Geologische Beobachtungen des Leonardo da Vinci.
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Kürze der menschlichen Geschichte im Verhältnis
zur Erdgeschichte.
Richter, Abschn. 984. Herzfeld, S. 61. Perchè molto son più
antiche le cose che le lettere, non è maraviglia, se alli nostri giorni non
apparisce scrittura delli predetti mari essere occupatori di tanti paesi;
e se pure alcuna scrittura apparia, le guerre, l’incendi, li diluvi dell’acque,
le mutationi delle lingue e delle leggi ànno consumato ogni antichità,
ma a noi bastano le testimonianze delle cose nate nelle acque salse ritro-
varsi nelli alti monti, lontani dalli mari d’allora (Viel älter sind die
Gegenstände als die Berichte über sie. Daher ist es nicht wunderbar,
wenn in unseren Tagen kein Schriftstück Kunde von den genannten
Meeren gibt, die so viele Länder überflutet hatten. Und wenn denn-
noch irgendein schriftlicher Bericht darüber erschienen war, so haben
Kriege, Brände, Sintfluten, Änderungen der Sprachen und der Gesetze
alle Altertümer zerstört. Uns aber reicht das Zeugnis der im Meer-
wasser geborenen Dinge (sc. Tiere und Pflanzen), die wir auf den hohen
Bergen, weit von den damaligen Meeren finden.)
Man sieht, daß selbst ein Leonardo sich damals noch keine Vor-
stellung von dem Verhältnis der Erdgeschichte (Größenordnung 3 Milliar-
den Jahre und der menschlichen Geschichte 6500 Jahre) machen konnte.
Epeir ogenesis.
Richter, Abschn. 935, Herzfeld S. 62.
Die Muscheln, Austern und anderen ähnlichen Tiere, die im Meeres-
schlamm leben, bezeugen uns dieVeränderung der Erde um das Zentrum
unserer Elemente (soll heißen, Lagenänderungen im Verhältnis zum
Erdmittelpunkt). Das läßt sich so beweisen. Die Flüsse erster Ordnung
(sc. welche in das Meer münden), sind immer trübe, durch Erde gefärbt,
welche durch die Reibung ihrer Gewässer am Grunde und an den Ufern
weggenommen wird; und diese Abnützung (sc. Erosion) entblößt die
Köpfe der Bodenschichten jener Muscheln, die sich auf der Oberfläche
des Meeresschlammes befinden. Diese entstanden (wörtlich: wurden
geboren) dort, als die Salzwasser sie bedeckten. Und diese Schichten
(gradi, wörtlich Stufen) wurden von Zeit zu Zeit von Schlammschichten
von verschiedener Mächtigkeit bedeckt oder durch verschieden starke
Hochwasser der Flüsse ins Meer geführt. So wurden diese Schlamm-
lagen in solcher Höhe aufgebaut (composti), daß sie vom Meeresgründe
her sich der Luft entblößten (che dal fondo si scopriva all’aria). Jetzt
sind diese Meeresgründe in solcher Höhenlage, daß sie Hügel oder hohe
Berge geworden sind. E li fiumi, consumatori de’ lati d’essi monti, sco-
prono li gradi d’essi nichi, e così il lenificato lato della terra al
7
Kürze der menschlichen Geschichte im Verhältnis
zur Erdgeschichte.
Richter, Abschn. 984. Herzfeld, S. 61. Perchè molto son più
antiche le cose che le lettere, non è maraviglia, se alli nostri giorni non
apparisce scrittura delli predetti mari essere occupatori di tanti paesi;
e se pure alcuna scrittura apparia, le guerre, l’incendi, li diluvi dell’acque,
le mutationi delle lingue e delle leggi ànno consumato ogni antichità,
ma a noi bastano le testimonianze delle cose nate nelle acque salse ritro-
varsi nelli alti monti, lontani dalli mari d’allora (Viel älter sind die
Gegenstände als die Berichte über sie. Daher ist es nicht wunderbar,
wenn in unseren Tagen kein Schriftstück Kunde von den genannten
Meeren gibt, die so viele Länder überflutet hatten. Und wenn denn-
noch irgendein schriftlicher Bericht darüber erschienen war, so haben
Kriege, Brände, Sintfluten, Änderungen der Sprachen und der Gesetze
alle Altertümer zerstört. Uns aber reicht das Zeugnis der im Meer-
wasser geborenen Dinge (sc. Tiere und Pflanzen), die wir auf den hohen
Bergen, weit von den damaligen Meeren finden.)
Man sieht, daß selbst ein Leonardo sich damals noch keine Vor-
stellung von dem Verhältnis der Erdgeschichte (Größenordnung 3 Milliar-
den Jahre und der menschlichen Geschichte 6500 Jahre) machen konnte.
Epeir ogenesis.
Richter, Abschn. 935, Herzfeld S. 62.
Die Muscheln, Austern und anderen ähnlichen Tiere, die im Meeres-
schlamm leben, bezeugen uns dieVeränderung der Erde um das Zentrum
unserer Elemente (soll heißen, Lagenänderungen im Verhältnis zum
Erdmittelpunkt). Das läßt sich so beweisen. Die Flüsse erster Ordnung
(sc. welche in das Meer münden), sind immer trübe, durch Erde gefärbt,
welche durch die Reibung ihrer Gewässer am Grunde und an den Ufern
weggenommen wird; und diese Abnützung (sc. Erosion) entblößt die
Köpfe der Bodenschichten jener Muscheln, die sich auf der Oberfläche
des Meeresschlammes befinden. Diese entstanden (wörtlich: wurden
geboren) dort, als die Salzwasser sie bedeckten. Und diese Schichten
(gradi, wörtlich Stufen) wurden von Zeit zu Zeit von Schlammschichten
von verschiedener Mächtigkeit bedeckt oder durch verschieden starke
Hochwasser der Flüsse ins Meer geführt. So wurden diese Schlamm-
lagen in solcher Höhe aufgebaut (composti), daß sie vom Meeresgründe
her sich der Luft entblößten (che dal fondo si scopriva all’aria). Jetzt
sind diese Meeresgründe in solcher Höhenlage, daß sie Hügel oder hohe
Berge geworden sind. E li fiumi, consumatori de’ lati d’essi monti, sco-
prono li gradi d’essi nichi, e così il lenificato lato della terra al