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Erdmannsdörffer, Otto H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 2. Abhandlung): Gneise im Linachtal — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.43748#0010
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10 0. H. Erdmannsdörffer
Sauer und Schwenkel über die Schwarzwaldgesteine eine, wenn
auch nicht immer völlig klare Rolle.
Bedeutsam ist schließlich die Frage nach der zeitlichen Auf-
einanderfolge der Umwandlungsvorgänge. Sind z. B. Amphibolite
in ihrer jetzigen Gestalt progressiv oder retrograd entstanden?
Eine rückschreitende Reihe ist im Schwarzwald recht vollständig
bekannt:
(Hornblende)-Eklogit -> Granatamphibolit -> Biotitamphibolit -»
Prasinitfazies.
Die höchste Stufe, der Eldogit, liegt aber im Gneis als ein
mineralfazielles Relikt vor, das schon vor der Vergneisung als
solcher vorhanden war; von seinemUrsprungsmaterial ist nichts
bekannt (24). Immerhin mögen einzelne Amphibolite (besonders
Paragesteine) auch progressiv gebildet sein.
Die gelegentlich ausgesprochene Vermutung, daß die dem
Gneis eingelagerten Orthoderivate basischer Erstarrungsgesteine
Vorläufer der varistischen Magmen seien, ist zum mindesten
übereilt und bereits von Niggli (5) richtig eingeschränkt worden.
Die kurze und keineswegs vollständige Aufzählung der für
„Gneis“-Deutung in Frage kommenden Gesichtspunkte zeigt eine
außerordentliche Mannigfaltigkeit von Vorgängen. Die Variations-
breite der möglichen Beziehungen innerhalb der weitgespannten
Parameter p t x, wozu noch der Zeitfaktor kommt, ist unendlich
groß und läßt es grundsätzlich als nicht zulässig erscheinen,
Ergebnisse e i n e s Gebietes ohne Kritik auf ein anderes zu über-
tragen, umso weniger, als die Nomenklatur sowohl der ange-
nommenen und der erwiesenen Vorgänge wie auch die der
entstandenen Produkte noch sehr wenig einheitlich und oft mehr-
deutig ist5).
Es sollen weiterhin Einzelgebiete herausgegriffen werden, bei
denen die Natur des Ausgangsmaterials mit einiger Sicherheit
erkannt oder vermutet werden kann, und von hier aus den Vor-
gängen, die sich in und an ihnen abgespielt haben, nachgegangen
werden.
5) So deutet R. W. van Bemmelen (25, S. 5) ein Differentiationsdia-
gramm vom Bengkoenatbatholithen in S. Sumatra lediglich auf Grund des
Ansteigens der al- und alk-werte und des Fallens der c- und fm-werte
bei steigendem si als migmatitisch, während es bei einem prinzipiell
analogen Diagramm von den Barisan Mts. unentschieden gelassen wird,
ob Palingenese oder Kristallisationsdifferentiation vorliegt.
 
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