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Jänecke, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1932, 8. Abhandlung): Ist das Erdinnere fest? — Berlin, Leipzig, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.43644#0003
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Einleitung.
Es ist merkwürdig, daß die Frage, ob das Erdinnere fest oder
flüssig ist, bis jetzt noch nicht eindeutig beantwortet wird. Viele
Forscher vertreten den Standpunkt, das Erdinnere sei vollständig
fest. Dieses wird z. B. von Kuhn mit starker Betonung behauptet
(Umschau 1929), indem er sich auf die Untersuchungen von Simon
über das Schmelzen unter Druck stützt. Von anderer Seite wird
der Erdzustand als asphaltartig oder dem Siegellack oder Glas ent-
sprechend angenommen (z. B. Arrhenius, Kosmische Physik). Man
betrachtet ihn manchmal auch als sehr dicht, aber dennoch als
plastisch, von einer zähflüssigen Stoffen vergleichbaren Beschaffen-
heit (Kayser, Geologie; Günther, Geophysik). Nach anderen An-
gaben soll aber das Erdinnere flüssig sein. Die Anwendung hydrau-
lischer Gesetze bei der Berechnung des Druckes im Erdinnern setzen
den flüssigen Zustand voraus (Wien-Harms, Physik 25 II, S. 357),
ebenso die Weiterführung der Theorie von V. M. Goldschmidt, die
eine Zerlegung der Erdmasse in drei Flüssigkeiten annimmt, ohne
daß eine etwaige spätere Verfestigung erwähnt wird. Nach V. M.
Goldschmidt selbst soll unterhalb der Erdkruste nicht eine eigent-
liche Phasengrenze Fest-Flüssig vorhanden sein, sondern es soll Ver-
flüssigung der Unterlage nur lokal und temporär eintreten. Dem-
nach soll das Erdinnere fest sein (Elektrochemie 1922, 417). In
neueren Handbüchern der Physik wird der Zustand der Erde weder
als fest noch als flüssig angesprochen. Prey (Geophysik 1922) spricht
direkt davon, daß man unter den Bedingungen, unter denen sich die
Stoffe in der Erde befinden, für diese einen unbekannten Aggregat-
zustand annehmen müsse. An anderer Stelle ist geäußert, man
müsse sich freimachen von den Begriffen fest und flüssig , wenn
man von dem Aggregatzustand in der Erde etwas aussagen will
(Gutenrerg, Müller-Pouillet V17 664). In den Kreisen der Geo-
logen ist der Erdzustand vielfach besonders bezeichnet, z. B. als
säkularflüssig, womit gesagt sein soll, daß bei langsam verlaufenden
geologischen Veränderungen ein Verhalten sich zeigt ähnlich dem
 
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