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Goerttler, Kurt; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 8. Abhandlung): Die Differenzierungsbreite tierischer Gewebe im Lichte neuer experimenteller Untersuchungen — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43754#0003
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Die Differenzierungsbreite tierischer Gewebe
im Lichte neuer experimenteller Untersuchungen.
Von
Kurt Goerttler in Heidelberg.

Als Schwann und Schleiden vor genau 100 Jahren die zellige
Zusammensetzung aller tierischen und pflanzlichen Organismen
erkannten, da folgten dieser genialen Entdeckung fast schlag-
artig ein Aufschwung und eine Blüte der biologischen und medi-
zinischen Wissenschaft, die in deren Geschichte einzigartig sind.
- Die Zellentheorie, in konsequentester Weise ausgebaut von
Virchow, wurde damit für fast ein Jahrhundert die Grundlage
alles medizinischen Denkens, befruchtete Nachbargebiete; und selbst
in weiteste Kreise von Laien drang durch volkstümliche Darstel-
lung die Lehre vom Organismus als Zellenstaat. Nicht einmal die
große und geniale Entdeckung des Blutkreislaufes durch W. Harvey
hat ähnlich unmittelbare Wirkungen gehabt.
Wenn man den Ursachen dieser Auswirkungen nachgeht, dann
kann kein Zweifel darüber aufkommen, daß es in erster Linie
die analytische Methode war, welche den unerhörten Sieges-
zug der Zellentheorie garantierte. Diese war ganz offenbar ge-
dacht als Parallele zur Atomtheorie der exakten Naturwissen-
schaften, unter deren Zeichen Physik und Chemie damals schon
zu außerordentlichen Erfolgen gekommen waren.
Und doch kann man heute nicht mehr daran zweifeln, daß
die Geschichte dieser Entdeckung zu einem gewissen Abschluß
gekommen ist, und daß anstelle dieser rein analytischen heute
wieder eine mehr synthetische Betrachtungsweise im Vorder-
grund unserer Bemühungen steht. Denn wir wissen heute, daß
eine einfach summative Erfassung lebendiger Gestalten und Vor-
gänge unmöglich ist. Ein lebendiger Organismus ist im-
mer mehr und etwas anderes als die Summe aller
 
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