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Sölch, Johann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1936, 5. Abhandlung): Alte Flächensysteme und pleistozäne Talformung im Snowdongebiet — Heidelberg, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.43727#0025
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lind Talformung im Snowdongebiet

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auf die oberen Stockwerke eines Berglandes beschränken, wenn
nicht ein Zustand: Eisfüllung in der Karmulde, aber eisfreier
Kamm darüber, ganz außerordentlich lange erhalten bleibt.
Es erübrigt noch zum Schluß, eine weitere Frage anzuschnei-
den, deren endgültige Lösung allerdings augenblicklich noch nicht
möglich ist. Es handelt sich dabei um folgendes: Bekanntlich
sind auf dem europäischen Festland eine größere Anzahl Eis-
zeiten nachgewiesen, welche zusammen mit den eingeschalteten
Zwischeneiszeiten das Eiszeitalter ausmachen. Auf den Britischen
Inseln hat man zwar auch, sogar schon seit langem, einen Wech-
sel von kalten und wärmeren Abschnitten des Pleistozäns er-
kannt, aber noch immer sind die Meinungen darüber geteilt, in-
wieweit man es bloß mit kürzeren „intervals“ einer im großen
ganzen einheitlichen und einmaligen Vergletscherung zu tun habe
oder mit wirklichen Interglazialzeiten, während deren das Eis
für längere Zeit verschwand, und wie sich, selbst wenn man
solche echte Interglazialzeiten anzuerkennen bereit ist, die Ab-
lagerungen der verschiedenen Abschnitte des Eiszeitalters von-
einander sondern und denen Norddeutschlands und der Alpen
beiordnen lassen. Mir selbst wäre es allerdings ganz unverständ-
lich, wieso Großbritannien, bei unveränderter und jedenfalls nicht
größerer Seehöhe als heute, bis auf kurze „intervals“ hätte ver-
gletschert bleiben können, während sich im mittleren Europa
warme Zwischeneiszeiten von etlichen Zehntausenden von Jahren
einschalteten. Wenn aber mit dem Wechsel von Eiszeiten und
Zwischeneiszeiten zu rechnen ist, so muß dementsprechend oft
auch die glaziale mit der fluviatilen Landabtragung gewechselt
haben; und Vorgänge, wie sie sich auch für Großbritannien nach-
weisbar beim Schwinden der letzten Vergletscherung abgespielt
haben, müssen auch beim Rückzug der früheren wirksam ge-
wesen sein. Wird man nun jemals morphologische Kriterien
finden, welche auf den Wechsel von längerer Flußtätigkeit und
längerer Ausschaltung derselben hinweisen, mit anderen Worten
auf den Wechsel von Interglazial- und Glazialzeiten? Man darf
doch keineswegs einfach annehmen, daß nur die erste oder nur
die letzte Vergletscherung das geschaffen hat, was man unter
dem Ausdruck „Glazialer Formenschatz“ zusammenfaßt.
Gewisse Anhaltspunkte sind nun immerhin vorhanden, die
tatsächlich auf einen solchen Wechsel von Eis- und Flußarbeit
hinweisen, und es wird sich empfehlen, sie bei weiteren Unter-
 
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