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Bettmann, Siegfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1930, 8. Abhandlung): Über Modellierungen des Gefäßendabschnittes, 1: Die Beziehung der Kapillarformen der Lippe zur Physiognomie — Berlin, Leipzig, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.43607#0004
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Bettmann :

und Festlegung seiner Form, die Entfaltbarkeit der Bauchdecken,
Verschiedenheiten in der Befestigung der Eingeweide im Bauche
usw., schließlich auf alles, was Sellheim in Verfolgung des Satzes
verwertet hat, daß die Frau in bezug auf die einfachere und weniger
scharf gegliederte Form des Unterleibes dem Kinde ähnlicher sei
als der Mann.
Es konnte so gezeigt werden, wie in der Oberflächenzeichnung
des Abdomens mit der Pubertät am Männerbauch eine ausgeprägte
Spezialisierung und Ausrichtung ausgebildet ist, während beim
Weib ein „Indifferenz“‘-Bild oder „Bereitschafts“-Bild besteht.
Weiter war auf bestimmte Funktionstypen zu verweisen. Wenn
die Modellierung der Flaut von der Unterlage und speziell von der
Muskulatur abhängt, so wird nicht nur die anatomische Anordnung
dieser Unterschichten entscheiden, sondern vielleicht in wesentlich
höherem Grade ihre Inanspruchnahme und Übung. Jedes „Funk-
tions“-Bild ist ein Richtungsbild, bestimmte besondere muskuläre
Tätigkeiten und Fähigkeiten, also auch gewisse berufliche und
sportliche Leistungen graben sich charakterisierend in die Ober-
flächenzeichnung des Abdomens ein. Ebenso wirkt sich an ihr
die Inaktivität aus. Wir kamen zu dem Ergebnis, daß geradezu
von einer „Bauchphysiognomik“ geredet werden könnte.
Voraussetzung für eine solche ausgedehnte Untersuchung war
eine Methode, die in bequemer Weise eine einfache und zuverlässige
Erfassung der Befunde erlaubt. Sie ist in der Dermatographie
gegeben, d. h. in dem erweiterten und von uns in bestimmter
Weise ausgebauten Abklatschverfahren der klassischen Daktylo-
graphie1).
Bei dem Suchen nach anderen Indikatoren mechanischer Aus-
wirkungen in der Haut, die eine Ergänzung und Bestätigung der
an den Oberflächenzeichnungen gewonnenen Ergebnisse liefern
konnten, mußte sich die Aufmerksamkeit auf den Gefäßendabschnitt
in der Haut richten, soweit seine Beobachtung am Lebenden im
Kapillarmikroskop möglich ist. In einer Reihe von Veröffent-
lichungen habe ich mich bemüht zu verfolgen, wie sowohl unter
normalen als auch unter pathologischen Bedingungen die Form,
die Größe, die Menge, die Richtung und die Gruppierung der End-
kapillaren gemäß ihren Einspannungen in ein Verhältnis zu der

1) Siehe besonders: Bettmann, Arch. f. Dermat. 153 und Zeitschr. f.
Anat. 85.
 
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