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Salomon-Calvi, Wilhelm [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1931, 8. Abhandlung): Epeirophorese: Die Eiszeiten des Tertiärs und Mesozoikums, Teil 3,A — Berlin, Leipzig, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.43633#0007
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Epeirophorese

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einzelnen Vorkommen ganz unsicher ist, ja daß es bei der großen
absoluten Dauer der alten Erdperioden sehr viel wahrscheinlicher
ist, daß hier nicht eine sehr ausgedehnte, sondern mehrere zeit-
lich und räumlich getrennte Vereisungen vorliegen. Wir sind also
bis auf weiteres durchaus in der Lage, die Größenordnung der Eis-
bedeckungen jener alten Vereisungen mit der heutigen Antarktis-
vereisung zu vergleichen, wenn sie nicht noch kleiner waren.
Alle übrigen Vereisungen aus Pliocän, Miocän, Eocän, Kreide,
Jura, Trias, Devon, Gotlandium, Ordovicium sowie die von Cole-
man angeführten aus dem älteren Archäozoikum sind entweder
überhaupt zweifelhaft oder aber die Flächen, auf denen sie nach-
gewiesen sind, stehen weit hinter der heutigen Antarktis zurück.
Zusammenfassung. Bei dem heutigen Kenntnisstand kann
man nur von der diluvialen und permokarbonischen Vereisung be-
haupten, daß sie in der Ausdehnung der Eisflächen der heutigen
Vereisung der Erde überlegen waren. Bei der huronischen Eiszeit
ist das möglich, aber unsicher, bei allen übrigen im höchsten Maße
unwahrscheinlich. Wir bedürfen also nur für die diluvialen und
permokarbonischen Vereisungen einer besonderen Klimaerklärung.
Für die anderen wird man bei der Annahme einer Epeirophorese
mit der Möglichkeit rechnen müssen, daß damalige Polarkappen
bei ähnlicher Größe an anderen Stellen der Festländer gelegen haben.
Fehlerquellen bei der Feststellung von Vereisungen.
Soweit bei älteren Vereisungen die morphologischen Verhält-
nisse nicht mehr feststellbar sind, werden als Mittel zum Nachweis
in erster Linie die folgenden Erscheinungen benützt: 1. Mangel
einer Schichtung von Geröll- und Blockablagerungen wird als
typisch für Grundmoränen angesehen, obwohl ja torrentielle Ab-
lagerungen ebenfalls häufig ungeschichtet sind. 2. Gekritzte Ge-
schiebe werden als charakteristisch für Grundmoränen angesehen.
3. Mangel einer vollständigen Rundung von Geschieben gilt zwar
nicht als sicherer Beweis, aber doch als günstig für die Annahme
glazialen Transportes. 4. Regelmäßig gebänderte Tonschiefer werden
gern als alte Bändertone mit Warven aufgefaßt. 5. Geglättete und
geschrammte Felsflächen werden darauf untersucht, ob sie nicht
alte Gletscherschliffe sein können.
Die Geschichte der Eiszeitforschung ist außerordentlich reich
an Irrtümern, die darauf beruhen, daß man einzelne der angegebenen
Merkmale isoliert benützt und zu rasch auf Vereisungen geschlossen
 
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