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Bettmann:
zu tun, vor allem aber mit einem anderen Sprechen. „Die Bewe-
gungen der Lippen sind weniger kräftig, sie sind unscharf und ab-
gestumpft, so daß aus dem U mehr ein 0 wird und das I häufig
mehr wie ein E klingt1).“
Speziell unter Zuhilfenahme von Röntgenaufnahmen der Mund-
höhle konnte in Vergleichen festgelegt werden, daß beim Sprechen
bei taubstummen Kindern die Stellung der Sprechwerkzeuge von
denen bei Vollsinnigen abweicht. Brummer und Frühwald fanden
an den Taubstummen bei Vokalen Abweichungen, die nicht mehr
im Bereich der physiologischen Variationsbreite lagen. Bei Konso-
nanten fanden sich besonders Verwechslungen von Reibelauten
mit Verschlußlauten. „Die Artikulationsbewegungen: Lippen-,
Unterkiefer- und Mundbogen, Zungenbewegungen zeigen häufig
erhebliche Abweichungen von der Norm.“ Es wird also auch auf
die verschiedensten Arten von Sprechbeeinträchtigungen und
Sprachfehlern Rücksicht zu nehmen sein.
Genau haben wir uns mit den Rückbildungsvorgängen befaßt.
Die Kapillarbilder der Lippenschleimhaut lassen die Alterstypen
sehr eindrucksvoll erkennen, die wir in einer besonderen Arbeit
analysiert haben. So kann hier eine kurze Zusammenfassung der
Ergebnisse genügen, aus denen wir besonders folgendes hervor-
heben :
Die Bilder der Lippenkapillaren werden mit dem Alter ein-
facher, unbewegter, der Eindruck wird „schematischer“. Es handelt
sich um einen Verarmungstypus. Die Befunde lassen sich gut in
Beziehung setzen zu mechanischen Einflüssen der Umgebung der
Gefäßchen, also vor allem zu den gesamten Altersveränderungen
des Einbettungsgewebes und den so aus ihnen sich ergebenden
Spannungsänderungen, sie entsprechen ausgezeichnet der physio-
gnomischen Analyse, die eine mit dem wachsenden Alter ein tretende
Verringerung der „ausdrucksphysiognomischen Plastizität der Erb-
physiognomie“ zu betonen hat. Schon oben wurden kurz Aus-
einandersetzungen PIellpachs berührt, die sich auf solche Alters-
wandlungen der Physiognomie beziehen.
An den Kapillaren der Lippenschleimhaut ergeben sich sehr
schöne bildhafte Bestätigungen dafür, daß der „alternde Mensch
gleichsam nach seinem Lebensgesetz den ‘fränkischen’ Eigenschaften
b Sokolewsky, Stimme und Sprache der Schwerhörigen, Ertaubten und
Taubstummen im Handbuch der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Bd. 8.
Bettmann:
zu tun, vor allem aber mit einem anderen Sprechen. „Die Bewe-
gungen der Lippen sind weniger kräftig, sie sind unscharf und ab-
gestumpft, so daß aus dem U mehr ein 0 wird und das I häufig
mehr wie ein E klingt1).“
Speziell unter Zuhilfenahme von Röntgenaufnahmen der Mund-
höhle konnte in Vergleichen festgelegt werden, daß beim Sprechen
bei taubstummen Kindern die Stellung der Sprechwerkzeuge von
denen bei Vollsinnigen abweicht. Brummer und Frühwald fanden
an den Taubstummen bei Vokalen Abweichungen, die nicht mehr
im Bereich der physiologischen Variationsbreite lagen. Bei Konso-
nanten fanden sich besonders Verwechslungen von Reibelauten
mit Verschlußlauten. „Die Artikulationsbewegungen: Lippen-,
Unterkiefer- und Mundbogen, Zungenbewegungen zeigen häufig
erhebliche Abweichungen von der Norm.“ Es wird also auch auf
die verschiedensten Arten von Sprechbeeinträchtigungen und
Sprachfehlern Rücksicht zu nehmen sein.
Genau haben wir uns mit den Rückbildungsvorgängen befaßt.
Die Kapillarbilder der Lippenschleimhaut lassen die Alterstypen
sehr eindrucksvoll erkennen, die wir in einer besonderen Arbeit
analysiert haben. So kann hier eine kurze Zusammenfassung der
Ergebnisse genügen, aus denen wir besonders folgendes hervor-
heben :
Die Bilder der Lippenkapillaren werden mit dem Alter ein-
facher, unbewegter, der Eindruck wird „schematischer“. Es handelt
sich um einen Verarmungstypus. Die Befunde lassen sich gut in
Beziehung setzen zu mechanischen Einflüssen der Umgebung der
Gefäßchen, also vor allem zu den gesamten Altersveränderungen
des Einbettungsgewebes und den so aus ihnen sich ergebenden
Spannungsänderungen, sie entsprechen ausgezeichnet der physio-
gnomischen Analyse, die eine mit dem wachsenden Alter ein tretende
Verringerung der „ausdrucksphysiognomischen Plastizität der Erb-
physiognomie“ zu betonen hat. Schon oben wurden kurz Aus-
einandersetzungen PIellpachs berührt, die sich auf solche Alters-
wandlungen der Physiognomie beziehen.
An den Kapillaren der Lippenschleimhaut ergeben sich sehr
schöne bildhafte Bestätigungen dafür, daß der „alternde Mensch
gleichsam nach seinem Lebensgesetz den ‘fränkischen’ Eigenschaften
b Sokolewsky, Stimme und Sprache der Schwerhörigen, Ertaubten und
Taubstummen im Handbuch der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Bd. 8.