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Fritz Eichholtz: Der biologische Gedanke
Ebenso falsch ist eine andere Ansicht, daß nämlich die mo-
derne Medizin sich grundsätzlich vor den besonderen Erfahrungen
der heutigen Naturheilkunde abgeschlossen hätte. Im Gegenteil
haben z. B. die Naturwissenschaften zur Lehre von den biologi-
schen Lichtwirkungen wesentliche Beiträge geliefert, und ein so
schönes Gebiet wie das der Lichtbehandlung der Knochentuber-
kulose ist durch die Lebensarbeit von Rollier Allgemeingut der
Medizin geworden. Die rein naturwissenschaftliche Erforschung
der wirksamen Wellenlängen, die eine wichtige Grundlage der
Klimalehre darstellt, die Auffindung von biologischen Stoffen wie
Ergosterin, die durch Licht aktiviert werden, haben weitere Ge-
biete für eine rationelle Lichtbehandlung erschlossen. Gerade durch
solche experimentellen Arbeiten ist die grundlegende Bedeutung
des Lichtes als Heilfaktor nachgewiesen und in das Wissensgut
des Arztes eingeführt worden.
Die Schulmedizin hat aber auch frühzeitig nicht nur der Lehre
eines Priesnitz und Kneipp, sondern auch der Heilkraft von Moor
und Lehm, von Kohlensäure und Solwässern Beachtung geschenkt.
Die Hydrotherapie ist ein wichtiges Arbeitsgebiet der inneren
Medizin geworden; seit mehreren Jahrzehnten sind bekannte
Lehrbücher der Hydrotherapie wie das von Matthes in den
Händen der Ärzte. Der Erforschung der Hydrotherapie widmet
sich heute eine ganze Reihe bekannter baineologischer Institute.
Es ist sicher tief bedauerlich, daß der praktische Arzt sich dieser
einfachen und zweckmäßigen Methoden so wenig bedient. Leider
findet er sich in einer sehr viel schwierigeren Lage als derjenige,
der sein ganzes Leben diesem einen eng begrenzten Gebiete
widmen kann. Die bunte Klientele des praktischen Arztes be-
lastet ihn mit vielseitigen Anforderungen, die an seine Zeit, seine
diagnostischen und organisatorischen Fähigkeiten, sein chemisches
und physikalisches, bakteriologisches und biologisches Wissen
und an seine Arzneikenntnisse gestellt werden müssen, und die
ihn oft daran hindern, sich in Einzelfragen die nötige Erfahrung
zu verschaffen. Trotzdem mögen in den Büchern eines Priesnitz
und Kneipp viele Möglichkeiten schlummern, von denen auch
der praktische Arzt bei besserer Einsicht guten Gebrauch machen
könnte.
Worin besteht nun der Wahrheitskern der Homöopathie?
Er besteht nicht im Grundsatz „Similia Similibus“. Leben ist
für uns ein vielseitiges und wandelbares Etwas, immer voll von
Fritz Eichholtz: Der biologische Gedanke
Ebenso falsch ist eine andere Ansicht, daß nämlich die mo-
derne Medizin sich grundsätzlich vor den besonderen Erfahrungen
der heutigen Naturheilkunde abgeschlossen hätte. Im Gegenteil
haben z. B. die Naturwissenschaften zur Lehre von den biologi-
schen Lichtwirkungen wesentliche Beiträge geliefert, und ein so
schönes Gebiet wie das der Lichtbehandlung der Knochentuber-
kulose ist durch die Lebensarbeit von Rollier Allgemeingut der
Medizin geworden. Die rein naturwissenschaftliche Erforschung
der wirksamen Wellenlängen, die eine wichtige Grundlage der
Klimalehre darstellt, die Auffindung von biologischen Stoffen wie
Ergosterin, die durch Licht aktiviert werden, haben weitere Ge-
biete für eine rationelle Lichtbehandlung erschlossen. Gerade durch
solche experimentellen Arbeiten ist die grundlegende Bedeutung
des Lichtes als Heilfaktor nachgewiesen und in das Wissensgut
des Arztes eingeführt worden.
Die Schulmedizin hat aber auch frühzeitig nicht nur der Lehre
eines Priesnitz und Kneipp, sondern auch der Heilkraft von Moor
und Lehm, von Kohlensäure und Solwässern Beachtung geschenkt.
Die Hydrotherapie ist ein wichtiges Arbeitsgebiet der inneren
Medizin geworden; seit mehreren Jahrzehnten sind bekannte
Lehrbücher der Hydrotherapie wie das von Matthes in den
Händen der Ärzte. Der Erforschung der Hydrotherapie widmet
sich heute eine ganze Reihe bekannter baineologischer Institute.
Es ist sicher tief bedauerlich, daß der praktische Arzt sich dieser
einfachen und zweckmäßigen Methoden so wenig bedient. Leider
findet er sich in einer sehr viel schwierigeren Lage als derjenige,
der sein ganzes Leben diesem einen eng begrenzten Gebiete
widmen kann. Die bunte Klientele des praktischen Arztes be-
lastet ihn mit vielseitigen Anforderungen, die an seine Zeit, seine
diagnostischen und organisatorischen Fähigkeiten, sein chemisches
und physikalisches, bakteriologisches und biologisches Wissen
und an seine Arzneikenntnisse gestellt werden müssen, und die
ihn oft daran hindern, sich in Einzelfragen die nötige Erfahrung
zu verschaffen. Trotzdem mögen in den Büchern eines Priesnitz
und Kneipp viele Möglichkeiten schlummern, von denen auch
der praktische Arzt bei besserer Einsicht guten Gebrauch machen
könnte.
Worin besteht nun der Wahrheitskern der Homöopathie?
Er besteht nicht im Grundsatz „Similia Similibus“. Leben ist
für uns ein vielseitiges und wandelbares Etwas, immer voll von