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K. Bopp:
Avant que de recommencer un plus grand ouvrage, je vais donner
au public une des pieces detachees qui serviront ä completter plusieurs
Chapitres des differentes part.is des Mathematiques et de la Physique.
Beilage
zum Briefwechsel zwischen Kaestner und Lambert.
Im 135. Stück der Göttinger Anzeigen vom 10. November 1759
findet sich folgende Besprechung Kaestners von Lamberts erstem
Werk, den „Routes de la lumiere“.
G. Scheurleer und Comp. haben verlegt: Les proprietes remar-
quables de la route de la lumiere par les airs, et en general par plusieurs
milieux refringens, spheriques et concentriques e. c. par J. H. Lam-
bert 46 Oktavseiten, 2 Kupfert.
Die Brechung des Lichtes durch concentrische sphärische Mittel
von verschiedener Dichte, hat zwar die Mathematikverständigen schon
beschäfftiget, aber man hat durch die bisherigen Untersuchungen eben
noch nicht viel brauchbares und sicheres gefunden. Herr L. ist daher
einen neuen Weg gegangen. Er fängt von einer Anwendung des Satzes
an, dass die Brechung einerley ist, ein Strahl mag aus einem Mittel
durch verschiedene andere in das letzte, oder sogleich aus dem ersten
in das letzte kommen. Wenn ein Lichtstrahl in einer krummen Linie
durch die verschiedenen Schichten der Atmosphäre gebrochen wird,
so heisst Herr L. seine Brechung den Winkel, den Tangenten an seinen
beiden äußersten Punkten mit einander machen. Aus der bekannten
Horizontalrefraction zeigt er, dass dieser Winkel bey ihr nicht eine
halbe Secunde, und bey grösseren Höhen noch weniger betrage. Worauf
er ferner weiset, wie man die Brechungen durch eine Reihe ausdrücket,
und die Glieder dieser Reihe findet, wovon er Anwendungen auf die
astronomischen Refractionen macht. In einem besonderen Abschnitte,
untersucht Herr L. den Fall, wenn der Weg des Lichtstrahles ein Bogen
eines Kreises ist. Bey Gegenständen auf der Erde, ist dieser Weg meistens
so kurz, daß man statt der wirklichen die er macht, einen Bogen eines
Krümmungskreises setzen darf. Folgen daraus sind: dass alle Gegen-
stände, die sich in einer Verticallinie befinden, einem Auge um gleiche
Winkel erhoben, und folglich in eben der Grösse erscheinen, welche sie
ohne Brechung haben würden, dass die Brechung irdischer Gegenstände
sich wie die horizontale Entfernung und bey einerley Zustande der
Luft, die Weite in welcher man einen Gegenstand vermittelst dieser
Brechung noch sehen kann, sich wie die Quadratwurzel seiner Höhe
über der Oberfläche der Erde oder des Meeres verhält. Hiervon werden
K. Bopp:
Avant que de recommencer un plus grand ouvrage, je vais donner
au public une des pieces detachees qui serviront ä completter plusieurs
Chapitres des differentes part.is des Mathematiques et de la Physique.
Beilage
zum Briefwechsel zwischen Kaestner und Lambert.
Im 135. Stück der Göttinger Anzeigen vom 10. November 1759
findet sich folgende Besprechung Kaestners von Lamberts erstem
Werk, den „Routes de la lumiere“.
G. Scheurleer und Comp. haben verlegt: Les proprietes remar-
quables de la route de la lumiere par les airs, et en general par plusieurs
milieux refringens, spheriques et concentriques e. c. par J. H. Lam-
bert 46 Oktavseiten, 2 Kupfert.
Die Brechung des Lichtes durch concentrische sphärische Mittel
von verschiedener Dichte, hat zwar die Mathematikverständigen schon
beschäfftiget, aber man hat durch die bisherigen Untersuchungen eben
noch nicht viel brauchbares und sicheres gefunden. Herr L. ist daher
einen neuen Weg gegangen. Er fängt von einer Anwendung des Satzes
an, dass die Brechung einerley ist, ein Strahl mag aus einem Mittel
durch verschiedene andere in das letzte, oder sogleich aus dem ersten
in das letzte kommen. Wenn ein Lichtstrahl in einer krummen Linie
durch die verschiedenen Schichten der Atmosphäre gebrochen wird,
so heisst Herr L. seine Brechung den Winkel, den Tangenten an seinen
beiden äußersten Punkten mit einander machen. Aus der bekannten
Horizontalrefraction zeigt er, dass dieser Winkel bey ihr nicht eine
halbe Secunde, und bey grösseren Höhen noch weniger betrage. Worauf
er ferner weiset, wie man die Brechungen durch eine Reihe ausdrücket,
und die Glieder dieser Reihe findet, wovon er Anwendungen auf die
astronomischen Refractionen macht. In einem besonderen Abschnitte,
untersucht Herr L. den Fall, wenn der Weg des Lichtstrahles ein Bogen
eines Kreises ist. Bey Gegenständen auf der Erde, ist dieser Weg meistens
so kurz, daß man statt der wirklichen die er macht, einen Bogen eines
Krümmungskreises setzen darf. Folgen daraus sind: dass alle Gegen-
stände, die sich in einer Verticallinie befinden, einem Auge um gleiche
Winkel erhoben, und folglich in eben der Grösse erscheinen, welche sie
ohne Brechung haben würden, dass die Brechung irdischer Gegenstände
sich wie die horizontale Entfernung und bey einerley Zustande der
Luft, die Weite in welcher man einen Gegenstand vermittelst dieser
Brechung noch sehen kann, sich wie die Quadratwurzel seiner Höhe
über der Oberfläche der Erde oder des Meeres verhält. Hiervon werden