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Johann Solch:
auf andere Gebiete. Wichtig ist dabei, daß H.W. Ahlmann als
Sommermittel an der „normalen Schneegrenze“ eine Temperatur
von 2 Grad gewinnt. Wo die tatsächlichen Werte wesentlich darüber
oder darunter liegen, ergibt sich der Schluß, daß die festen Nieder-
schläge des Winters verhältnismäßig groß bzw. klein sind.
Wendet man diese Ergebnisse auf die hier zum Vergleich stehen-
den Gebiete an, so zeigt sich: Der Ben Nevis hat ein Sommermittel
von ungefähr 4 Grad. Diesem entspricht in der AHLMANNschen
Kurve eine verfügbare „condensation utile" von 3 m. Tatsächlich
fallen im Jahresmittel ungefähr 4 m Niederschlag. Die Differenz
ist in der Hauptsache jedenfalls auf Verdunstung zurückzuführen.
Nach Ahlmanns Kurve müßte ferner einer reduzierten Kondensation
von 2 m eine Sommertemperatur von 3 Grad entsprechen: man
kommt also auch auf diesem Wege zur Feststellung, daß eine Tem-
peraturerniedrigung von bloß 4—5 Grad nicht imstande wäre, die
Schneegrenze unter die Höhe des Feldberges herabzusenken, wenn
diese nicht von einer entsprechenden Zunahme der absoluten
Niederschlagssumme und darüber hinaus einer besonderen Zunahme
des Anteils der Schneefälle begleitet wäre.
Die sommerliche Erwärmung im Ben Nevis-Gebiet ist im
Vergleich zu den deutschen Mittelgebirgen überhaupt — das zeigt
auch die Gegenüberstellung zu Schneekoppe, Brocken usw. — weit
geringer und demgemäß für die Abschmelzung weit weniger wirk-
sam. Daher würde sich dort schon bei einem geringen Sinken der
Temperatur, auch nur um 1—2 Grad, die Taufrist auf die eigent-
lichen Sommermonate beschränken, die Firnhildung in stärkerem
Ausmaß zur Entstehung von Gletschern weiterführen.
Man wird also kaum fehlgehen, wenn man mit einer Senkung
der Schneegrenze um bloß 300—400 m im Ben Nevis-Gebiet eine
Ausdehnung des Eises in Zusammenhang bringt, welche der Aus-
dehnung des ß-Stadiums nach der W-Vergletscherung im Schwarz-
wald nahe kommt, sie sogar übertrifft. Eine Senkung der Schnee-
grenze um 600 m würde im Ben Nevis-Gebiet genügen, um eine
Vergletscherung zu schaffen, die an Ausdehnung dem Höchststand
der letzten Eiszeit im Schwarzwald entspricht, d. h. es würden
sich Talgletscher entwickeln von 20 und mehr Kilometer Länge.
Das bedeutet zugleich auch, daß wenigstens in der Ben Nevis-
Gruppe, die wir hier zunächst ins Auge gefaßt haben, die benach-
barten Täler der schottischen Hochlande bei einem Absteigen der
Schneegrenze, wie es in unseren Alpen dem y-Stadium entspricht,
Johann Solch:
auf andere Gebiete. Wichtig ist dabei, daß H.W. Ahlmann als
Sommermittel an der „normalen Schneegrenze“ eine Temperatur
von 2 Grad gewinnt. Wo die tatsächlichen Werte wesentlich darüber
oder darunter liegen, ergibt sich der Schluß, daß die festen Nieder-
schläge des Winters verhältnismäßig groß bzw. klein sind.
Wendet man diese Ergebnisse auf die hier zum Vergleich stehen-
den Gebiete an, so zeigt sich: Der Ben Nevis hat ein Sommermittel
von ungefähr 4 Grad. Diesem entspricht in der AHLMANNschen
Kurve eine verfügbare „condensation utile" von 3 m. Tatsächlich
fallen im Jahresmittel ungefähr 4 m Niederschlag. Die Differenz
ist in der Hauptsache jedenfalls auf Verdunstung zurückzuführen.
Nach Ahlmanns Kurve müßte ferner einer reduzierten Kondensation
von 2 m eine Sommertemperatur von 3 Grad entsprechen: man
kommt also auch auf diesem Wege zur Feststellung, daß eine Tem-
peraturerniedrigung von bloß 4—5 Grad nicht imstande wäre, die
Schneegrenze unter die Höhe des Feldberges herabzusenken, wenn
diese nicht von einer entsprechenden Zunahme der absoluten
Niederschlagssumme und darüber hinaus einer besonderen Zunahme
des Anteils der Schneefälle begleitet wäre.
Die sommerliche Erwärmung im Ben Nevis-Gebiet ist im
Vergleich zu den deutschen Mittelgebirgen überhaupt — das zeigt
auch die Gegenüberstellung zu Schneekoppe, Brocken usw. — weit
geringer und demgemäß für die Abschmelzung weit weniger wirk-
sam. Daher würde sich dort schon bei einem geringen Sinken der
Temperatur, auch nur um 1—2 Grad, die Taufrist auf die eigent-
lichen Sommermonate beschränken, die Firnhildung in stärkerem
Ausmaß zur Entstehung von Gletschern weiterführen.
Man wird also kaum fehlgehen, wenn man mit einer Senkung
der Schneegrenze um bloß 300—400 m im Ben Nevis-Gebiet eine
Ausdehnung des Eises in Zusammenhang bringt, welche der Aus-
dehnung des ß-Stadiums nach der W-Vergletscherung im Schwarz-
wald nahe kommt, sie sogar übertrifft. Eine Senkung der Schnee-
grenze um 600 m würde im Ben Nevis-Gebiet genügen, um eine
Vergletscherung zu schaffen, die an Ausdehnung dem Höchststand
der letzten Eiszeit im Schwarzwald entspricht, d. h. es würden
sich Talgletscher entwickeln von 20 und mehr Kilometer Länge.
Das bedeutet zugleich auch, daß wenigstens in der Ben Nevis-
Gruppe, die wir hier zunächst ins Auge gefaßt haben, die benach-
barten Täler der schottischen Hochlande bei einem Absteigen der
Schneegrenze, wie es in unseren Alpen dem y-Stadium entspricht,