Der Rückzug der letzten Vergletscherung
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VI.
Man hat nun auch versucht, die Zeit der Strandlinienbildung
Schottlands mit den entsprechenden Vorgängen im Bereich der
heutigen Ostsee zu parallelisieren, wie man ja auch mehrfach
bemüht gewesen ist, diese mit den Rückzugsphasen der Alpenver-
gletscherung in Einklang zu bringen* * * * * * * * * * * * 37). Die Ergebnisse bleiben
allerdings einigermaßen unsicher. So hat W. B. Wright aus ver-
schiedenen Erwägungen heraus den 100 Fuß-Strand der Phase des
Yoldiameeres beigeordnet, aber auch den 50 Fuß-Strand noch für
älter angesehen als den Ancylussee. Diesen brachte er vielmehr
mit jenem Tiefstände des Meeres an den Britischen Küsten zu-
sammen, von welchen uns verschiedentlich ertrunkene Wälder
berichten. Den sog. 25 Fuß-Strand aber ordnete er der Litorina-
Senkung bei. Tatsächlich weist der (übrigens nicht gerade reiche)
Fossilienbefund für die beiden älteren Spiegelstände des Meeres
noch auf arktische Verhältnisse hin, während sich die Fauna des
25 Fuß-Strandes und der damit verbundenen brackischen Tone noch
heute an den Küsten Großbritanniens findet. Wie an den Küsten
Skandinaviens, so verknüpfen sich auch auf den Britischen Inseln
die frühesten Spuren des neolithischen Menschen mit den hierher-
gehörigen Uferlinien des Meeres 38).
tierungen widerspricht u. a. auch der Befund im Ostseegebiet; herrscht doch
heute weitgehende Übereinstimmung darüber, daß A. Pencks Gleichsetzung
der y-Moränen der Alpen mit den großen fennoskandischen Endmoränen
zurecht besteht, die nach unserer heutigen Erfahrung etwa 9500—8500 v. Ehr.
gebildet worden sind; ja es ist sogar das d-Stadium noch präboreal und weit
älter als die Litorinazeit. Vgl. Gams, H., Die Ergebnisse der pollenanalytischen
Forschung in bezug auf die Geschichte der Vegetation und des Klimas von
Europa. Z. f. Gletscherkunde XV, 1926/27. S. 161 ff.; ferner ders., ebd. XVI,
S. 283 und „Aus der Heimat“. Stuttgart. 1927, S. 176-184. Das Boreal
setzt C. E. P. Brooks für England und Wales für die Zeit 7500 —5500 v. Chr. an.
Historical climatology of England and Wales. Journ. Met. Soc. 54, 1928,
S. 309 ff.
37) Auf Einzelheiten kann hier natürlich nicht eingegangen werden. Zur
allgemeinen Orientierung vgl. Woldstedt, P., Das Eiszeitalter. Grundlinien
einer Geologie des Diluviums. Stuttg. 1929. S 201 ff., 207, 220 ff.
38) Wright, W. B. a. a. O., 364 ff. J. W. Gregory (a. a. O., S. 371 ff ,)
ist allerdings auch in diesem Punkt etwas anderer Meinung: er setzt den 100 Fuß-
Strand noch in die Würm-Eiszeit, indem er deren jüngste Moränen mit ihm
verknüpft, verbindet den 50 Fuß-Strand mit den arktischen Muschelschichten
und ordnet diese beiden Strandmarken mit der Zeit Aurignacien-Solutreen-
Magdalenien zusammen. Das scheint mir allerdings eine etwas weit gespannte
Angabe, nicht zuletzt angesichts der Ergebnisse, zu denen J. K. Charles-
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VI.
Man hat nun auch versucht, die Zeit der Strandlinienbildung
Schottlands mit den entsprechenden Vorgängen im Bereich der
heutigen Ostsee zu parallelisieren, wie man ja auch mehrfach
bemüht gewesen ist, diese mit den Rückzugsphasen der Alpenver-
gletscherung in Einklang zu bringen* * * * * * * * * * * * 37). Die Ergebnisse bleiben
allerdings einigermaßen unsicher. So hat W. B. Wright aus ver-
schiedenen Erwägungen heraus den 100 Fuß-Strand der Phase des
Yoldiameeres beigeordnet, aber auch den 50 Fuß-Strand noch für
älter angesehen als den Ancylussee. Diesen brachte er vielmehr
mit jenem Tiefstände des Meeres an den Britischen Küsten zu-
sammen, von welchen uns verschiedentlich ertrunkene Wälder
berichten. Den sog. 25 Fuß-Strand aber ordnete er der Litorina-
Senkung bei. Tatsächlich weist der (übrigens nicht gerade reiche)
Fossilienbefund für die beiden älteren Spiegelstände des Meeres
noch auf arktische Verhältnisse hin, während sich die Fauna des
25 Fuß-Strandes und der damit verbundenen brackischen Tone noch
heute an den Küsten Großbritanniens findet. Wie an den Küsten
Skandinaviens, so verknüpfen sich auch auf den Britischen Inseln
die frühesten Spuren des neolithischen Menschen mit den hierher-
gehörigen Uferlinien des Meeres 38).
tierungen widerspricht u. a. auch der Befund im Ostseegebiet; herrscht doch
heute weitgehende Übereinstimmung darüber, daß A. Pencks Gleichsetzung
der y-Moränen der Alpen mit den großen fennoskandischen Endmoränen
zurecht besteht, die nach unserer heutigen Erfahrung etwa 9500—8500 v. Ehr.
gebildet worden sind; ja es ist sogar das d-Stadium noch präboreal und weit
älter als die Litorinazeit. Vgl. Gams, H., Die Ergebnisse der pollenanalytischen
Forschung in bezug auf die Geschichte der Vegetation und des Klimas von
Europa. Z. f. Gletscherkunde XV, 1926/27. S. 161 ff.; ferner ders., ebd. XVI,
S. 283 und „Aus der Heimat“. Stuttgart. 1927, S. 176-184. Das Boreal
setzt C. E. P. Brooks für England und Wales für die Zeit 7500 —5500 v. Chr. an.
Historical climatology of England and Wales. Journ. Met. Soc. 54, 1928,
S. 309 ff.
37) Auf Einzelheiten kann hier natürlich nicht eingegangen werden. Zur
allgemeinen Orientierung vgl. Woldstedt, P., Das Eiszeitalter. Grundlinien
einer Geologie des Diluviums. Stuttg. 1929. S 201 ff., 207, 220 ff.
38) Wright, W. B. a. a. O., 364 ff. J. W. Gregory (a. a. O., S. 371 ff ,)
ist allerdings auch in diesem Punkt etwas anderer Meinung: er setzt den 100 Fuß-
Strand noch in die Würm-Eiszeit, indem er deren jüngste Moränen mit ihm
verknüpft, verbindet den 50 Fuß-Strand mit den arktischen Muschelschichten
und ordnet diese beiden Strandmarken mit der Zeit Aurignacien-Solutreen-
Magdalenien zusammen. Das scheint mir allerdings eine etwas weit gespannte
Angabe, nicht zuletzt angesichts der Ergebnisse, zu denen J. K. Charles-