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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1933, 4. Abhandlung): Max Wolf: 1863 - 1932, ein Gedenkblatt — Berlin, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.43671#0023
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befinden. Die Arbeiten von Max Wolf auf diesem Gebiet der
kleinen Nebel bedeuten den ersten Schritt zu dem Weltbild des
Kosmos, das wir in den letzten zwei Jahrzehnten gewonnen haben.
Eine Anzahl dieser Nebel hat Wolf später mit dem Spiegel (Bild 9)
eingehender untersucht, und die Spektralaufnahmen zeigen für diese
Himmelskörper ein typisches Sternspektrum; wir haben es also
in der Tat mit fernen Sternsystemen und nicht, trotz des Namens,
mit kosmischen Gasnebeln zu tun.
Auch in den Dienst der kleinen Planeten wurde das Bruce-
Teleskop gestellt und gerade dieses Instrument hat die wesent-
lichsten Beiträge zur Erforschung des Systems der Planetoiden ge-
liefert.
Milchstraße, Spiralnebel, kleine Planeten; ich habe damit nur
drei Hauptgebiete aus Wolfs Arbeitsfeld herausgegriffen. Ich
könnte weiter und weiter berichten von den veränderlichen Sternen,
der Bestimmung der Eigenbewegungen, den Kometen, dem Zodiakal-
licht, den Sternspektren und von vielem anderen. Auf allen Gebieten
der beobachtenden Astronomie verdanken wir Wolf neue und wert-
volle Beiträge. Wir stehen immer wieder mit Staunen und Ehr-
furcht vor der Lebensarbeit dieses Mannes (Bild 10). Es war, als
hätte er den Himmel ausschöpfen wollen. Ungezählte Stunden
saß er am Fernrohr, ungezählte Stunden am Meßapparat oder an
dem von ihm geschaffenen Stereokomparator (Bild 11), mit dem
er die Platten neuen Datums mit den früher erhaltenen ver-
glich, um irgend welche Veränderungen am Himmel festzustellen.
Seine Arbeit ist eine Kette von wichtigen Entdeckungen, die das
neue Werkzeug der Astronomie, die *Himmelsphotographie, ihm
darbot. Noch einmal müssen wir den Nachruf zitieren, den Wolf
auf Barnard geschrieben hatte, um Wolf selbst zu charakteri-
sieren: ,,Er war auch ehrgeizig, aber doch nur gelegentlich. Seine
Liebe zur Arbeit und sein unbezähmbarer Trieb nach der Auf-
deckung der Rätsel der Natur ließ solches ganz zurücktreten.“
Daß Wolf mit seinem Institut auf dem Königstuhl eine meteoro-
logische Station verband, daß er der Beobachtung der Erdbeben
besondere Aufmerksamkeit zuwandte, brauche ich hier nur an-
zudeuten.
Doch über allen diesen wissenschaftlichen Leistungen dürfen
wir nicht vergessen, daß Wolf nicht nur der Leiter der Badischen
Landessternwarte war; er war zugleich Professor der Universität
Heidelberg, und er war stolz darauf es zu sein. 1890, zwei Jahre nach
 
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