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Gottfried, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1930, 1. Abhandlung): Über kontaktmetamorphe Gesteine des Baitonegebietes in der Adamellogruppe (Italien) — Berlin, Leipzig, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.43600#0014
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C. Gottfried:

zu 35 % aus Tonsubstanz (wasserfrei gedacht) bestand, so würde dieses
durch einfache Umkristallisierung imstande sein, den Granat I zu
bilden. Es ist wohl möglich, daß aus solchen Gesteinen unter dem
Einfluß der Magmarestlaugen Lösungen diffundieren, in die kristallinen
Schiefer eindringen und die Granaten II liefern. Ist diese Auffassung
richtig, so würden wir einen besonderen Fall von Pneumatolyse vor
uns haben, bei dem diese letztere nicht nur durch die Bestlaugen des
Magmas selbst, sondern auch durch Lösungen hervorgerufen wird, die
mit den Eestlaugen des Magmas zusammen aus einem Teil des Kontakt-
hofes in einen anderen wandern. Indessen soll das nicht etwa als
sicher, oder auch als sehr wahrscheinlich, sondern nur als möglich hin-
gestellt werden. In diesem Zusammenhang sei aber darauf hingewiesen,
daß die geologischen und mikroskopischen Untersuchungen Salomons
bisher eigentlich nirgendwo in dem weitausgedehnten und sehr mannig-
faltig zusammengesetzten Kontakthofe des Adamelloplutones eine An-
deutung dafür geliefert haben, daß eine nennenswerte Substanzzufuhr
aus dem Pluton in die Nebengesteine stattgefunden habe. Das dürfte
es zum mindestens vorläufig als ratsam erscheinen lassen, auch für die
Entstehung der Magnetitlinsen und Skarne von Bombiä, sowie für die
Granaten der kristallinen Schiefer des Baitone keine wesentlichen Sub-
stanzzufuhren aus dem Magma anzunehmen. Jedenfalls ist mit Sicher-
heit zu sagen, daß keine Substanzzufuhr durch Halogenverbindungen
stattgefunden hat, wie sie V. M. Goldschmidt1) für das Oslo-Gebiet
nachweist, da außer den normalen Apatitmengen im Baitone keine
halogenhaltigen Mineralien in dem Kontaktgebiet gefunden wurden.
Bemerkenswerterweise hat auch V. M. Goldschmidt in seiner Arbeit
über die Injektionsmetamorphose im Stavangergebiet2) (S. 118) für den
Kalk der Kontaktzone die Vermutung ausgesprochen, „daß er nicht
vom Intrusivgestein her zugeführt worden ist, sondern daß die in der
Kontaktzone zirkulierenden Lösungen ihren Kalkgehalt den kalkhaltigen
Lagen der cambro-silurischen Formationsreihe verdanken, daß also in
bezug auf Kalk nur ein Ausgleich innerhalb des Kontakthofes statt-
gefunden hat“. Das wäre also ein vollständiges Analogon zu meiner
Vermutung von der Wanderung des Eisens, Mangans und vielleicht
noch anderer die Granaten der kristallinen Schiefer des Baitone zu-
sammensetzenden Substanzen.

3 V. M. Goldschmidt, Viel. Selsk. Skr. I. 1911. Nr. 1.
2) V. M. Goldschmidt, Vid. Selsk. Skr. I. 1920. Nr. 10.
 
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