Metadaten

Sölch, Johann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1932, 1. Abhandlung): Der Rückzug der letzten Vergletscherung: eine vergleichende Betrachtung — Berlin, Leipzig, 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43637#0014
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

Johann Solch:

muß in einem angemessenen Abstande darüber liegen, wenn auch
vielleicht nicht so viel höher wie am Nordrand der Alpen, d. i.
800 m, so doch sicher nicht weniger als 600—700 m, also nicht unter
2100 m. Anders ausgedrückt: Die Schneegrenze hätte sich bei jener
Parallelisierung im Schwarzwald zuerst viel langsamer erhoben als
in den Alpen, bloß 400 m gegenüber 900 m, hätte es dann aber in
der Zeit vom Ö-Stadium bis heute merkwürdig eilig bekommen und
wäre nun auf einmal rascher und stärker aufgestiegen als gleich-
zeitig die Schneegrenze der Alpen (800 m gegenüber 300 m)! Für
solche Unterschiede lassen sich weder Anzeichen noch Ursachen
erkennen.
Wenn man nun überhaupt eine Parallelisierung der Rückzugs-
stadien der W-Gletscher im Schwarzwald mit jenen der Alpen
wagen will, wie darf man sich dieselbe allenfalls denken? Man
kann dabei von verschiedenen Erwägungen ausgehen:
entweder a) von den für die Alpen angenommenen Unterschieden
der stadialen Schneegrenzhöhen als solchen;
oder b) von dem Vergleich anderer einst oder noch heute
vergletscherter Gebirge Europas.
Dieser wird den Hauptinhalt unserer Ausführungen bieten.
a) Nimmt man eine eiszeitliche Depression der Schneegrenze
von ungefähr 1200 m an — wir kommen später darauf noch zurück,
ob wir hierzu auch sonstwie berechtigt sind — und vergleicht man
nun das nacheiszeitliche Wiederaufsteigen der Schneegrenze in
Schwarzwald und Alpen rein zahlenmäßig, so wird man eine Schnee-
grenze von 1270—1300, d. i. die der obersten Schwarzwaldmoränen
(Feldsee) nicht dem Ö-Stadium, sondern höchstens dem y-Stadium
zuweisen dürfen. Lag nämlich dessen klimatische Schneegrenze
im Schwarzwald in 1500 m, so konnten sich hier nur infolge be-
sonderer meteorologischer und morphologischer Verhältnisse kleine
Kargletscher in die Talwurzeln der Ostseite lagern. Was hingegen
an tiefer gelegenen Moränen vorhanden ist, muß älter sein, also
Moränen darstellen, welche, zunächst bloß lokal, eine genauere
Ablesung der älteren Phasen des Eisrückzuges gestatten, als dies
in den Alpentälern für die Zeit vor dem y- bzw. ß-Stadium mög-
lich ist.
b) Viel aufschlußreicher, aber freilich auch viel schwieriger
ist es, die hierher gehörigen Fragen der glazialen und postglazialen
Morphologie und Chronologie nicht bloß am Vergleich Alpen-
Schwarzwald zu verfolgen, sondern die vergleichende Untersuchung
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften