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Wilhelm Salomon Calvi:
Tat eine solche Vergletscherung angenommen und die Konglomerate
bei Turin sowie im ligurischen Appennin als Driftbildungen ansah.
Dabei hatte er auch die großen Massen von Serpentin und Granit
im Auge, die an manchen Stellen des Apennins als fremdartige
Bildungen auftauchen. Mazzuoli zeigt aber in der betreffenden
Arbeit, daß an eine Entstehung durch Gletscher nicht ge-
dacht werden kann. Er faßt die miozänen Konglomerate des
Appenins vielmehr als Küstenkonglomerate auf, was in der Tat
offenbar das Richtige trifft. Ich selbst kenne sie gut von Portofino
und Celle und kann sie auch nicht anders deuten. Die miozäne
Vergletscherung Piemonts ist also zu streichen.
Die „Miozäne Vergletscherung der Alpen.“
Coleman erwähnt auf S. 77 auch eine miozäne Vergletscherung
der Alpen, hebt aber selbst bereits hervor, daß „the general climates
of the world seem to have been little affected, and the plant and
animal life indicate the usual mildness of nonglacial parts of the
earth’s history.“ Hinsichtlich der Alpenvergletscherung stützt er
sich auf eine Arbeit von Hans Schardt „Etudes geologiques sur
le Pays-D’Enhaut Vaudois“ (Bull. Soc. Vaudoise d. Sc. Naturelles.
20. 1884. S. 1—183). Wenn man sich die Mühe gibt, das Original
nachzusehen, findet man auf S. 22 u. f. eine eingehende Schilderung
des Niesenflyschs und seiner exotischen Blöcke; und es ist sehr
begreiflich, daß sogar Schardt, einer der Begründer der Decken-
theorie damals mit einem glazialen Transport der Blöcke rechnete
(S. 28—30). Heute sehen wir in diesen Blöcken abgescherte Teile
von Decken, ganz abgesehen davon, daß der betreffende Flysch
eozän oder oligozän, keinesfalls aber miozän sein dürfte. Alle
angeblichen miozänen Vergletscherungen Europas sind
also zu streichen.
Die „miozäne Vergletscherung“ von Island.
Coleman erwähnt eine Vergletscherung Islands im Miozän und
stützt sich dabei auf H. G. Ferguson „Tertiary and recent glaciation
of an Icelandic Valley“ (Journ. of Geol. Chicago 1906. Bd. XIV.
S. 122—133). Ferguson bezieht sich auf eine gemeinsame Reise
mit dem bekannten isländischen Geologen Helgi Pjetursson und
auf dessen Veröffentlichungen, vor allen Dingen auf seine Schrift
„Om nogle glaciale og interglaciale Vulkaner paa Island“ (Oversigt
Wilhelm Salomon Calvi:
Tat eine solche Vergletscherung angenommen und die Konglomerate
bei Turin sowie im ligurischen Appennin als Driftbildungen ansah.
Dabei hatte er auch die großen Massen von Serpentin und Granit
im Auge, die an manchen Stellen des Apennins als fremdartige
Bildungen auftauchen. Mazzuoli zeigt aber in der betreffenden
Arbeit, daß an eine Entstehung durch Gletscher nicht ge-
dacht werden kann. Er faßt die miozänen Konglomerate des
Appenins vielmehr als Küstenkonglomerate auf, was in der Tat
offenbar das Richtige trifft. Ich selbst kenne sie gut von Portofino
und Celle und kann sie auch nicht anders deuten. Die miozäne
Vergletscherung Piemonts ist also zu streichen.
Die „Miozäne Vergletscherung der Alpen.“
Coleman erwähnt auf S. 77 auch eine miozäne Vergletscherung
der Alpen, hebt aber selbst bereits hervor, daß „the general climates
of the world seem to have been little affected, and the plant and
animal life indicate the usual mildness of nonglacial parts of the
earth’s history.“ Hinsichtlich der Alpenvergletscherung stützt er
sich auf eine Arbeit von Hans Schardt „Etudes geologiques sur
le Pays-D’Enhaut Vaudois“ (Bull. Soc. Vaudoise d. Sc. Naturelles.
20. 1884. S. 1—183). Wenn man sich die Mühe gibt, das Original
nachzusehen, findet man auf S. 22 u. f. eine eingehende Schilderung
des Niesenflyschs und seiner exotischen Blöcke; und es ist sehr
begreiflich, daß sogar Schardt, einer der Begründer der Decken-
theorie damals mit einem glazialen Transport der Blöcke rechnete
(S. 28—30). Heute sehen wir in diesen Blöcken abgescherte Teile
von Decken, ganz abgesehen davon, daß der betreffende Flysch
eozän oder oligozän, keinesfalls aber miozän sein dürfte. Alle
angeblichen miozänen Vergletscherungen Europas sind
also zu streichen.
Die „miozäne Vergletscherung“ von Island.
Coleman erwähnt eine Vergletscherung Islands im Miozän und
stützt sich dabei auf H. G. Ferguson „Tertiary and recent glaciation
of an Icelandic Valley“ (Journ. of Geol. Chicago 1906. Bd. XIV.
S. 122—133). Ferguson bezieht sich auf eine gemeinsame Reise
mit dem bekannten isländischen Geologen Helgi Pjetursson und
auf dessen Veröffentlichungen, vor allen Dingen auf seine Schrift
„Om nogle glaciale og interglaciale Vulkaner paa Island“ (Oversigt