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Eichholtz, Fritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1935, 8. Abhandlung): Der biologische Gedanke in der naturwissenschaftlichen Medizin — Heidelberg, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.43720#0026
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Fritz Eichholtz: Der biologische Gedanke

über das Land getragen würde, nicht mehr bei bestimmten Tem-
peraturen als Regen oder Tau sich niederschlüge.
Leben ist abhängig vom Cyclus des Stickstoffs in der
Natur. Durch elektrische Entladungen oder durch die Wurzelknollen
der Leguminosen in eine verwertbare Form gebracht, durchwandert
der Luftstickstoff die Pflanzen und die Tierwelt, geht wieder in
anorganische Form über und beginnt seinen Cyclus von neuem.
Nur durch den steten Wechsel von physikalischen, chemischen
und biologischen Umsetzungen, die sinnvoll miteinander ver-
flochten sind, ist Leben möglich.
Leben ist unzertrennlich von der Mannigfaltigkeit der Kohlen-
stoffverbindungen, von den Eigenschaften des Phosphors, des
Schwefels, des Kalks und vieler anderer lebensnotwendiger Ele-
mente. Es kann nur dort entstehen und durch die Generationen
sich fortpflanzen, wo alle diese Elemente im mineralischem Unter-
grund schlafen oder vom Wasser oder von den Winden abge-
lagert werden.
Wir sind angepaßt einer ganz bestimmten Atmosphäre. Ändert
sich in der Luft der Druck oder der Sauerstoffgehalt, so erfolgen
unmittelbar darauf Veränderungen der Atmung, des Blutes, des
Stoffwechsels und möglicherweise sogar solche der Gewebestruk-
turen. Alle diese Kennzeichen der Umwelt sind unzertrennlich
von den eigentlichen Lebensäußerungen. So hat auch der Dichter
das Wesen der Dinge tief erfaßt, der den Lauf der Gestirne, den
Wechsel der Jahreszeiten, die erhabene Größe des Meeres, die
durstige Erde, wenn sie das Geschenk des Regens empfängt, das
Brausen des Windes, den Schnee, der auf leuchtenden Firnen
liegt, einer ewigen Ordnung zugesellt, derem Schoße auch das
Menschenleben einst entströmte. Die Harmonie der Urgewalten
ist letzten Endes auch ein Teil unseres eigenen Daseins. Ohne
sie würde das bunte und frohbewegte Heer der Erscheinungen,
die wir zur Zeit dem Leben zurechnen, augenblicklich verlöschen.
Die Natur, die uns umgibt, ist ein Teil unseres eigenen Ichs.
Daraus ergibt sich auch die mystische Kongruenz der Vor-
gänge in der Außenwelt, die wir bis heute unter dem Bilde der
Naturgesetze zu begreifen gelernt haben, mit den vererbten Denk-
formen des lebenden Geistes: Die mathematische Formulierbar-
keit der Naturgesetze ist erst durch die biologische Idee der Un-
begreiflichkeit entrückt.
Allerdings ist in neuerer Zeit das volle Verständnis dieser
 
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