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Kurt Goerttler: Die
wissen wir nicht —, daß aber außerhalb des Organismus im Ex-
plantat davon nichts zu merken ist, das haben die Züchtungs-
versuche von Zondek und Wolf bereits seit langem ergeben.
Ich sehe deshalb auch keine Bedenken für die Annahme, daß die
Erfolge Burgers bei seinen Versuchen mit Amniongewebe wenig-
stens zum großen Teil einer unmittelbaren Gewebetransforma-
tion zu verdanken sind.
Man kann nun diesen Versuchen gegenüber und im Gegen-
satz zu denen mit Muskelgewebe einwenden, daß es sich hier
beim Amnion um ein zwar differenziertes, aber doch noch ganz
embryonales Material handele, dessen epitheliale Potenzen noch
nicht endgültig festgelegt seien.
Das mag so sein — und deshalb habe ich im Folgenden auch
nur noch andere Epithelien zur Transplantation verwendet. Das
ändert aber nichts an der Tatsache, daß offenbar auch beim Am-
nion der Organismus es ist, der erst die manigfaltigsten Realisa-
tionsfaktoren für diese Anlagen und Fähigkeiten schafft, wenn-
gleich wir damit natürlich noch nicht wissen, welcher Art diese
Faktoren sind. Sie mögen stofflicher oder dynamischer Art sein
— sicherlich spielt aber das mechanische Moment bei ihrer Ver-
wirklichung nur noch eine untergeordnete oder gar keine Rolle
mehr. Das mag schon hier festgestellt werden, weil es auch für
die folgenden Versuche mit Uterusepithelien gilt.
In dieser zweiten Serie von Experimenten wurden kleine Stücke
der Uteruswand von Ratten mitsamt ihrer Schleimhaut in die
Muskulatur verpflanzt — also völlig ausgereiftes und differen-
ziertes Gewebe erwachsener Tiere.
Nach 2, 3, 4, 7, 12 Tagen und weiter folgend bis nach einem
Monat wurde dann der gesamte Wirtsmuskel herausgenommen
und mitsamt seinem Implantat in Serienschnitte zerlegt und unter-
sucht.
Die Resultate waren z. T. ähnlicher Art — im ganzen ge-
sehen sind aber hier bei der Verpflanzung von ganzen Organ-
teilen die Verhältnisse doch prinzipiell andere als bei der Ver-
pflanzung von Geweben. Das ergibt sich aus folgenden Über-
legungen :
Jedes Organstück, so wie wir es z. B. verpflanzten, ist immer
noch ein Teilsystem höherer Größenordnung als die Zellen, wel-
ches, aus mehreren Geweben planmäßig zusammengefügt, das
Bestreben hat, diese Eigenart im Rahmen des Planes zu erhalten,
Kurt Goerttler: Die
wissen wir nicht —, daß aber außerhalb des Organismus im Ex-
plantat davon nichts zu merken ist, das haben die Züchtungs-
versuche von Zondek und Wolf bereits seit langem ergeben.
Ich sehe deshalb auch keine Bedenken für die Annahme, daß die
Erfolge Burgers bei seinen Versuchen mit Amniongewebe wenig-
stens zum großen Teil einer unmittelbaren Gewebetransforma-
tion zu verdanken sind.
Man kann nun diesen Versuchen gegenüber und im Gegen-
satz zu denen mit Muskelgewebe einwenden, daß es sich hier
beim Amnion um ein zwar differenziertes, aber doch noch ganz
embryonales Material handele, dessen epitheliale Potenzen noch
nicht endgültig festgelegt seien.
Das mag so sein — und deshalb habe ich im Folgenden auch
nur noch andere Epithelien zur Transplantation verwendet. Das
ändert aber nichts an der Tatsache, daß offenbar auch beim Am-
nion der Organismus es ist, der erst die manigfaltigsten Realisa-
tionsfaktoren für diese Anlagen und Fähigkeiten schafft, wenn-
gleich wir damit natürlich noch nicht wissen, welcher Art diese
Faktoren sind. Sie mögen stofflicher oder dynamischer Art sein
— sicherlich spielt aber das mechanische Moment bei ihrer Ver-
wirklichung nur noch eine untergeordnete oder gar keine Rolle
mehr. Das mag schon hier festgestellt werden, weil es auch für
die folgenden Versuche mit Uterusepithelien gilt.
In dieser zweiten Serie von Experimenten wurden kleine Stücke
der Uteruswand von Ratten mitsamt ihrer Schleimhaut in die
Muskulatur verpflanzt — also völlig ausgereiftes und differen-
ziertes Gewebe erwachsener Tiere.
Nach 2, 3, 4, 7, 12 Tagen und weiter folgend bis nach einem
Monat wurde dann der gesamte Wirtsmuskel herausgenommen
und mitsamt seinem Implantat in Serienschnitte zerlegt und unter-
sucht.
Die Resultate waren z. T. ähnlicher Art — im ganzen ge-
sehen sind aber hier bei der Verpflanzung von ganzen Organ-
teilen die Verhältnisse doch prinzipiell andere als bei der Ver-
pflanzung von Geweben. Das ergibt sich aus folgenden Über-
legungen :
Jedes Organstück, so wie wir es z. B. verpflanzten, ist immer
noch ein Teilsystem höherer Größenordnung als die Zellen, wel-
ches, aus mehreren Geweben planmäßig zusammengefügt, das
Bestreben hat, diese Eigenart im Rahmen des Planes zu erhalten,