8
Hugo Merton:
zeitig auch das Bewegungsplasma ein anderes Aussehen angenommen,
indem an seinem Rande oder nahe demselben stärker lichtbrechende
Partien auftreten. Von diesem Zustand können sich die Körper wieder
erholen.
Da sich diese aus dem Entoplasma der Vorticellen hervorgegange-
nen Gebilde ganz und gar wie selbständige Organismen verhalten, indem
sie sich frei bewegen, ihr Stoffwechsel dem der Vorticellen offenbar sehr
ähnlich ist und sie, wie wir noch sehen werden, sich auch durch Teilung
fortpflanzen können, so wollen wir sie vorläufig als Autoplasmen be-
zeichnen und dadurch zum Ausdruck bringen, daß es sich hier um selb-
ständig gewordene Teile der Vorticellen handelt, die aber in ihrem Aus-
sehen von ihnen durchaus verschieden sind. Namentlich in der ersten
Woche ihres Daseins fallen fast alle Autoplasmen durch allerlei Detritus
auf, der am Ernährungsplasma sitzt und so an Menge zunehmen kann,
daß ein ganzer Detritusschwanz entsteht, der u. a. Vorticellen-
makronuclei und Vorticellenstiele enthält und der an Länge das Auto-
plasma übertreffen kann (Abb. 1 d). Bei der Vorwärtsbewegung wird
dieser Schwanz nachgeschleppt. Bei den späterhin im gleichen Präparat
beobachteten Autoplasmen klebten nur noch einzelne kleine Körper an
der Oberfläche des Ernährungsplasmas.
Da nach den ersten Beobachtungen über die Entstehung der Autoplas-
men noch eine Anzahl Vorticellen weiterlebten, so ließ sich in dem gleichen
Präparat an den folgenden Tagen der Prozeß der Autoplasmabildung
wiederholt beobachten. Ob immer zwei Autoplasmen aus einer Vorticelle
hervorgehen oder gelegentlich nur eine, war infolge des störenden Detritus,
an dem die Vorticellen saßen, nicht einwandsfrei zu ermitteln. Manch-
mal saßen sogar drei Autoplasmen in dem Detritus so dicht beisammen,
daß es den Eindruck machte, sie seien alle drei aus einer Vorticelle ent-
standen. Möglich, daß sich ein Autoplasma noch während seiner Ent-
stehung geteilt hat und dadurch schon drei Autoplasmen im Status
nascendi sichtbar werden. Für die zwei Autoplasmen möchte ich diese
Möglichkeit ausschließen; ihre Entstehung in der Zweizahl scheint mir
die Regel zu sein.
Die Entstehung der Autoplasmen ist, wie wir sahen, mit einem teil-
weisen Zerfall der Vorticellen verbunden. Es zerfällt das gesamte Cortikal-
plasma und ein Teil des Entoplasmas sowie der Makronucleus; der Mi-
kronucleus scheint dagegen von den Autoplasmen übernommen zu
werden. Der Tod des Cortikalplasmas ist zunächst schon daran kenntlich,
daß saprophytische Flagellaten und Bakterien sich vor ihm ansammeln,
noch während die Autoplasmabildung im Gang ist; das lebende Auto-
plasma wirkt dagegen auf sie nicht chemotaktisch. Daß der ganze Ma-
Hugo Merton:
zeitig auch das Bewegungsplasma ein anderes Aussehen angenommen,
indem an seinem Rande oder nahe demselben stärker lichtbrechende
Partien auftreten. Von diesem Zustand können sich die Körper wieder
erholen.
Da sich diese aus dem Entoplasma der Vorticellen hervorgegange-
nen Gebilde ganz und gar wie selbständige Organismen verhalten, indem
sie sich frei bewegen, ihr Stoffwechsel dem der Vorticellen offenbar sehr
ähnlich ist und sie, wie wir noch sehen werden, sich auch durch Teilung
fortpflanzen können, so wollen wir sie vorläufig als Autoplasmen be-
zeichnen und dadurch zum Ausdruck bringen, daß es sich hier um selb-
ständig gewordene Teile der Vorticellen handelt, die aber in ihrem Aus-
sehen von ihnen durchaus verschieden sind. Namentlich in der ersten
Woche ihres Daseins fallen fast alle Autoplasmen durch allerlei Detritus
auf, der am Ernährungsplasma sitzt und so an Menge zunehmen kann,
daß ein ganzer Detritusschwanz entsteht, der u. a. Vorticellen-
makronuclei und Vorticellenstiele enthält und der an Länge das Auto-
plasma übertreffen kann (Abb. 1 d). Bei der Vorwärtsbewegung wird
dieser Schwanz nachgeschleppt. Bei den späterhin im gleichen Präparat
beobachteten Autoplasmen klebten nur noch einzelne kleine Körper an
der Oberfläche des Ernährungsplasmas.
Da nach den ersten Beobachtungen über die Entstehung der Autoplas-
men noch eine Anzahl Vorticellen weiterlebten, so ließ sich in dem gleichen
Präparat an den folgenden Tagen der Prozeß der Autoplasmabildung
wiederholt beobachten. Ob immer zwei Autoplasmen aus einer Vorticelle
hervorgehen oder gelegentlich nur eine, war infolge des störenden Detritus,
an dem die Vorticellen saßen, nicht einwandsfrei zu ermitteln. Manch-
mal saßen sogar drei Autoplasmen in dem Detritus so dicht beisammen,
daß es den Eindruck machte, sie seien alle drei aus einer Vorticelle ent-
standen. Möglich, daß sich ein Autoplasma noch während seiner Ent-
stehung geteilt hat und dadurch schon drei Autoplasmen im Status
nascendi sichtbar werden. Für die zwei Autoplasmen möchte ich diese
Möglichkeit ausschließen; ihre Entstehung in der Zweizahl scheint mir
die Regel zu sein.
Die Entstehung der Autoplasmen ist, wie wir sahen, mit einem teil-
weisen Zerfall der Vorticellen verbunden. Es zerfällt das gesamte Cortikal-
plasma und ein Teil des Entoplasmas sowie der Makronucleus; der Mi-
kronucleus scheint dagegen von den Autoplasmen übernommen zu
werden. Der Tod des Cortikalplasmas ist zunächst schon daran kenntlich,
daß saprophytische Flagellaten und Bakterien sich vor ihm ansammeln,
noch während die Autoplasmabildung im Gang ist; das lebende Auto-
plasma wirkt dagegen auf sie nicht chemotaktisch. Daß der ganze Ma-