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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 8. Abhandlung): Über Energie und Gravitation — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43581#0012
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12

P. Lenard:

verfolgbarer Weise von cler bewegten Masse aus in die Umgebung,
wenn die Geschwindigkeit der Masse vermindert wird, z. B. durch
Reibungskräfte. Da aber Masse selbst Energie ist, ist die kinetische
Energie nur als eine bei Beschleunigung eintretende Vermehrung schon
vorhandener Energie anzusehen, und da sie auch denselben Sitz hat wie
die letztere, so ist anzunehmen, daß sie auch an elektromagnetischen
Kraftlinien sitzt, die zu letzterer gehören. Demnach würde beispiels-
weise der Energieinhalt der elektromagnetischen Atomfelder eines durch
Muskelkraft beschleunigten Körpers zunehmen, indem die der Beschleuni-
gungsarbeit entsprechende Energiemenge aus den elektromagnetischen
Feldern des Muskels in die des angetriebenen Körpers wandert.
Die Energie von Licht ist als rein kinetische Energie anzu-
sehen, da das Licht keine Ruhmasse hat. Mit Vernichtung der Ge-
schwindigkeit c der Lichtenergie, wie bei Absorption des Lichtes, wird
die gesamte Lichtenergie verfügbar, ohne daß eine Ruhenergie übrig-
bleibt wie etwa bei Vernichtung der Geschwindigkeit bewegter Atome.
Es stimmt dies auch damit überein, daß in der elektrischen Welle so-
wohl magnetische als elektrische Kraftlinien in sich geschlossen sind,
so daß beide ohne ihre mit Lichtgeschwindigkeit erfolgende Fort-
bewegung in sich zusammenschrumpfen würden. Auch für die so als
kinetisch erkannte Energie der elektromagnetischen Wellen gilt es, daß
sie an elektromagnetischen Kraftlinien sitzt. Kinetische Energie sitzt
wohl stets nur an geschlossenen Kraftlinien, Ruhenergie an mit Enden
versehenen elektrischen Kraftlinien.
Es geht aus alledem hervor, daß Trägheitsenergie (kinetische
Energie) überhaupt nichts anderes ist als wieder nur elektromagnetische
Energie; sie ist derjenige Teil der gesamten elektromagnetischen Energie
eines gegebenen Kraftliniensystems, welcher mit dem Bewegungszustand
desselben zusammenhängt. Als einwandfreie, allem Bekannten gegen-
über befriedigend durchführbare Definition der kinetischen
Energie kann gelten: Sie ist derjenige Teil der Energie, welchen
man dem betreffenden System entziehen muß, um es zur Ruhe zu
bringen. Bezeichnet man danach die kinetische Energie mit eJc, die
Gesamtenergie mit JE und die im Ruhzustand vorhandene Energie —
Ruhenergie — mit ec, so gilt definitionsgemäß
ek = E ~ eQ 3)
und entsprechend auch Wj. = M — m0, wo M die Gesamtmasse, mk die
M ässe der kinetischen Energie und m0 die Ruhmasse ist.1)
*) Setzt man m0 — TJf]/' 1 — r2/c2, was nur Folgerung aus M = Eie2 und
dem Galilei-ISEWTONschen Grundgesetz ist, so wird l'iir kleine e, = 3/ r2/2 ent-
 
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