Epeirophorese.
5
gelaufen und erfreue mich bei diesem Kampfe der Zustimmung
und Mitwirkung einer langen Reihe von Forschern, von denen ich
hier nur Ampferer, Andree, von Bubnoff, Kossmat, Walter
Schmidt, Schwinner und Alfred Wegener besonders hervor-
hebe, obwohl noch Adele andere genannt zu werden verdienten.
Aber es ist immer noch nötig den Kampf fortzusetzen und
eine neue Arbeitshypothese zu vertreten, die dem heutigen Kenntnis-
stand besser entspricht. Vielleicht wird auch sie einst das Schicksal
der meisten Arbeitshypothesen teilen und eines Tages einer besse-
ren den Platz abtreten. Zunächst handelt es sich aber darum,
ihr die vorläufig noch von den Meisten versagte Anerkennung zu
erkämpfen.
Es ist nicht der Zweck der folgenden Ausführungen die histo-
rische Entwicklung der Kontraktionstheorie oder der neuen Lehre
von der Epeirophorese zu schildern. Ich werde daher auch von der
Literatur nur das benützen, was mir für meinen Zweck geeignet
erscheint. Worauf es mir ankommt, ist meinen Gedankengang
in möglichster Kürze darzustellen.
Gegengründe gegen die Kontraktionslehre.
Die früher für unanfechtbar gehaltene Grundlage der Kon-
traktionslehre war die Tatsache, daß die Erde Wärme an den
Weltenraum abgibt, und die Annahme, daß dieser Wärmeverlust
nicht ausgeglichen werden könne. Daraus folgerte man dann die
wachsende Abkühlung der Gesamterde und die Schrumpfung des
inneren Kernes. Aber schon die Feststellung der permokarboni-
schen Vereisung und noch mehr die der archäozoischen
Vereisungen zeigte, daß die Temperatur der Erdoberfläche sich
zum Mindesten seit dem Archäozoikum nicht merklich verändert
haben kann. Diese Feststellung allein machte eine Kontraktion
der Erde schon sehr zweifelhaft.
Dazu kam nun die Entdeckung der Wärmeproduktion
Kontraktionslehre noch vertreten, und habe ihre Beweisgründe kurz wieder-
gegeben. Mein hochverehrter alter Lehrer Albert Heim hat zu meiner großen
Freude an seinem 80. Geburtstage in Schwanden unter der durch ihn berühmt ge-
wordenen Lochseite eine Rede gehalten, in der er, der doch ein halbes Jahrhundert
lang der glänzendste Verteidiger der Kontraktionslehre gewesen ist, sie nun preis-
gibt, ein wunderbares Zeugnis für seine geistige Frische, die ihm noch in so hohem
Alter eine ganz neue Erkenntnis ermöglicht. Vierteljahrsschrift Naturf. Gesellsch.
Zürich. 74. 1929. S. 213—223, bes. S. 222.
2
5
gelaufen und erfreue mich bei diesem Kampfe der Zustimmung
und Mitwirkung einer langen Reihe von Forschern, von denen ich
hier nur Ampferer, Andree, von Bubnoff, Kossmat, Walter
Schmidt, Schwinner und Alfred Wegener besonders hervor-
hebe, obwohl noch Adele andere genannt zu werden verdienten.
Aber es ist immer noch nötig den Kampf fortzusetzen und
eine neue Arbeitshypothese zu vertreten, die dem heutigen Kenntnis-
stand besser entspricht. Vielleicht wird auch sie einst das Schicksal
der meisten Arbeitshypothesen teilen und eines Tages einer besse-
ren den Platz abtreten. Zunächst handelt es sich aber darum,
ihr die vorläufig noch von den Meisten versagte Anerkennung zu
erkämpfen.
Es ist nicht der Zweck der folgenden Ausführungen die histo-
rische Entwicklung der Kontraktionstheorie oder der neuen Lehre
von der Epeirophorese zu schildern. Ich werde daher auch von der
Literatur nur das benützen, was mir für meinen Zweck geeignet
erscheint. Worauf es mir ankommt, ist meinen Gedankengang
in möglichster Kürze darzustellen.
Gegengründe gegen die Kontraktionslehre.
Die früher für unanfechtbar gehaltene Grundlage der Kon-
traktionslehre war die Tatsache, daß die Erde Wärme an den
Weltenraum abgibt, und die Annahme, daß dieser Wärmeverlust
nicht ausgeglichen werden könne. Daraus folgerte man dann die
wachsende Abkühlung der Gesamterde und die Schrumpfung des
inneren Kernes. Aber schon die Feststellung der permokarboni-
schen Vereisung und noch mehr die der archäozoischen
Vereisungen zeigte, daß die Temperatur der Erdoberfläche sich
zum Mindesten seit dem Archäozoikum nicht merklich verändert
haben kann. Diese Feststellung allein machte eine Kontraktion
der Erde schon sehr zweifelhaft.
Dazu kam nun die Entdeckung der Wärmeproduktion
Kontraktionslehre noch vertreten, und habe ihre Beweisgründe kurz wieder-
gegeben. Mein hochverehrter alter Lehrer Albert Heim hat zu meiner großen
Freude an seinem 80. Geburtstage in Schwanden unter der durch ihn berühmt ge-
wordenen Lochseite eine Rede gehalten, in der er, der doch ein halbes Jahrhundert
lang der glänzendste Verteidiger der Kontraktionslehre gewesen ist, sie nun preis-
gibt, ein wunderbares Zeugnis für seine geistige Frische, die ihm noch in so hohem
Alter eine ganz neue Erkenntnis ermöglicht. Vierteljahrsschrift Naturf. Gesellsch.
Zürich. 74. 1929. S. 213—223, bes. S. 222.
2