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Bettmann:
nicht mimischen Ursprungs sind, sondern durch Stellungsanomalien
der Zähne bedingt sind, physiognomische Bedeutung beigelegt
wird. So haben wir auch bei den Kapillaruntersuchungen Bezug
zu nehmen auf Tatsachen wie das Anliegen der Unterlippe an
den Schneidezähnen der oberen Reihe, auf die Beeinflussung der
Grübchenbildung durch das Anliegen der Unterlippe an den Zahn-
reihen und ebenso auf Störungen dieser Verhältnisse.
Krukenberg hebt beispielsweise hervor, daß die Breite des
Lippensaumes u. a. von dem Zustande der Zähne abhängt. Bei
Zahnausfall mit sekundärer Atrophie der Kiefer wenden sich die
Lippen und damit auch der Lippensaum nach innen zu, die Lippen
erscheinen schmäler, die Blaut wird oft zu weit und zeigt zahlreiche
radiäre Falten. Es war also auf Änderungen der Kapillarbilder im
Zusammenhang mit Änderungen des physiognomischen Ausdrucks
durch Gebiß- und Stellungsanomalien der Zähne zu achten. Nach
den bisherigen Untersuchungen scheinen sich wenigstens grob
gesetzmäßige Verhältnisse zu ergeben.
Damit kommen wir aufs Pathologische im weitesten Sinne.
Im Sinne der Hemmungen ist es bereits berührt worden. Bestimmte
angeborene Deformitäten und eintretende Deformierungen tieferer
rPeile können mimische Voraussetzungen vortäuschen und ersetzen.
Lähmung und Krampf im Bereich der Gesichtsmuskulatur und
speziell der unteren Gesichtshälfte ist besonders wichtig. Bei ein-
seitiger Fazialislähmung kann es zu asymmetrischen Befunden an
den Lippenkapillaren mit dem Bilde der Entspannung an den Ge-
fäßchen der gelähmten Seite kommen.
Wir werden so auf eine Fülle von Faktoren aufmerksam, die
von außen her auf die Gefäße wirkend sich an vorhandenen Span-
nrings- und Richtungskomplexen. im Sinne der Steigerung und
Übersteigerung oder entgegengesetzt im Sinne der Beschränkung
und des Ausfalls auswirken müssen.
Wir haben aber noch andere krankhafte Zustände des Ge-
sichts heranzuholen. Was wir bisher bei Fällen von Herniatrophia
facialis, Sklerodermie und Akromegalie untersuchen konnten, reicht
nicht aus für eine abschließende Beurteilung, aber die Befunde
fügen sich ohne weiteres den von uns hier verfolgten Gedanken.
Doch verweisen gerade die letztgenannten Erkrankungen auf sehr
komplizierte Voraussetzungen, die eine Beschränkung auf eine rein
histo-mechanische Erklärung ablelmen lassen. Vor allem sind
endokrine Beeinflussungen in Betracht zu ziehen, die, wie immer
Bettmann:
nicht mimischen Ursprungs sind, sondern durch Stellungsanomalien
der Zähne bedingt sind, physiognomische Bedeutung beigelegt
wird. So haben wir auch bei den Kapillaruntersuchungen Bezug
zu nehmen auf Tatsachen wie das Anliegen der Unterlippe an
den Schneidezähnen der oberen Reihe, auf die Beeinflussung der
Grübchenbildung durch das Anliegen der Unterlippe an den Zahn-
reihen und ebenso auf Störungen dieser Verhältnisse.
Krukenberg hebt beispielsweise hervor, daß die Breite des
Lippensaumes u. a. von dem Zustande der Zähne abhängt. Bei
Zahnausfall mit sekundärer Atrophie der Kiefer wenden sich die
Lippen und damit auch der Lippensaum nach innen zu, die Lippen
erscheinen schmäler, die Blaut wird oft zu weit und zeigt zahlreiche
radiäre Falten. Es war also auf Änderungen der Kapillarbilder im
Zusammenhang mit Änderungen des physiognomischen Ausdrucks
durch Gebiß- und Stellungsanomalien der Zähne zu achten. Nach
den bisherigen Untersuchungen scheinen sich wenigstens grob
gesetzmäßige Verhältnisse zu ergeben.
Damit kommen wir aufs Pathologische im weitesten Sinne.
Im Sinne der Hemmungen ist es bereits berührt worden. Bestimmte
angeborene Deformitäten und eintretende Deformierungen tieferer
rPeile können mimische Voraussetzungen vortäuschen und ersetzen.
Lähmung und Krampf im Bereich der Gesichtsmuskulatur und
speziell der unteren Gesichtshälfte ist besonders wichtig. Bei ein-
seitiger Fazialislähmung kann es zu asymmetrischen Befunden an
den Lippenkapillaren mit dem Bilde der Entspannung an den Ge-
fäßchen der gelähmten Seite kommen.
Wir werden so auf eine Fülle von Faktoren aufmerksam, die
von außen her auf die Gefäße wirkend sich an vorhandenen Span-
nrings- und Richtungskomplexen. im Sinne der Steigerung und
Übersteigerung oder entgegengesetzt im Sinne der Beschränkung
und des Ausfalls auswirken müssen.
Wir haben aber noch andere krankhafte Zustände des Ge-
sichts heranzuholen. Was wir bisher bei Fällen von Herniatrophia
facialis, Sklerodermie und Akromegalie untersuchen konnten, reicht
nicht aus für eine abschließende Beurteilung, aber die Befunde
fügen sich ohne weiteres den von uns hier verfolgten Gedanken.
Doch verweisen gerade die letztgenannten Erkrankungen auf sehr
komplizierte Voraussetzungen, die eine Beschränkung auf eine rein
histo-mechanische Erklärung ablelmen lassen. Vor allem sind
endokrine Beeinflussungen in Betracht zu ziehen, die, wie immer