Wurzeln der Medizin.
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III.
Jetzt graben wir nach der 3. Wurzel. Es sind Geister, Dämonen,
Kräfte (<5wd/z£t;), die im Körper die Materie beherrschen. Sie sind
das Leben. In den ersten christlichen Jahrhunderten verbanden sich
christlich-religiöse Motive mit Lehren platonischer Überlieferung, jüdi-
schen Einflüssen und der indisch - persischen Emanationslehre zur neu-
platonischen Lehre, die in Alexandria blühte. Sie dachte sich zwischen
geistiger Gottheit und der Welt der Materie eine Stufenfolge von geistigen
Wesen in Form einer Pyramide, von der Gottheit nach Art des Licht-
kegels in abnehmender Stärke ausgesandt, eine Hierarchie von Geistern
und Dämonen, hohen undniedern, guten und bösen. Noch Hippokrates
faßte die eingepflanzte Wärme {&eQ[iöv e^jupwov) stofflich als ein feines
Feuer (also eines der 4 Elemente) und das Pneuma, das das Feuer unter-
hielt, war eine äußerst feine Luft, ohne die die Mischung des Körpers
leidet. Bei Aristoteles formt ein geistiges Prinzip, die Seele den
Körper aus unbestimmten Stoffen, die aber den 4 Elementen angehören.
Sie lenkt als Anima sensitiva in den Tieren Empfindung und Begehren,
herrscht im Menschen als Anima rationalis über die Anima vegetativa
und sensitiva. Sie ist ein Teil des göttlichen Gedankens und wirkt nach
Zwecken, die von Gott gesetzt sind. Diese beiden Richtungen in der
Auffassung des Geistigen gehen durch die Jahrhunderte. Den einen sind
diese Kräfte, diese Geister ein immaterielles Prinzip, ja die Seele
selbst, welcher der Leib unbedingt untertan ist, den anderen sind sie ein
Lebensstoff, eine körperliche Substanz, wenn auch noch so fein und
dünn, ein Nervenfluidum, ein Pneuma, ein Stoff, der gerne mit Spiritus,
Weingeist, Äther verglichen wird, wie wir ja auch das Wort ,,Geist“
(Spiritus) bald für etwas völlig Körperloses, bald für feinen flüchtigen
Stoff (Weingeist) brauchen, Schon sehr früh wurde der Äther den 4 Ele-
menten des Empedokles als 5. angereiht.
Paracelsus fordert neben der Seele ein geistiges Prinzip von astra-
lem oder siderischem Wesen, den Archäus als den Träger des Lebens
selbst, der den Organismus beherrscht und leitet. Ist der Archäus ge-
lähmt, so entstehen Krankheiten, die also eine geistige Ursache haben
(„Krankheiten sind nit corpora“) oder Krankheit hat einen unsicht-
bar en Leib und wohnt im Menschen als ein zweiter Mensch. Er behandelt
ihn wie einen Vertrauten und nennt ihn seinen inwendigen Alchymisten
oder hilfreichen Kobold. Die Heilung wirkt auf geistigem Wege, indem
sie den schlummernden Archäus aufweckt. Seine Nachfolger überbieten
ihn darin: der Archäus ist der Seele, diese dem Geist untergeordnet und
dieser ist Gott ähnlich und unsterblich. Die geistig-dynamische Wirkung
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III.
Jetzt graben wir nach der 3. Wurzel. Es sind Geister, Dämonen,
Kräfte (<5wd/z£t;), die im Körper die Materie beherrschen. Sie sind
das Leben. In den ersten christlichen Jahrhunderten verbanden sich
christlich-religiöse Motive mit Lehren platonischer Überlieferung, jüdi-
schen Einflüssen und der indisch - persischen Emanationslehre zur neu-
platonischen Lehre, die in Alexandria blühte. Sie dachte sich zwischen
geistiger Gottheit und der Welt der Materie eine Stufenfolge von geistigen
Wesen in Form einer Pyramide, von der Gottheit nach Art des Licht-
kegels in abnehmender Stärke ausgesandt, eine Hierarchie von Geistern
und Dämonen, hohen undniedern, guten und bösen. Noch Hippokrates
faßte die eingepflanzte Wärme {&eQ[iöv e^jupwov) stofflich als ein feines
Feuer (also eines der 4 Elemente) und das Pneuma, das das Feuer unter-
hielt, war eine äußerst feine Luft, ohne die die Mischung des Körpers
leidet. Bei Aristoteles formt ein geistiges Prinzip, die Seele den
Körper aus unbestimmten Stoffen, die aber den 4 Elementen angehören.
Sie lenkt als Anima sensitiva in den Tieren Empfindung und Begehren,
herrscht im Menschen als Anima rationalis über die Anima vegetativa
und sensitiva. Sie ist ein Teil des göttlichen Gedankens und wirkt nach
Zwecken, die von Gott gesetzt sind. Diese beiden Richtungen in der
Auffassung des Geistigen gehen durch die Jahrhunderte. Den einen sind
diese Kräfte, diese Geister ein immaterielles Prinzip, ja die Seele
selbst, welcher der Leib unbedingt untertan ist, den anderen sind sie ein
Lebensstoff, eine körperliche Substanz, wenn auch noch so fein und
dünn, ein Nervenfluidum, ein Pneuma, ein Stoff, der gerne mit Spiritus,
Weingeist, Äther verglichen wird, wie wir ja auch das Wort ,,Geist“
(Spiritus) bald für etwas völlig Körperloses, bald für feinen flüchtigen
Stoff (Weingeist) brauchen, Schon sehr früh wurde der Äther den 4 Ele-
menten des Empedokles als 5. angereiht.
Paracelsus fordert neben der Seele ein geistiges Prinzip von astra-
lem oder siderischem Wesen, den Archäus als den Träger des Lebens
selbst, der den Organismus beherrscht und leitet. Ist der Archäus ge-
lähmt, so entstehen Krankheiten, die also eine geistige Ursache haben
(„Krankheiten sind nit corpora“) oder Krankheit hat einen unsicht-
bar en Leib und wohnt im Menschen als ein zweiter Mensch. Er behandelt
ihn wie einen Vertrauten und nennt ihn seinen inwendigen Alchymisten
oder hilfreichen Kobold. Die Heilung wirkt auf geistigem Wege, indem
sie den schlummernden Archäus aufweckt. Seine Nachfolger überbieten
ihn darin: der Archäus ist der Seele, diese dem Geist untergeordnet und
dieser ist Gott ähnlich und unsterblich. Die geistig-dynamische Wirkung