Über Modellierungen des Gefäßendabschnittes.
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sie sich in sehr feiner Weise in der Physiognomie spiegeln können,
auch in ihrem direkten Einfluß auf die Kapillaren zu würdigen
sind.
Es ist gerade bei endokrin Gestörten an den Kapillaren der
Lippenschleimhaut auf sehr interessante, aber keineswegs konstante
Abweichungen vom normalen Verhalten zu verweisen, die sich
allerdings mehr auf die Reaktionsfähigkeit als auf die Kapillarform
beziehen.
Wir wollen also nicht dahin mißverstanden werden, daß wir
etwa die Formen und Modellierungen des Gefäßendabschnittes,
sei es an der Lippenschleimhaut oder an irgendwelchem Bereiche
der Flaut, ausschließlich in Abhängigkeit von histomechanischen
Voraussetzungen setzen möchten.
Aber wenn sich die Anpassung der Kapillarformen an diese
mechanischen Außenfaktoren schon an der äußeren Flaut unter
normalen wie pathologischen Verhältnissen ohne Weiteres auf-
drängte, so erscheint uns jetzt die Lippenschleimhaut als der ge-
eignetste Bereich, an dem sich die Richtigkeit der von uns verfolgten
Überlegungen als zwingend erweist.
Nebenbei stehen auch die Gefäßbefunde an der Schleimhaut
der Lippenkommissuren und der Oberlippe, sowie sie kapillar-
mikroskopisch kontrolliert werden können, damit in guter Über-
einstimmung. Gerade weil wir jede schematische Gewaltsamkeit
ablehnen, halten wir es für wichtig, daß die Prüfungen am Menschen
auf eine Reihe von weiteren physiognomischen Fragestellungen
ausgedehnt werden. Verwiesen sei zunächst auf die Erblichkeits-
verhältnisse. Für die Zwillingsforschung haben bereits Mayer-
List und FIübener Kapillarbefunde der Lippenschleimhaut heran-
geholt.
Weiter erscheinen uns Untersuchungen an Geisteskranken mit
fixierten physiognomischen Eigentümlichkeiten wichtig. Auch Aus-
blicke nach der Richtung der Anthropologie sind wohl erlaubt.
Die Mimik der meisten Naturvölker wird als außerordentlich dürftig
und ihre Physiognomie als primitiv geschildert. Dieses Verhalten
muß in Beziehung zu einer geringeren Differenzierung der Gesichts-
muskulatur gesetzt werden (Hagen). Man kann also zu einem
unerschöpflichen Materiale gelangen, an dem sich das Verhalten
des Gefäßendabschnittes der Schleimhaut an einem wichtigen
lokalen Bereiche in seinen Beziehungen zu hervorstechenden Eigen-
tümlichkeiten der Physiognomie studieren läßt.
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sie sich in sehr feiner Weise in der Physiognomie spiegeln können,
auch in ihrem direkten Einfluß auf die Kapillaren zu würdigen
sind.
Es ist gerade bei endokrin Gestörten an den Kapillaren der
Lippenschleimhaut auf sehr interessante, aber keineswegs konstante
Abweichungen vom normalen Verhalten zu verweisen, die sich
allerdings mehr auf die Reaktionsfähigkeit als auf die Kapillarform
beziehen.
Wir wollen also nicht dahin mißverstanden werden, daß wir
etwa die Formen und Modellierungen des Gefäßendabschnittes,
sei es an der Lippenschleimhaut oder an irgendwelchem Bereiche
der Flaut, ausschließlich in Abhängigkeit von histomechanischen
Voraussetzungen setzen möchten.
Aber wenn sich die Anpassung der Kapillarformen an diese
mechanischen Außenfaktoren schon an der äußeren Flaut unter
normalen wie pathologischen Verhältnissen ohne Weiteres auf-
drängte, so erscheint uns jetzt die Lippenschleimhaut als der ge-
eignetste Bereich, an dem sich die Richtigkeit der von uns verfolgten
Überlegungen als zwingend erweist.
Nebenbei stehen auch die Gefäßbefunde an der Schleimhaut
der Lippenkommissuren und der Oberlippe, sowie sie kapillar-
mikroskopisch kontrolliert werden können, damit in guter Über-
einstimmung. Gerade weil wir jede schematische Gewaltsamkeit
ablehnen, halten wir es für wichtig, daß die Prüfungen am Menschen
auf eine Reihe von weiteren physiognomischen Fragestellungen
ausgedehnt werden. Verwiesen sei zunächst auf die Erblichkeits-
verhältnisse. Für die Zwillingsforschung haben bereits Mayer-
List und FIübener Kapillarbefunde der Lippenschleimhaut heran-
geholt.
Weiter erscheinen uns Untersuchungen an Geisteskranken mit
fixierten physiognomischen Eigentümlichkeiten wichtig. Auch Aus-
blicke nach der Richtung der Anthropologie sind wohl erlaubt.
Die Mimik der meisten Naturvölker wird als außerordentlich dürftig
und ihre Physiognomie als primitiv geschildert. Dieses Verhalten
muß in Beziehung zu einer geringeren Differenzierung der Gesichts-
muskulatur gesetzt werden (Hagen). Man kann also zu einem
unerschöpflichen Materiale gelangen, an dem sich das Verhalten
des Gefäßendabschnittes der Schleimhaut an einem wichtigen
lokalen Bereiche in seinen Beziehungen zu hervorstechenden Eigen-
tümlichkeiten der Physiognomie studieren läßt.