Der Rückzug der letzten Vergletscherung
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auf andere Gebirge Europas auszudehnen, namentlich solche, die
näher an die heutige Schneegrenze herankommen und verhältnis-
mäßig spät vom Eise freigegeben worden sind. Der Schwarzwald
und die anderen höchsten Teile unseres deutschen Mittelgebirges,
Böhmerwald, Riesengebirge werden dabei schließlich wie einzelne
Pfeiler dienen, den Vergleich zwischen den Alpen einerseits, den
Gebirgen Nordwest- und Nordeuropas anderseits auf mancherlei
Umwegen zu vermitteln. Im einzelnen wird dazu freilich noch
mancherlei Vorarbeit notwendig sein. Ich kann vorläufig nur an
einigen Beispielen andeuten, worum es sich handelt.
II.
Bekanntlich erheben sich im N der Britischen Insel die schot-
tischen Hochlande längs der Küste des Atlantischen Ozeans ungefähr
zu einer Höhe von 1200—1300 m, mit dem höchsten Punkt, dem
Ben Nevis auf 1343 m, d. h. sie halten sich ungefähr in derselben
Höhe wie weite Teile des Schwarzwaldes. Die relative Höhe von
dessen höchstem Gipfel über der benachbarten Rheintalsenke
ist ungefähr dieselbe wie die des Ben Nevis-Gipfels über dem Meere.
Breite Plateauflächen haben sich auch in dessen Gegend trotz der
stärkeren Benetzung erhalten. Vieles spricht dafür, daß die vor-
pleistozäne Formengeschichte der beiden Landschaften allerlei
Analogien aufzuweisen hat. Aber hier handelt es sich nur um die
jüngste Entwicklung, um die Wandlung des Formenbildes beim
Schwinden der letzten Vergletscherung.
Lehrreich ist zunächst gleich der heutige Befund. Der Scheitel
des Ben Nevis streift sozusagen gerade die orographische Schnee-
grenze; ein kleines gletscherartiges Gebilde hält sich hier in einer
Karschlucht der Nordseite. Die klimatische Schneegrenze muß
unbedeutend höher liegen, in vielleicht 1500 m Höhe. Unter ihr
bildet die Schuttzone einen breiten Höhengürtel. Schon in 900
—1000 m ü. d. M. ist alles höhere Pflanzenleben erloschen; Nieder-
schläge, Stürme, Frostverwitterung gestatten hier nur mehr Moosen
und Flechten das Fortkommen. Man ersteigt durch die Trümmer-
landschaft einer Kältewüste den Gipfel. Der Baumwuchs ist hier
an der W-Küste auf die windsicheren Mulden in der Tiefe der Tal-
gründe beschränkt; die klimatische Baumgrenze steigt kaum ein
paar 100 m über den Meeresspiegel an 12).
12) Nach R. Smith hält sich die obere Grenze der einheimischen Föhren-
und der erst vor 100 —150 Jahren gepflanzten Lärchenwälder in Nord-Perthshire
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auf andere Gebirge Europas auszudehnen, namentlich solche, die
näher an die heutige Schneegrenze herankommen und verhältnis-
mäßig spät vom Eise freigegeben worden sind. Der Schwarzwald
und die anderen höchsten Teile unseres deutschen Mittelgebirges,
Böhmerwald, Riesengebirge werden dabei schließlich wie einzelne
Pfeiler dienen, den Vergleich zwischen den Alpen einerseits, den
Gebirgen Nordwest- und Nordeuropas anderseits auf mancherlei
Umwegen zu vermitteln. Im einzelnen wird dazu freilich noch
mancherlei Vorarbeit notwendig sein. Ich kann vorläufig nur an
einigen Beispielen andeuten, worum es sich handelt.
II.
Bekanntlich erheben sich im N der Britischen Insel die schot-
tischen Hochlande längs der Küste des Atlantischen Ozeans ungefähr
zu einer Höhe von 1200—1300 m, mit dem höchsten Punkt, dem
Ben Nevis auf 1343 m, d. h. sie halten sich ungefähr in derselben
Höhe wie weite Teile des Schwarzwaldes. Die relative Höhe von
dessen höchstem Gipfel über der benachbarten Rheintalsenke
ist ungefähr dieselbe wie die des Ben Nevis-Gipfels über dem Meere.
Breite Plateauflächen haben sich auch in dessen Gegend trotz der
stärkeren Benetzung erhalten. Vieles spricht dafür, daß die vor-
pleistozäne Formengeschichte der beiden Landschaften allerlei
Analogien aufzuweisen hat. Aber hier handelt es sich nur um die
jüngste Entwicklung, um die Wandlung des Formenbildes beim
Schwinden der letzten Vergletscherung.
Lehrreich ist zunächst gleich der heutige Befund. Der Scheitel
des Ben Nevis streift sozusagen gerade die orographische Schnee-
grenze; ein kleines gletscherartiges Gebilde hält sich hier in einer
Karschlucht der Nordseite. Die klimatische Schneegrenze muß
unbedeutend höher liegen, in vielleicht 1500 m Höhe. Unter ihr
bildet die Schuttzone einen breiten Höhengürtel. Schon in 900
—1000 m ü. d. M. ist alles höhere Pflanzenleben erloschen; Nieder-
schläge, Stürme, Frostverwitterung gestatten hier nur mehr Moosen
und Flechten das Fortkommen. Man ersteigt durch die Trümmer-
landschaft einer Kältewüste den Gipfel. Der Baumwuchs ist hier
an der W-Küste auf die windsicheren Mulden in der Tiefe der Tal-
gründe beschränkt; die klimatische Baumgrenze steigt kaum ein
paar 100 m über den Meeresspiegel an 12).
12) Nach R. Smith hält sich die obere Grenze der einheimischen Föhren-
und der erst vor 100 —150 Jahren gepflanzten Lärchenwälder in Nord-Perthshire