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Mayer, Adolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1934, 3. Abhandlung): Die Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre — Heidelberg, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.43675#0012
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Adolf Mayer

ein Besitztum einer ewigen Rente von Sonnenstrahlen, die
gleichfalls zur Erzeugung jener Früchte unentbehrlich sind. Der
Besitzer eines Grundstückes kann daher auch in zwei Belang-
habende an dem Ertrag gespalten werden, in den Gutsherrn
und den Pächter, wobei der letztere werbendes Kapital in der
Form von Werkzeugen, Düngemittel und einen Fonds für Arbeits-
löhne mitbringt.
Diese Verwicklung bringt es mit sich, daß in einem gut ver-
sorgten Staate darauf Rücksicht genommen wird, daß der Grund-
besitz in vertraubaren Händen bleibt, denn er birgt nicht bloß
leicht durch Arbeit erzeugbares Kapital in sich, sondern darüber
hinaus Ewigkeitswerte, auf die alle Bewohner eines Staates An-
spruch zu erheben gezwungen sind, da das Wohl der Gesamt-
heit von dessen Verwaltung abhängt.
7. Wert.
Daß ein Gut Wert hat, das liegt, wie schon gesagt, in dem
Begriffe des Gutes. Geld ist, wie wir gesehen, ein sicherer Maß-
stab für diesen Wert. Bleibt uns noch zu erörtern, wie hoch
dieser Wert ist. Da das wirtschaftliche Gut durch die vereinigte
Wirkung von Kapital und Arbeit ensteht, und Kapital nichts an-
deres ist als wiederum Gut, nämlich das Werkzeug, das zur
Arbeit dient, so muß natürlich der Wert eines Gutes sich be-
messen nach der Gesamtmenge der Arbeit, die zu seiner Erzeu-
gung notwendig gewesen ist. Schärfer: nach der Menge der
Arbeit, die voraussichtlich notwendig sein würde, um es
nochmals zu erzeugen.
Diese Verschärfung der Definition ist unentbehrlich, weil auf
diese Weise auch gefundene Güter, die gar keine entsprechende
Arbeit gekostet haben, mit in die Begriffsbestimmung einge-
schlossen werden. Gold und Diamanten wurden in Californien
seinerzeit und werden in Süd-Afrika heute noch zuweilen sozu-
sagen auf der Straße gefunden. Dennoch haben sie den hohen Wert
von ganzen Arbeitsjahren, weil im Durchschnitt so viele Jahre nutz-
losen Reisens, Suchens, Schlämmens und der damit verbundenen
Entbehrungen schätzungsweise notwendig sind, um wieder eine
gleiche Menge des in Rede stehenden Gutes aufzuspüren. Wenn
man dem glücklichen Finder zumuten wollte, die Ware für die
geringe Mühe, die er bei dem Erwerb gehabt, abzutreten, so
würde er mit tötlicher Sicherheit antworten : „Gehe hin und
suche selbst“.
 
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