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Goerttler, Kurt; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 8. Abhandlung): Die Differenzierungsbreite tierischer Gewebe im Lichte neuer experimenteller Untersuchungen — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43754#0016
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16

Kurt Goerttler: Die

brillen als die normalen glatten Muskeln des Implantates. Ob
auch ein unmittelbarer Fibrillenübergang stattfindet, habe ich nicht
entscheiden können (Abb. 19, Taf. IX).
Aber auch das Implantat selbst kann schließlich das umgebende
Wirtsgewebe beeinflussen. Ich folgere dies daraus, daß ich in meh-
reren Fällen in der Umgebung aussprossender Drüsengänge oder
auch isolierter epithelialer Zellstränge oder in der Umgebung von
Zellinseln ganz auffällig viele vom Wirt gebildete Gefäße und
sprossende Kapillaren fand. Sie sind auf Abb. 20 (Taf. XI) zu sehen
und offenbar auch noch in Bildung begriffen, denn viele Kapil-
larsprossen sind noch solide. Das ist durchaus nicht an allen
Stellen des Implantates zu sehen. Wenn sich dieser auffällige
Befund aber findet, der keinesfalls zu übersehen ist, dann stets
in der unmittelbaren Umgebung epithelialer Gebilde. Hier liegt
es nahe, einen induzierenden Einfluß des Implantates selbst an-
zunehmen, jedenfalls, solange eine andere Erklärung für dieses
merkwürdige Verhalten fehlt. Erwiesen scheint mir die Möglich-
keit und Richtigkeit einer solchen Auffassung bereits durch die
wertvollen Ergebnisse ausgedehnter Versuche von Welcher ') bei
der Autotransplantation von Blasenschleimhaut bei Hunden und
Kaninchen. Eine solche Verpflanzung in Weichteile führte bei diesen
Tieren regelmäßig zu einer induzierten heterotopen Knochenbil-
dung des Wirtsgewebes. Welcher konnte dabei sogar wahr-
scheinlich machen, daß dieser Vorgang an bestimmte humorale,
chemische und gewebliche Voraussetzungen gebunden ist.
Auch die Ergebnisse der schönen Versuche von Karl Heinz
Lange * 2) müssen an dieser Stelle besonders hervorgehoben wer-
den. Denn Lange konnte nachweisen, daß der Epithel- und
Schleimhautcharakter verschiedener glattmuskeliger Hohlorgane,
die er wechselseitig miteinander vereinigte, nicht herkunftmäßig
bestimmt, sondern nach Art und Funktion jeweils änderungs-
fähig ist.
9 E. Welcher, Experimentelle Erzeugung heterotoper Knochenbil-
dungen. Arch. f. klin. Chirurg. Bd. 91, 1938.
2) K. H. Lange, Experimentelle Untersuchungen über funktionelle An-
passung und Epithelmetaplasie in den Uterushörnern und dem Samen-
leiter der weißen Ratte. Morphol. Jahrb. Bd. 82, H. 2, 1938.
 
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