Metadaten

Freudenberg, Karl; Westphal, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 1. Abhandlung): Über die gruppenspezifische Substanz A (Untersuchungen über die Blutgruppe A des Menschen) — Heidelberg, 1938

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43747#0043
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
35

Über die gruppenspezifische Substanz A
streng unterschieden werden konnten. In dieser Richtung weisen wohl
auch Beobachtungen, die in unserem Institut H. Molter in neuester Zeit
an Präparaten aus menschlichem Mischharn, also Harn von Personen aller
Blutgruppen, gemacht hat. Die außerordentlich weitgehende chemische
Verwandschaft der A- und der B-Substanz ist auch schon durch frühere
Versuche von anderer Seite wahrscheinlich gemacht.
Sowohl das Blutgruppenferment33) als auch ein intrazelluläres Ferment
des Gasbazillus Fränkel-Welch M) zerstören sowohl die A- wie die
B-Substanz. Fermentative Wirkungen sind chemisch meist sehr spezifisch.
Bei der Aufbereitung der A-Substanz aus menschlichem Misch-
harn, also mittels des Tests der Hämolyse-Hemmung, geht die
B-Substanz mit bis in die höchstgereinigten Stufen. Bei einer An-
reicherung von 1 :10 innerhalb einer bestimmten Stufe der Aufar-
beitung (welche genauer untersucht wurde), reichern sich beide
Faktoren in gleicherweise an. Sie scheinen also bisher ganz parallel
zu gehen. Die serologischen Untersuchungen hierüber sind zur Zeit
noch im Gange. Durch das bisher konstatierte Verhalten von A-
und B-Substanz, wonach beide Faktoren chemisch nicht unter-
schieden werden können — obwohl die bisher untersuchten Prä-
parate einer Anreicherung des Wirkstoffes von 1 : 500 000, bezogen
auf die Trockensubstanz des Harnes, entsprechen, ist deren
außerordentlich weitgehende chemische Ähnlichkeit eindringlich
demonstriert.
Daß strukturchemische, oder zumindest stereochemische, Unter-
schiede zwischen A- und B-Substanz bestehen, welche auch deren
serologisch verschiedenes Verhalten bedingen, steht wohl heute
außer Zweifel.
Der Klärung dieser Frage stehen große praktische Schwierig-
keiten im Wege. Wenn schon die Beschaffung tausender von
Litern A-Harn außerordentlich schwierig ist, so ist dies für B-Harn
noch im erhöhten Maße der Fall. Nach einer Untersuchung von
v. Düngern und Hirschfeld an 348 Personen der Heidelberger
Umgebung36) entfallen davon 43% auf die Blutgruppe A, 40%
auf Null und nur 12% auf B neben 5% auf AB.
Über die physiologische Funktion der beschriebenen Substanz ist bis
heute nichts näheres bekannt.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften