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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1928, 3. Abhandlung): Entstehung, Morphologie und Züchtung der Autoplasmen, 1 — Berlin, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.43545#0004
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Hugo Merton:

darauf folgender Beobachtung der Zerfallserscheinungen schien wenig
erfolgversprechend, da man bei der im Vergleich zur Metazoenzelle viel
komplizierteren Struktur der Infusorienzelle, bei dem Sichtbarwerden
dieses oder jenes Bestandteiles kaum eine Gewähr dafür hat, daß das be-
treffende Element auch tatsächlich dasjenige ist, das man gesucht hat.
Somit schien der gangbarste Weg der zu sein, der sich auch bei Unter-
suchung der Flimmer- und Samehzellen sehr bewährt hat, der Unter-
suchung der betreffenden Infusorien unter im wesentlichen natürlichen Be-
dingungen. Freilich liegen die Verhältnisse bei den Infusorien insofern
anders, als bei isolierten Metazoenzellen, selbst wenn es frei bewegliche
Spermien sind, die Lebensdauer unter optimalen Bedingungen nur be-
grenzt ist. Halten wir dagegen Infusorien unter optimalen Bedingungen, so
werden sie schnell heranwachsen und sich teilen. Damit ist uns aber nicht
gedient. Wir müssen also für unseren Zweck die Bedingungen etwas un-
günstiger gestalten, etwa so, daß die Infusorien eine Reihe von Tagen
am Leben bleiben, sich möglichst nicht vermehren, dagegen nach einiger
Zeit langsam absterben. Hierbei ergeben sich folgende drei naheliegende
Möglichkeiten: entweder man verringert die Sauerstoffzufuhr oder man
verringert die zur Verfügung stehende Nahrung oder schließlich man
verändert das Kulturwasser derart, daß man es verdünnt oder konzen-
trierter macht unter gleichzeitiger Berücksichtigung des pH.
Diese Wege sind nun in mannigfachen Abstufungen und verschie-
dener Kombination großenteils beschritten worden und haben, wie
gleich hier bemerkt sei, zu ganz überraschenden und andersartigen Re-
sultaten geführt, als erwartet wurde. Dadurch wurde auch die ganze
Problemstellung bis zu einem gewissen Grade verschoben. Die hier ge-
gebene Einleitung, soweit sie das Kinoplasma betrifft, ist trotzdem in-
sofern gerechtfertigt, als sie zeigen soll, daß diese Untersuchungen im
Sinne der früheren Ergebnisse an sich planmäßig in Angriff genommen
wurden. Bezüglich der Resultate haben denn auch diese Untersuchungen
an Infusorien mit denen an Flimmer- und Samenzellen das gemein, daß
sich auch im Zelleib der Infusorien ein besonderes Plasma nachweisen
ließ, das an Vitalität die übrigen Bestandteile der Zelle weit übertrifft.
Aber dieses Plasma, das isoliert werden kann und in selbständiger Form,
ausgestattet mit einem Kern, weiterzuleben vermag, ist insofern von dem
Kinoplasma der Flimmer- und Samenzellen verschieden, als es wohl aus-
schließlich aus dem Entoplasma hervorgeht; vermutlich besteht keine
direkte Beziehung zwischen ihm und dem eigentlichen Substrat der
Flimmerbewegung. Die Frage nach dem Kinoplasma der Infusorien soll
einer künftigen Untersuchung vorbehalten bleiben. Hier aber wollen
wir uns mit diesem anderen entoplasmatischen Bestandteil der Infusorien-
 
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