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Wilhelm Salomon-Cälvi:
provenzalischen Ketten fort19), östlich der Dinaridenzug. Staub,
der in dem Apennin die Fortsetzung der Alpen sieht, darf diese Deu-
tung natürlich nicht annehmen. Bei der Auffassung, die Kober
und ich selbst vertreten haben, dürfte sie keine Schwierigkeiten
machen. Kober nimmt sie aber nicht an, sondern sucht die Fort-
setzung der Tonalelinie östlich von Korsika. Da er in seinem Briefe
vom 25. VI. 32 an mich seine Auffassung in manchen Punkten
genauer wiedergibt, als in seiner Arbeit, zitiere ich mit seiner freund-
lichen Erlaubnis wörtlich den betr. Teil seines Briefes: „Der Apennin
ist die Fortsetzung der Dinariden. Das kann heute schon als sicher
gelten. So muß auch zwischen beiden eine Grenze existieren. Die
Tonalelinie kann zweifellos als solche angesehen werden. Sie mag
bis Biella reichen. Sicher ist, daß sie in Genua wieder vorhanden
ist.“ . . . „Meiner Erfahrung nach kann die Linie Ostriconi-Solen-
zara nicht als Fortsetzung der Tonaleline angesehen werden. Auf der
Exkursion mit Termier und Maury bin ich zur Überzeugung ge-
kommen, daß die allgemeine Deckengliederung von Termier zu
Recht besteht. Damit ist also das westkorsische Kristallin die
direkte Fortsetzung des Mercantour, die Schistes lustres mit den
Graniten sind auf Korsika typisches Pennin, auf dem ostalpine
Deckschollen von Granit, Perm und Trias liegen. Das zeigen die
Profile von Ostriconi bis Corte. Die Tonalelinie, die wir bis Genua
verfolgen können — hier sind wir einer Auffassung — kann nur
mehr östlich von Korsika gesucht werden, ist unsere Beobachtung
richtig. Ich vermute die Tonalelinie irgendwo, zwischen Korsika
und Italien und sehe im ganzen einen Fächer, derart, das auf Korsika
nach Westen bewegte Alpiden vorhanden sind, in Italien, im Apennin
oder ostbewegte Dinariden.
Ihre Ostriconi-Solenzara-Linie ist für Termier und mich un-
19) Ich habe im Frühjahr 1931 das Rhonetal von Lyon südwärts kennen
gelernt und seinen südlichen Teil etwas genauer studieren können. Dabei ging
ich von der in der französischen und deutschen Literatur üblichen Auffassung
aus, daß es sich hier um einen Graben handle. Tatsächlich ist ja auch der West-
rand ein ausgesprochener Bruchrand. Aber auf der Ostseite fehlt eine entspre-
chende Begrenzung. Dort bilden die Falten des Jura und der Alpen die mor-
phologische Schwelle; und im Süden lösen sich von den Alpen die provenza-
lischen Ketten, vielfach mit Ost-Westreichen (z. B. die Alpilles) ab und ziehen
durch die Senke durch. Ich kann mich also bis auf weiteres nicht von der
Grabennatur des Rhonetales überzeugen, erhebe aber bei der Kürze der von
mir auf die Untersuchung verwendeten Zeit natürlich keinen Anspruch auf eine
Entscheidung der Frage.
Wilhelm Salomon-Cälvi:
provenzalischen Ketten fort19), östlich der Dinaridenzug. Staub,
der in dem Apennin die Fortsetzung der Alpen sieht, darf diese Deu-
tung natürlich nicht annehmen. Bei der Auffassung, die Kober
und ich selbst vertreten haben, dürfte sie keine Schwierigkeiten
machen. Kober nimmt sie aber nicht an, sondern sucht die Fort-
setzung der Tonalelinie östlich von Korsika. Da er in seinem Briefe
vom 25. VI. 32 an mich seine Auffassung in manchen Punkten
genauer wiedergibt, als in seiner Arbeit, zitiere ich mit seiner freund-
lichen Erlaubnis wörtlich den betr. Teil seines Briefes: „Der Apennin
ist die Fortsetzung der Dinariden. Das kann heute schon als sicher
gelten. So muß auch zwischen beiden eine Grenze existieren. Die
Tonalelinie kann zweifellos als solche angesehen werden. Sie mag
bis Biella reichen. Sicher ist, daß sie in Genua wieder vorhanden
ist.“ . . . „Meiner Erfahrung nach kann die Linie Ostriconi-Solen-
zara nicht als Fortsetzung der Tonaleline angesehen werden. Auf der
Exkursion mit Termier und Maury bin ich zur Überzeugung ge-
kommen, daß die allgemeine Deckengliederung von Termier zu
Recht besteht. Damit ist also das westkorsische Kristallin die
direkte Fortsetzung des Mercantour, die Schistes lustres mit den
Graniten sind auf Korsika typisches Pennin, auf dem ostalpine
Deckschollen von Granit, Perm und Trias liegen. Das zeigen die
Profile von Ostriconi bis Corte. Die Tonalelinie, die wir bis Genua
verfolgen können — hier sind wir einer Auffassung — kann nur
mehr östlich von Korsika gesucht werden, ist unsere Beobachtung
richtig. Ich vermute die Tonalelinie irgendwo, zwischen Korsika
und Italien und sehe im ganzen einen Fächer, derart, das auf Korsika
nach Westen bewegte Alpiden vorhanden sind, in Italien, im Apennin
oder ostbewegte Dinariden.
Ihre Ostriconi-Solenzara-Linie ist für Termier und mich un-
19) Ich habe im Frühjahr 1931 das Rhonetal von Lyon südwärts kennen
gelernt und seinen südlichen Teil etwas genauer studieren können. Dabei ging
ich von der in der französischen und deutschen Literatur üblichen Auffassung
aus, daß es sich hier um einen Graben handle. Tatsächlich ist ja auch der West-
rand ein ausgesprochener Bruchrand. Aber auf der Ostseite fehlt eine entspre-
chende Begrenzung. Dort bilden die Falten des Jura und der Alpen die mor-
phologische Schwelle; und im Süden lösen sich von den Alpen die provenza-
lischen Ketten, vielfach mit Ost-Westreichen (z. B. die Alpilles) ab und ziehen
durch die Senke durch. Ich kann mich also bis auf weiteres nicht von der
Grabennatur des Rhonetales überzeugen, erhebe aber bei der Kürze der von
mir auf die Untersuchung verwendeten Zeit natürlich keinen Anspruch auf eine
Entscheidung der Frage.