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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1931, 7. Abhandlung): Mitteilung zur Statik und Dynamik der deutschen Stammesphysiognomien, 3 — Berlin, Leipzig, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.43632#0012
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12

Willy Hellpach :

An einer Mädchenklasse (in Bochum) konnten im Sinne dieser
Deskription unter 15 anwesenden Schülerinnen nicht weniger
als 6 „auf Anhieb“ als „echt fälisch“ notiert werden: diese Schüle-
rinnen waren geboren in Bielefeld 1, Linden 1, Bochum 4. An
einer Knabenklasse wurden von 30 Gesichtern 12 sofort als fälisch
charakterisiert; in einem Hortnerinnenlehrgang vermerkte ich von
20 Mädchen 8 als fälisch, immer war die Mundstellung entscheidend
für die Diagnose, sobald ich mir über den ersten elementaren „Ein-
druck“ zerlegende Rechenschaft gab. In einer andern Oberklasse
fanden sich (in Münster) unter 25 Zöglingen 10 als typisch fälisch
bezeichnet. Völlig daneben ging die Diagnose nur in einem einzigen
Falle eines erst vor ganz kurzem zugezogenen thüringischen Schülers,
der „fälisch“ wirkte. Im Falle zweier Schülerinnen, bei denen ich
mit Fragezeichen vermerkte: „rheinisch oder schon fälisch ?“, stammte
die eine bezeichnenderweise aus Essen, d. h. aus der Übergangszone
der beiden Stammesarten. Hier schien die Mundstellung in der Ruhe
fälisch zu sein, aber beim Sprechen überwog dann die rheinische
Mimik.
Die Untersuchungen werden nunmehr aufs „ostfälische“ Ge-
biet (etwa Hildesheim bis Braunschweig und Halberstadt) hinein-
getragen. Je nach dem Ergebnis würde die Frage aufzuwerfen sein,
ob es nicht angezeigt wäre, den etwas umständlichen und wegen des
heutigen Sachsentums auch nicht vereinfachbaren Terminüs „nieder-
sächsisch“ insgesamt durch „fälisch“ zu ersetzen. Dann könnte das
Wort „sächsisch“ ohne Zusatz für den Menschenschlag des staats-
sächsisch-thüringischen Gebietes vorbehalten werden. West- und
Ostfalen machten ja um 1000 n. Chr. den Hauptinhalt des damaligen
Herzogtums Sachsen, des heutigen „Niedersachsen“ aus. Daß das
historische Stückchen „Engern“ dabei unter den Tisch fiele, wäre
wohl zu ertragen. (Im besten Einklang hiermit die Ausführungen
II. Aubins in dem soeben erschienenen von ihm mitherausgege-
benen Monumentalwerk „Der Raum Westfahlen“.)

IIL Das ostische Gesicht*
Der in. W. von H. Günther (Jena) zuerst in die Bezeichnungs-
weise eingeführte, rasch landläufig gewordene, durch Verquickung
mit ethnopolitischen Wertungen leider schwer entwertete Begriff
des „ostischen“ Habitus ist dennoch physiognomisch brauchbar
genug, um festgehalten und sinnvoll festgelegt zu werden. Die
Streitfrage, ob es sich beim ostischen Habitus um den „Homo
alpinus“ oder auch um diesen oder um mongolide Ausläufer mit
entgilbter Hautfarbe oder gar um die eurysome (Drallings-) Kon-
stitution in Mittel- und Osteuropa handle, kann aus dem Spiele
bleiben. Unvoreingenommene Beobachtung läßt keinen Zweifel
 
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