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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1932, 7. Abhandlung): Vorläufiger Bericht über eine geologische Reise nach Korsika — Berlin, Leipzig, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.43643#0030
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Wilhelm Salomon-Calvi :

120 m und dann die Hebung der drei Hebungsterrassen um ins-
gesamt 60 m stattgefunden 25). So kommt es, daß man an manchen
Stellen, z. B. im Restonica- und Tavignanotal oberhalb Corte schon
in der geringen Meereshöhe von etwa 600 m an alpine Hochgebirgs-
landschaft erinnert würde, wenn nicht ab und zu ein Ölbaum oder
eine andere südliche Pflanze die Illusion störte. Ein weiterer Faktor,
der schroffe ,, Hochgebirgsformen“ in geringer Meereshöhe auf der
Ostseite der Insel begünstigt, ist der erhebliche Unterschied im
Erosionswiderstand und der Standfestigkeit des westlichen Granit-
massives und der östlichen Deckenlandschaft. In dieser letzteren
erfolgt der Erosionseinschnitt rasch, im Granitmassiv langsam. So
entstehen im Rande des Massives die großartigen Schluchten der
Scala di Santa Regina, der Restonica, des Tavignano und andere.
Von der Regel macht allerdings das sogenannte Defile der Inzecca
eine Ausnahme insofern, als es hier der große Erosionswiderstand
und die Standfestigkeit der Grünsteine ist, welcher die Schlucht-
bildung hervorruft.
Endlich wirkt in derselben Richtung die Tatsache, daß das
Granitmassiv hohe Erhebungen grade nahe seinem östlichen Rande
erreicht. Wo es sich allmählich nach Westen senkt, wie an den
Seiten des langen nach Ajaccio hinunterführenden Gravonetales,
da verschwinden auch im gesunden Granit die ,,Hochgebirgsformen“
und machen weichen Mittelgebirgsformen Platz.
Auf die merkwürdige und offenbar nur klimatisch bedingte
Bildung pseudoglazialer Rundhöcker, tief unter der Grenze des
alten Glazials, kann ich an dieser Stelle ebensowenig eingehen, wie
auf die Bildung der ,,Tafoni“, dis ja von Korsika ihren Namen
bekommen haben.
Zusammenfasseöd.
Korsika besteht aus einem autochthonen Granitmassiv im
Westen, das etwa zwei Drittel der Insel umfaßt, und einem öst-
lichen Deckenland. Während Termier und Maury, Staub und
Kober diese Decken von Osten ableiten, sehen Tilmann und der
Verf. in der stark verschuppten Zone östlich der Linie Ostriconi-
Venaco die Wurzelzone der Decken und lassen sie von Westen über
25) Die 120-m-Senkung ist natürlich nur ein kümmerliches Epigonen-
nachspiel zu den riesigen Senkungen, die von der alten Tyrrhenis nur einen
kleinen Rest stehen ließen.
 
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