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Fritz Eichholtz: Der biologische Gedanke
sierung bei Trigeminusneuralgie versuchen, da eine tierexperi-
mentelle Methode für diesen Fall nicht bekannt ist.
Von Seiten der Toxikologie aus betrachtet erfüllt die Homöo-
pathie den Grundsatz des „Nil Nocere“ in hervorragendem Maße.
Hier liegt ihre historische Bedeutung. Betrachten wir die Verhält-
nisse bei der Schulmedizin, die zur Zeit Hahnemanns herrschten,
denken wir nur an das eine Beispiel, daß Ludwig XIV. während
seines ganzen Lebens 20000 Klystiere bekam, denken wir an die
Aderlässe, die wiederholt wurden, solange überhaupt noch Leben
im Menschen war, so bedeutet das alles auch für uns eine ab-
surde, theoretische Verirrung. In einem solchen Augenblick mußte
die Tat Hahnemanns als eine Erlösung betrachtet werden.
In dieser Hinsicht bietet die heutige Medizin wiederum eine
bedenkliche Angriffsfläche, da von vielen Ärzten die toxische
Seite der Medikamente zu wenig berücksichtigt wird. Für sie be-
deutet die Drohung der Homöopathie einen Gewinn, da sie uns
zwingt, besser auf die Nebenwirkungen der Arzneistoffe zu achten.
Wir stehen also vor der Tatsache, daß, abgesehen von der
spekulativen Grundlage, ein wesentlicher sachlicher Gegensatz
zwischen der naturwissenschaftlichen Medizin und den „biologi-
schen“ Richtungen nicht bestehen kann. Wir werden dankbar das
Gute anerkennen, das von dorther in unsere Medizin gedrungen
ist, und wir werden die Fortschritte auf diesen Gebieten mit aller
Aufmerksamkeit verfolgen. Es muß gleichzeitig allerdings erwartet
werden, daß die Zerrbilder verschwinden, die von einigen Ärzten
im anderen Lager von der heutigen Medizin entworfen werden,
und die ein gläubiges Publikum als wahr, unbestritten und be-
wiesen hinnimmt. Darüber soll kurz berichtet werden.
Die naturwissenschaftliche Medizin
als biologische Wissenschaft.
Betrachten wir die Vorwürfe, die gegen die moderne Medizin
gerichtet werden, und suchen wir herauszufinden, was sie mit
der Wahrheit und Wirklichkeit zu tun haben.
Da sind zunächst solche Vorwürfe zu erwähnen, die für den
Einzelnen zutreffen mögen, durch gewisse literarische Verirrungen
belegt werden, in ihrer Verallgemeinerung indessen fast grotesk
wirken. Da wird von dem einen behauptet, daß Physik und
Fritz Eichholtz: Der biologische Gedanke
sierung bei Trigeminusneuralgie versuchen, da eine tierexperi-
mentelle Methode für diesen Fall nicht bekannt ist.
Von Seiten der Toxikologie aus betrachtet erfüllt die Homöo-
pathie den Grundsatz des „Nil Nocere“ in hervorragendem Maße.
Hier liegt ihre historische Bedeutung. Betrachten wir die Verhält-
nisse bei der Schulmedizin, die zur Zeit Hahnemanns herrschten,
denken wir nur an das eine Beispiel, daß Ludwig XIV. während
seines ganzen Lebens 20000 Klystiere bekam, denken wir an die
Aderlässe, die wiederholt wurden, solange überhaupt noch Leben
im Menschen war, so bedeutet das alles auch für uns eine ab-
surde, theoretische Verirrung. In einem solchen Augenblick mußte
die Tat Hahnemanns als eine Erlösung betrachtet werden.
In dieser Hinsicht bietet die heutige Medizin wiederum eine
bedenkliche Angriffsfläche, da von vielen Ärzten die toxische
Seite der Medikamente zu wenig berücksichtigt wird. Für sie be-
deutet die Drohung der Homöopathie einen Gewinn, da sie uns
zwingt, besser auf die Nebenwirkungen der Arzneistoffe zu achten.
Wir stehen also vor der Tatsache, daß, abgesehen von der
spekulativen Grundlage, ein wesentlicher sachlicher Gegensatz
zwischen der naturwissenschaftlichen Medizin und den „biologi-
schen“ Richtungen nicht bestehen kann. Wir werden dankbar das
Gute anerkennen, das von dorther in unsere Medizin gedrungen
ist, und wir werden die Fortschritte auf diesen Gebieten mit aller
Aufmerksamkeit verfolgen. Es muß gleichzeitig allerdings erwartet
werden, daß die Zerrbilder verschwinden, die von einigen Ärzten
im anderen Lager von der heutigen Medizin entworfen werden,
und die ein gläubiges Publikum als wahr, unbestritten und be-
wiesen hinnimmt. Darüber soll kurz berichtet werden.
Die naturwissenschaftliche Medizin
als biologische Wissenschaft.
Betrachten wir die Vorwürfe, die gegen die moderne Medizin
gerichtet werden, und suchen wir herauszufinden, was sie mit
der Wahrheit und Wirklichkeit zu tun haben.
Da sind zunächst solche Vorwürfe zu erwähnen, die für den
Einzelnen zutreffen mögen, durch gewisse literarische Verirrungen
belegt werden, in ihrer Verallgemeinerung indessen fast grotesk
wirken. Da wird von dem einen behauptet, daß Physik und