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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1931, 7. Abhandlung): Mitteilung zur Statik und Dynamik der deutschen Stammesphysiognomien, 3 — Berlin, Leipzig, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.43632#0009
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Statik und Dynamik der deutschen Stammesphysiognomien

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samt.- oder von einem oVfälischen unterscheidbar ist) kennzeichnen
folgende Merkmale:
1. Das Rundgesicht beherrscht den „physiognomischen Markt“,
Markt im Sinne des alltäglichen Volkstreibens verstanden. (Es ist
wohl auch in der Charakteristik „Quadratschädel“ mitgemeint.)
Auffällig parallel zum entsprechenden Phänomen im Herzen des
schwäbischen Stammesgebiets tritt massenhaft eine rundliche,
oft geradezu globale, kugelige Gesamtkopfform in Erscheinung.
Sie ist fürs schwäbische Gebiet auch anthropologisch festgestellt:
z. B. nennt Kruse („Die Deutschen und ihre Nachbarvölker“,
1929, S. 113) den hier überwiegenden Gesichtsformtyp „eiförmig“
und findet ihn gleich verbreitet nur noch in Ostpreußen, Hannover
und Westfalen, in Sachsen-Thüringen und in Köln-Düsseldorf;
in Kruses prozentualer Tabelle S. 112 steht „Niedersachsen“,
d. h. nach seiner Erläuterung Westfalen, Friesland, Hannover, mit
18,7% an der Spitze von ganz Deutschland, während es die kleinste
Zahl von „keilförmigen“ Gesichtern (mein „fränkisches Gesicht“
ist deren Prototyp) aufweist, nämlich nur 15,4%, gegenüber 23,7%
in Hessen bis nach Düsseldorf und Aachen hin. In Kruses Gesichts-
formentabelle steht (S. 114) Westfalen mit nur 24% „spitzer“
Gesichter an der unteren Schwelle dieser Form, gegen z. B. Pfalz
mit 42%, Hessen mit 30%, Trier mit 42% und Sachsen (Staat) mit
33% , (was meine Feststellung über die Formverwandtschaft des
fränkischen und des sächsischen Gesichts bestätigt, s. meine zweite
Mitteilung zur Physiognomik der deutschen Volksstämme, Sitzungs-
ber. d. Heidelb. Akad. d. Wissensch. Jahrg. 1925, 6. Abhandl. d.
math.-naturw. Kl., S. 3). Westfalen wird nach Kruses Zählung
an Spitzgesichtermangel nur noch überboten durch Hannover (bis
Mecklenburg hin) mit nur 22—20%, daher die Fragestellung „ge-
samtfälisches Gesicht ?“ durchaus naheliegt, und durch Württem-
berg nebst Schweiz mit nur 18%.
Auf ganz andern methodischen Wegen kommt neuestens
W alther Scheidt („Physiognomische Studien an niedersächsischen
und ob er schwäbischen Landbevölkerungen“, 1931, Bd. V der von
Prof. Dr. Eugen Fischer herausgegebenen „Deutschen Rassen-
kunde“) zu dem Ergebnis (S. 94), „daß sich der physiognomische
Querschnitts^ U5 unserer Niedersachsen von dem der untersuchten
oberdeutschen (also schwäbischen ! W. H.) Bevölkerungen nur
in wenigen Merkmalen alternativ unterscheidet“, und dabei spielt
offensichtlich die von Scheidt ermittelte Kinnähnlichkeit mit, die
 
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