Gletscherbeobachtungen am Vadret Lischanna
(Unterengadin).
Dank einer Unterstützung der Heidelberger Akademie der Wissen-
schaften, der ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank ausspreche,
hatte ich im Sommer 1928 Gelegenheit, Untersuchungen über arktische
Böden im Unterengadin vorzunehmen. Darüber wird an anderer Stelle
berichtet werden.1) Hier seien nur einige Beobachtungen mitgeteilt, die
ich bei den Begehungen am Vadret Lischanna über die Texturen dieses
kleinen Hängegletschers machte. Der Gletscher ist nur etwa 500—750 m
lang, aber ungefähr zwei Kilometer breit. Seine Abdachung ist im wesent-
lichen gegen Osten gerichtet. Einzelheiten sind aus den Blättern Tarasp
und Scarl in 1:50 000 des Schweizer Siegfriedatlasses oder aus der in
Schuls-Tarasp käuflichen „Exkursionskarte von Schuls-Tarasp-Vulpera“
in 1: 25000 zu erkennen. Der südliche Teil des Lischannagletschers trägt
auf dem Blatte Scarl die Bezeichnung „Vadret da Bims“. Sein südlich-
stes Stück wird durch einen nach Osten vorspringenden Felsgrat in seinem
oberen Teile von dem Hauptgletscher abgetremit. An seiner Ostseite
befinden sich drei kleine Seen, die „Lais delTAua“. Der westlichste
und größte von ihnen liegt in einer Meereshöhe von 2857 m unmittelbar
neben der Fuorcla dell’Aua, dem nicht selten benutzten Übergange vom
Lischannagletscher in das Sesvennatal. Ich nenne ihn daher zum Unter-
schied von den anderen den „Lais della Fuorcla“. In diesen etwa 250 m
langen und 100 m breiten See bricht der Gletscher an der ganzen Längs-
seite mit einer senkrechten, hohen Wand ab, von der von Zeit zu Zeit ge-
waltige Eisschollen hineinstürzen und f ortsch wi mm en. Ein kleiner
Schmelzwasserbach stürzte als Wasserfall über die Wand herunter. Das
ganze erinnert außerordentlich an den Märjelensee am Aletschgletscher
und gehört zu den schönsten Landschaftsbildern, die ich auf zahllosen
Wanderungen in den Alpen gesehen habe.
Schon bei der Überschreitung des Gletschers von Westen nach Osten
und dann wieder von Norden nach Süden zu dem See war mir aufge-
fallen, daß die Oberfläche des Eises vielfach einen treppenförmigen Auf-
bau hatte (siehe Fig. 1). Ich hebe hervor, daß es der 9te August eines
x) In der fünften (dieser folgenden) Abhandlung.
1*
(Unterengadin).
Dank einer Unterstützung der Heidelberger Akademie der Wissen-
schaften, der ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank ausspreche,
hatte ich im Sommer 1928 Gelegenheit, Untersuchungen über arktische
Böden im Unterengadin vorzunehmen. Darüber wird an anderer Stelle
berichtet werden.1) Hier seien nur einige Beobachtungen mitgeteilt, die
ich bei den Begehungen am Vadret Lischanna über die Texturen dieses
kleinen Hängegletschers machte. Der Gletscher ist nur etwa 500—750 m
lang, aber ungefähr zwei Kilometer breit. Seine Abdachung ist im wesent-
lichen gegen Osten gerichtet. Einzelheiten sind aus den Blättern Tarasp
und Scarl in 1:50 000 des Schweizer Siegfriedatlasses oder aus der in
Schuls-Tarasp käuflichen „Exkursionskarte von Schuls-Tarasp-Vulpera“
in 1: 25000 zu erkennen. Der südliche Teil des Lischannagletschers trägt
auf dem Blatte Scarl die Bezeichnung „Vadret da Bims“. Sein südlich-
stes Stück wird durch einen nach Osten vorspringenden Felsgrat in seinem
oberen Teile von dem Hauptgletscher abgetremit. An seiner Ostseite
befinden sich drei kleine Seen, die „Lais delTAua“. Der westlichste
und größte von ihnen liegt in einer Meereshöhe von 2857 m unmittelbar
neben der Fuorcla dell’Aua, dem nicht selten benutzten Übergange vom
Lischannagletscher in das Sesvennatal. Ich nenne ihn daher zum Unter-
schied von den anderen den „Lais della Fuorcla“. In diesen etwa 250 m
langen und 100 m breiten See bricht der Gletscher an der ganzen Längs-
seite mit einer senkrechten, hohen Wand ab, von der von Zeit zu Zeit ge-
waltige Eisschollen hineinstürzen und f ortsch wi mm en. Ein kleiner
Schmelzwasserbach stürzte als Wasserfall über die Wand herunter. Das
ganze erinnert außerordentlich an den Märjelensee am Aletschgletscher
und gehört zu den schönsten Landschaftsbildern, die ich auf zahllosen
Wanderungen in den Alpen gesehen habe.
Schon bei der Überschreitung des Gletschers von Westen nach Osten
und dann wieder von Norden nach Süden zu dem See war mir aufge-
fallen, daß die Oberfläche des Eises vielfach einen treppenförmigen Auf-
bau hatte (siehe Fig. 1). Ich hebe hervor, daß es der 9te August eines
x) In der fünften (dieser folgenden) Abhandlung.
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