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Goerttler, Kurt; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 8. Abhandlung): Die Differenzierungsbreite tierischer Gewebe im Lichte neuer experimenteller Untersuchungen — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43754#0017
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Differenzierungsbreite tierischer Gewebe

17

Zusammenfassung.
Eine Auswertung dieser Befunde ist trotz des großen Materials,
über das ich insgesamt schon verfüge (im Ganzen über 100 Trans-
plantations-Experimente verschiedener Art und Kombination) vor-
läufig nur ganz im allgemeinen möglich. Das zeigt schon die
hier vorliegende und relativ sehr bescheidene Auswahl, die nur
die in Bezug auf die allgemeinen Richtlinien wichtigsten Ergeb-
nisse enthält.
Wir befinden uns mit diesen Experimenten noch in dem Sta-
dium, in dem es in erster Linie darauf ankommt, Erfahrungen
zu sammeln, aus denen sich das weitere Vorgehen dann erst
ergibt. — Die Problematik unserer ganzen heutigen Betrachtungs-
weise, die eingangs schon ausführlich genug gekennzeichnet wurde,
beruht auf der Einseitigkeit des üblichen analytischen Vorgehens
in der Histologie und in der experimentellen Zell- und Gewebe-
lehre (Züchtung isolierter Fragmente in künstlichen Medien). Die-
ses bildete den eigentlichen Anstoß dafür, sowohl in der Histo-
logie wie auch für alle Fragen der Histogenese die experimentelle
Grundlage für ein Begriffssystem zu suchen, welches die Zellen-
lehre in allen den Punkten ergänzen kann, in denen sie heute
auch als Arbeitshypothese unhaltbar geworden ist. Die vorliegen-
den Ergebnisse rechtfertigen einen solchen Versuch und bestätigen
die Notwendigkeit, diese Untersuchungen im gleichen Sinne syste-
matisch fortzuführen. Denn wenn aus Zylinderepithelien geschich-
tetes Plattenepithel werden kann oder wenn eine Epithelzelle
in der Lage ist, sich an der Bildung von Gefäßen zu beteiligen
- eine Fähigkeit, auf die bisher nur die Endothelzellen ein
allgemein respektiertes Monopol hatten, wenn außerdem die Bil-
dungszellen der Skeletmuskulatur herzmuskelähnliche Gebilde ent-
stehen lassen können, und solche und die glatten Muskeln auch
unmittelbare Funktionsgemeinschaften einzugehen vermögen, dann
ist das, glaube ich, doch Anlaß genug, sich die Frage vorzulegen:
„In welchem Umfang bestehen unsere heutigen Vorstellungen
von der Gewebe- und Keimblattspezifität noch zu Recht?“
Ich will diese Frage heute keineswegs entscheiden, aber sie
ist meiner Meinung nach reif genug, um sie als Arbeitsprogramm
 
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