auch, daß Baryt sich noch heute am Meeresgründe ausscheidet und
somit den heutigen Sedimenten denselben petrographischen Charakter
wie den jurassischen verleihen kann.
Ich sehe also hier lediglich die Möglichkeit, daß bestimmte Mine-
ralien den Sedimenten erst von einem bestimmten Zeitpunkt an oder
nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt beigemengt sein könnten,
nicht aber daß sie für bestimmte Erdperioden allein charakteristisch
sein würden. Wenigstens ist das letztere ungemein unwahrscheinlich.
Man berücksichtige auch, daß wir trotz der starken Verschieden-
heit der paläozoischen Flora von der tertiären karbonische Braun-
kohlen und tertiäre Steinkohlen kennen.
Unleugbar besteht aber die von Andree hervorgehobene Möglich-
keit1), daß zu irgendeiner Zeit ein Meeres- oder Festlandsbecken von
besonderer morphologischer Eigenart, z. B. infolge einer selten verwirk-
lichten Kombination von Klimaverhältnissen eine eigenartige Sedimen-
tation erhielte. Ich denke dabei an den Kupferschiefer oder an die
Schreibkreide. Ich gebe zu, daß diese Gesteine individuelle Merkmale
besitzen, die sie bei unserem heutigen Kenntnisstande absondern und
somit für bestimmte Zeiten der Erdgeschichte charakteristisch erscheinen
lassen können.
Handelt es sich aber dabei und bei den Samoiloff sehen Bei-
spielen wirklich um selbständige Gesteine? Ist nicht der Kupfer-
schiefer lediglich ein mit etwas Kupfer2) und Bitumen imprägnierter
„Mergel“, der von Samoiloff beschriebene Juraton ein „Ton“ mit
Barytknollen und die Schreibkreide ein bis zum heutigen Tage locker
gebliebener „toniger Kalkstein“? Wahrscheinlich liegen uns in
anderen Formationen verfestigte Schreibkreiden vor, bei denen es nur
schwer möglich ist, die ursprüngliche Beschaffenheit zu erkennen.
Dasselbe gilt meiner Ansicht nach auch vom Löß.
Die im Titel dieser Arbeit gestellte Frage wird man also mit
Andree für bestimmte Sedimentgesteine bejahen können, wenn man
9 Siehe S. 3.
2) Würde das Kupfer keine technische Bedeutung haben, so würde wohl
niemand auf seine winzige Menge im Kupferschiefer hin in diesem ein selb-
ständiges Gestein sehen.
 
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