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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1928, 3. Abhandlung): Entstehung, Morphologie und Züchtung der Autoplasmen, 1 — Berlin, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.43545#0007
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Untersuchungen über die Entstehung amöbenähnlicher Zellen usw. 7
Bewegungsplasma, und ist bei der Vorwärtsbewegung immer nach
vorn gerichtet; es enthält keinerlei Inhaltskörper, ist also vollkommen
homogen und beschreibt mit seinem Vorderrand den Bogen eines
Kreissektors, dessen Winkel durchschnittlich 130° beträgt. Der Vorder-
rand selbst verläuft entweder ganz gleichmäßig oder besitzt kleine
Ein- und Ausbuchtungen, die durch die Vorwärtsbewegungen dieses
Plasmas zustande kommen. Die seitlichen Begrenzungen verlaufen
mehr oder weniger gerade und konvergieren nach dem Hinterende
zu. Der ganze Körper bewegt sich fließend vorwärts, ohne daß irgend-
welche Strömungen in dem homogenen Plasma wahrzunehmen wären
und ohne daß irgendwelche wesentlichen Gestaltsveränderungen dabei
vorkommen. Da das Bewegungsplasma nur einseitig dem Körper ansitzt,
so sind auch nur Bewegungen nach der Seite des Bewegungsplasmas hin
möglich, die entweder gradlinig verlaufen, wie das meistens der Fall ist,
oder es kann durch stärkere lobopodialeVorwölbungen auf der rechten
oder der linken Seite des Körpers ein Umbiegen nach rechts oder links
zustande kommen. Ein Herüberfließen des Bewegungsplasmas auf die
Hinter Seite des Körpers kommt dagegen nicht vor, da das Bewegungs-
plasma nicht allseitig den Körper umgibt, sondern ihm nur einseitig
ansitzt.
Das festere Ernährungsplasma, wie wir es nennen wollen, sitzt
dagegen stets in dem nach hinten gerichteten, sich etwa dreieckig ver-
jüngenden Teil des Körpers. Von seinem stärkeren Lichtbrechungs-
vermögen und seiner höheren Viskosität war schon die Rede; seine Festig-
keit kommt auch durch seine im Normalzustand ziemlich unveränderten
Konturen zum Ausdruck. Dieses Ernährungsplasma enthält allerlei ver-
schieden geformte Einschlußkörper; eigentliche Nahrungsvakuolen konn-
ten nicht erkannt werden. Dagegen fällt eine größere helle Vakuole auf,
die, während sie wächst, einige kleinere Bläschen (oder eine größere
Blase), die in dem Nahrungsplasma verteilt sind, in sich aufnimmt und
schließlich ihren Inhalt ausstößt. Vielfach entsteht diese kontraktile
Vakuole ganz nahe der Grenze der beiden Plasmaarten, erreicht auch
dort noch beinahe ihre endgültige Größe, um sich erst dann dem Hinter-
ende des Ernährungsplasmas zu nähern, wo sie ausgestoßen wird. Kurz
vor der Ausstoßung wölbt sich die Vakuole etwas über die Oberfläche
vor. Direkt nach Austritt des Vakuoleninhalts sieht das Plasma an der
Austrittsstelle gefranzt aus. Ausnahmsweise können zwei solcher Va-
kuolen allmählich heranwachsen, die sich aber dann alternierend kon-
trahieren. Die Kontraktionen erfolgen in einem Abstand von 3 Min.
30 Sek. Entoplasmakörper, die mehr als zwei große Vakuolen enthalten,
sind nicht mehr als normal zu bezeichnen. Vielfach hat dann gleich-
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