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Erdmannsdörffer, Otto H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 2. Abhandlung): Gneise im Linachtal — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.43748#0017
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Gneise im Linachtal

17

Die klassische Lehre von der Gleichzeitigkeit der Mineralbildung
in kristallinen Schiefern bei wechselnder „Kristallisationskraft“ der
einzelnen Gemengteile ist nicht als einziges führendes Prinzip
anwendbar. Es sind deutliche Altersunterschiede vorhanden, die
z. T. verschiedene Stadien des Entwicklungsganges abbilden.
In den Cordieritgneisen, die einen im Schwarzwald weitver-
breiteten und vom Granitkontakt unabhängigen Typus darstellen,
liegen wohl sicher ursprüngliche Sedimente vor. Auch die Analyse
eines solchen von St. Peter spricht durchaus in diesem Sinn (28)').
Für die „grauen Gneise“ deuten die Art ihrer Verknüpfung mit
den Cordieritgneisen und der Graphitgehalt ebenfalls auf Sedi-
mentabkunft, während es aus noch zu erörternden Gründen fraglich
erscheinen muß, ob die chemische Zusammensetzung der des
Ausgangsmaterials entsprechen würde.
Eine tektonische Einwirkung geht bei den Cordieritgneisen
aus der durch die Biotitlagen deutlich gemachten Schertextur
hervor. Der Vorgang ist älter als wenigstens der Teil der Plagio-
klase und Quarze, die die Strähnen umwachsen. Die Anhäufung
der Biotite zu wirrgelagerten Gruppen (Tafel, Fig. 1) ist sicher auch
tektonisch bedingt, ohne daß der Vorgang im Einzelnen hier
genauer erkennbar wäre. In manchen ähnlich gestalteten Fällen
kommen solche Anhäufungen durch Abpressen des verflüssigten
Zwischenmaterials zu Stande und sind vielfach in Faltenscharnieren
lokalisiert. Eigenartig ist die wandständige Anordnung der Biotite
in manchen dünnen Biotitstreifen (Tafel, Fig. 2). Die Deutung ist
hier fraglich. Eine SANDER’sche „Restregel“ (30) dürfte kaum vor-
liegen. Harker (22, S. 36) bildet quergestellte Biotite aus einem
statisch rekristallisierten Schieferhornfeis ab.
In den „grauen Gneisen“ tritt eine gerichtete Textur äußerlich
nur da hervor, wo die spärlichen und schwachen Biotitlagen
vorhanden sind. Eine Quarzregelung ist ebenfalls vorhanden, wie
die Abb. 5—7 zeigen, die ich Herrn Dr. Wager verdanke.
Die Regelung der Biotite ist deutlich, die der Quarze relativ
geringfügig, wobei ein gewisser Parallelismus zu der Anordnung
der Glimmer nicht zu verkennen ist. Der Unterschied zwischen
den Quarzkörnern innerhalb und außerhalb des Plagioklas ist
dabei nicht beträchtlich, eine Verlagerung von s nicht erkennbar
(vergl. hierzu S. 18).
7) Es ist im vorliegenden Falle wenig wahrscheinlich, daß der von
Schüller (29) als möglich angenommene Fall einer Sillimanit- und Cor-
dieritbildung aus magmatogenem Ursprungsmaterial vorliegt.
 
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