Metadaten

Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1928, 8. Abhandlung): Geologische Beobachtungen des Leonardo da Vinci — Berlin, 1928

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43550#0008
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
8

Wilhelm Salomon:

continuo s’ inalza, e li antipodi s’accostano più al centro del
mondo, e li antichi fondi del mare son fatti gioghi di monti
(und die Flüsse, welche die Flanken der Berge abnagen, entblößen die
Muschelschichten, und so steigt die erleichterte Seite der Erdkugel
dauernd in die Höhe, die Antipoden nähern sich mehr dem Zentrum der
Erde und die alten Meeresgründe werden zu Bergkämmen).
Eine ganz ähnliche Vorstellung spricht Leonardo auch in Ab-
schnitt 987, letzter Absatz bei Richter,S. 211 aus: E si è alzata la terra
del nostro emisperio per tanto più che non solea, per quanto ella si fece
più lieve delle acque, che le mancarono per il taglio di Calpe e d’Abila,
e altrettanto più sè alzata, perchè il peso dell’acque che di qui mancarono,
s’aggiunsero alla terra volta all’ altro emisperio (und die Erde unserer
Halbkugel hat sich so viel mehr über ihr gewöhnliches Niveau erhoben,
als sie leichter wurde von den Gewässern, die ihr durch den Einschnitt
von Ceuta und Gibraltar verloren gingen. Und sie hat sich noch um
ebensoviel emporgehoben, weil sich das Gewicht der Gewässer, die hier
verloren gingen, der andren Halbkugel zufügte.)
Ich war erst auf Grund der HERZFELDschen Übersetzung der ersten,
hier wiedergegebenen Stelle geneigt anzunehmen, daß Leonardo schon
die eigentliche Theorie der Isostasie gekannt habe. Die italienischen
Originalstellen zeigen aber, daß das denn doch nicht zutrifft. Die heutige
Isostasie nimmt ein Schwimmen der oberflächlichen Schollen auf einer
säkularflüssigen Unterlage an. In diese sollen sie einsinken bzw. aus ihr
emporsteigen. Leonardo, der mit seiner Theorie das Auftreten der
marinen Schichten auf den Festländern erklären will, denkt an eine
Störung der Gesamterdkugel. Die eine Halbkugel wird abgetragen und
vom abströmenden Wasser erleichtert. Sie entfernt sich daher vom Erd-
mittelpunkt. Die Antipodenseite wird schwerer und nähert sich diesem.
Immerhin hat seine Vorstellung das Verdienst, zum ersten Male in Stö-
rungen des Gleichgewichtes der Erdkugel die Ursache des Auftauchens
der Festländer aus dem Meere zu suchen. Sie ist die Vorläuferin mancher
moderner epeirogenetischer Theorien.
Erklärung des Auftretens mariner Schichten
hoch über> dem Meer.
Wahrscheinlich ist Leonardo dadurch zuerst auf dies Problem ge-
stoßen, daß man ihm, als er ,,il gran cavallo di Milano“ machte, einen
großen Sack von Muscheln und angebohrten Korallen brachte, „ehe in
tal loco furò trovati (im Appennin von Piacenza oder Parma), fralli quali
ve n’era assai delli conservati nella prima bontà“1) (unter denen zahl-

2) Richter 989, S. 215.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften