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Sölch, Johann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1932, 1. Abhandlung): Der Rückzug der letzten Vergletscherung: eine vergleichende Betrachtung — Berlin, Leipzig, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.43637#0020
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Johann Solch:

Wie würden sich demgegenüber die Dinge im Ben Nevis-Gebiet
entwickeln? Wie wir vorhin gesehen haben, werden dessen Scheitel
heute von der klimatischen Schneegrenze nahezu gestreift. Schon
eine unbedeutende Senkung derselben oder eine unbedeutende
Hebung des Landes würde genügen, um ihn mit kleinen Gletschern
auszustatten. Die Schneegrenze im Ben Nevis-Gebiet liegt min-
destens 600—700 m tiefer, als die Schneegrenze im südlichen
Schwarzwald anzunehmen ist. Das entspricht dem Unterschied
in der Höhenlage der Schneegrenze des y-Stadiums im Vergleich
zur heutigen in den Alpen. Darf man daher auch folgendes sagen:
Das Feldberggebiet muß zur Zeit des y-Stadiums einen ähnlichen
Anblick geboten haben wie heute der Ben Nevis?
Um der Lösung wenigstens näher zu kommen, müßte man
zunächst die klimatischen Verhältnisse des Ben Nevis-Gebiets
etwas genauer mit denen des Feldbergs vergleichen. Man darf nun
allerdings nicht ohne weiteres die Verhältnisse der Gegenwart auf
die Vergangenheit übertragen. Auch lassen sich die uns für die
Gegenwart zur Verfügung stehenden Beobachtungsreihen leider
nicht unmittelbar miteinander vergleichen. Aber ich verdanke
der Liebenswürdigkeit von Herrn Prof. Dr. A. Peppler, Direktors
der Bad. Landeswetterwarte in Karlsruhe, die folgenden Ergebnisse
seiner (zusammen mit Dr. F. Rossmann durchgeführten) Be-
rechnungen, die nun den vorliegenden, unvollkommenen Beobach-
tungsstoff, soweit dies überhaupt möglich ist, vergleichbar gemacht
haben 24).
zugsstadien in Alpen und deutschen Mittelgebirgen ist mit Recht A. Rathsburg.
In seinen eingehenden Untersuchungen über den Böhmerwald spielt er zwar
für diesen auf eine solche Möglichkeit an: es könnte „lockend erscheinen“,
die dort an verschiedenen Seen festgestellten Stadien mit den „vier bekannten
Stufen . . . der PßNCKschen Terminologie zu parallelisieren“, doch scheint
ihm dies „angesichts der bisher für wissenschaftliche Zwecke noch sehr unge-
nügenden kartographischen Grundlagen zumindest verfrüht.“ (Die Gletscher
des Böhmerwaldes zur Eiszeit. 22. Ber. naturw. Gesellsch. zu Chemnitz. 1928.
S. 137, 159.) Tatsächlich fehlt es nicht so sehr an den kartographischen Grund-
lagen — sind sie auch oft wirklich recht mangelhaft, so läßt sich doch vieles
durch einmalige unmittelbare Beobachtung bzw. Messung für unsere Zwecke
ausreichend ergänzen —, wohl aber an ganz besonders zweckmäßig und sorg-
fältig ausgeführten meteorologischen und glaziologischen Beobachtungen.
Dieser Mangel kann gar nicht stark genug und oft genug betont werden.
24) Herr Prof. Peppler hat die Ergebnisse seiner Beobachtungen in
einem Bericht zusammengefaßt, den ich mit einigen unwesentlichen Kürzungen
im Anhang anschließe. Ich möchte ihm aber auch an dieser Stelle nochmals
 
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