22
Wilhelm Salomon Calvi:
Möglicherweise ist sie von der jüngeren diluvialen Vergletscherung
durch eine etwas wärmere Zwischenperiode getrennt. Doch ist das
für Alaska nicht sicher nachgewiesen.
Richarz hat in einigen Punkten Unrecht. Er hält auf S. 181
noch die Flora von Grinnelland, Grönland und Spitzbergen für
miozän, was sich nicht mehr halten läßt. Er deutet auf S. 183
die Angaben von Tarr und Butler über die Lagerungsverhält-
nisse unrichtig. Er glaubt (S. 187) noch an das Fehlen der Vereisung
in Sibirien. Er hat aber trotzdem das große Verdienst aus der sehr
zerstreuten und sich zum Teil widersprechenden Literatur den
Nachweis herausgeholt zu haben, daß in Alaska die Vereisung nicht
erst im Diluvium, sondern offenbar schon wesentlich früher beginnt.
Koppen und Wegener zitieren auf S. 122, daß „wie L. Waagen
bemerkt, nach Leconte die Eisspuren im Kaskadengebirge älter
als die jüngsten Faltenbewegungen sind, an denen sie teilgenommen
haben.“ Die Faltung soll, wie schon hervorgehoben (S. 19) vor-
pliozän sein. Es ist mir bisher nicht geglückt, mir die betreffenden
Arbeiten zu verschaffen. Sie würden aber im besten Einklang mit
meinen vorstehenden Annahmen über Alaska stehen.
In diesem Zusammenhänge erwähne ich auch, daß Koppen und
Wegener auf S. 115—122 den Nachweis zu erbringen suchen, daß
das fossile Steineis von Alaska, Sibirien und den Neusibirischen
Inseln tertiär sei. Sie geben selbst zu, daß ein strenger Beweis
bisher nicht geführt ist. Die Möglichkeit eines höheren Alters ist
aber entschieden vorhanden. Ich verweise in dieser Hinsicht auf
das Original.
Endlich mag im Zusammenhang mit den vorstehenden Aus-
führungen daran erinnert werden, daß nach Nathorst’s bekannten
Untersuchungen japanischer Floren21) diese bei wohl annähernd
gleichem Alter mit den wärme- und lichtliebenden arktischen Floren
von Spitzbergen, Alaska, Grönland auf geringere Wärme als in der
Gegenwart deuten. Das aber ist bei der Annahme anderer Lage
der betreffenden Länder zu den Polen wohl leichter zu erklären, als
lediglich durch eine Änderung der von Kerner-Marilaun, Semper
und anderen in den Vordergrund gestellten übrigen geographischen
Faktoren. Übrigens ist es bemerkenswert, daß der sehr kritische
und vorsichtige Semper zwar in seiner ersten Arbeit22) den Versuch
21) Zur fossilen Flora Japans. Paläontol. Abhandlungen IV, 3. 1888.
22) M. Semper: Das paläothermale Problem usw. D. Deutsche Geol. Ges.
1896. 48. S. 261 -349.
Wilhelm Salomon Calvi:
Möglicherweise ist sie von der jüngeren diluvialen Vergletscherung
durch eine etwas wärmere Zwischenperiode getrennt. Doch ist das
für Alaska nicht sicher nachgewiesen.
Richarz hat in einigen Punkten Unrecht. Er hält auf S. 181
noch die Flora von Grinnelland, Grönland und Spitzbergen für
miozän, was sich nicht mehr halten läßt. Er deutet auf S. 183
die Angaben von Tarr und Butler über die Lagerungsverhält-
nisse unrichtig. Er glaubt (S. 187) noch an das Fehlen der Vereisung
in Sibirien. Er hat aber trotzdem das große Verdienst aus der sehr
zerstreuten und sich zum Teil widersprechenden Literatur den
Nachweis herausgeholt zu haben, daß in Alaska die Vereisung nicht
erst im Diluvium, sondern offenbar schon wesentlich früher beginnt.
Koppen und Wegener zitieren auf S. 122, daß „wie L. Waagen
bemerkt, nach Leconte die Eisspuren im Kaskadengebirge älter
als die jüngsten Faltenbewegungen sind, an denen sie teilgenommen
haben.“ Die Faltung soll, wie schon hervorgehoben (S. 19) vor-
pliozän sein. Es ist mir bisher nicht geglückt, mir die betreffenden
Arbeiten zu verschaffen. Sie würden aber im besten Einklang mit
meinen vorstehenden Annahmen über Alaska stehen.
In diesem Zusammenhänge erwähne ich auch, daß Koppen und
Wegener auf S. 115—122 den Nachweis zu erbringen suchen, daß
das fossile Steineis von Alaska, Sibirien und den Neusibirischen
Inseln tertiär sei. Sie geben selbst zu, daß ein strenger Beweis
bisher nicht geführt ist. Die Möglichkeit eines höheren Alters ist
aber entschieden vorhanden. Ich verweise in dieser Hinsicht auf
das Original.
Endlich mag im Zusammenhang mit den vorstehenden Aus-
führungen daran erinnert werden, daß nach Nathorst’s bekannten
Untersuchungen japanischer Floren21) diese bei wohl annähernd
gleichem Alter mit den wärme- und lichtliebenden arktischen Floren
von Spitzbergen, Alaska, Grönland auf geringere Wärme als in der
Gegenwart deuten. Das aber ist bei der Annahme anderer Lage
der betreffenden Länder zu den Polen wohl leichter zu erklären, als
lediglich durch eine Änderung der von Kerner-Marilaun, Semper
und anderen in den Vordergrund gestellten übrigen geographischen
Faktoren. Übrigens ist es bemerkenswert, daß der sehr kritische
und vorsichtige Semper zwar in seiner ersten Arbeit22) den Versuch
21) Zur fossilen Flora Japans. Paläontol. Abhandlungen IV, 3. 1888.
22) M. Semper: Das paläothermale Problem usw. D. Deutsche Geol. Ges.
1896. 48. S. 261 -349.