Metadaten

Goerttler, Kurt; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 8. Abhandlung): Die Differenzierungsbreite tierischer Gewebe im Lichte neuer experimenteller Untersuchungen — Heidelberg, 1939

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43754#0015
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Differenzierungsbreite tierischer Gewebe

15

hang mit der Epitheltapete zunächst ganz klar vom Bindegewebe
zu unterscheiden. Nach 8 Tagen aber findet man sie nicht mehr.
Wenn sie nicht zugrunde gegangen sind, wofür sich kein Anhalts-
punkt ergibt, dann müssen sie sich im Bindegewebe gewisser-
maßen getarnt haben.
Weiter zeigt Abb. 14 (Taf. VI) eine Epithelinsel in unmittelbarer
Nachbarschaft des Implantates, in der sich mehrere offenbar nach-
einander gebildete Cuticulae finden, die der Färbung nach aus
einer hornartigen Substanz bestehen müssen.
Die Fähigkeit des Uterusepithels zu solchen Kutikularbildungen
ist sicherlich bemerkenswert.
Was mir aber am Interessantesten erschien, das war die Fähig-
keit dieser Epithelien, sich auch am Ausbau von Gefäßstrecken zu
beteiligen. Man erkennt sie am besten schon am 2., 3. oder 4. Tage
nach der Verpflanzung. Überall dort, wo es in die epithelialen
Spalten des Implantates hineinblutet, kommt es offenbar nicht
zur Gerinnung. Unter dem Einfluß der Blutströmung (wahrschein-
lich) können solche epitheliale Spalten dann schließlich zu langen
meist platten Schläuchen werden, die auch in richtige Gefäße
einmünden können. Abb. 15 (Taf. VII), 16 (Taf. VII) und 17 (Taf.
VIII) zeigen solche von epithelialen Cysten ausgehende Bildungen.
Auf Abb. 16 (Taf. VH) erfolgt links oben der Einbruch des Epithels
in ein Gefäß, und in Abb. 17 erkennt man einen epithelialen Spalt,
der sich nach links einem Gefäß anschließt. Die im Uterusstück
mitverpflanzten Gefäße — mit Ausnahme der Arterien, von denen
ich das nicht sicher weiß — bleiben alle erhalten und finden un-
mittelbar Anschluß an die Blutbahn des Wirtes.
Von einem 20-tägigen Transplantat habe ich von solchen blut-
führenden, sinusartigen Epithelspalten eine Rekonstruktion her-
gestellt, die klar zeigt, daß diese einerseits mit dem Blutgefäß-
system und andererseits mit epithelialen Strängen in direkter
Verbindung stehen (Abb. 18, Taf. VIII). Hier kann man wohl am
gestaltenden Einfluß der Umgebung auf das Implantat nicht
zweifeln.
Ein weiteres schönes Beispiel dafür ist u. a. auch das Ver-
halten von glatten Muskelzellen des Implantates, die sich an den
Schnitträndern neu bilden und nun z. T. mit der quergestreiften
Muskulatur verbinden. Diese finden dann hier unmittelbar ohne
dazwischen geschaltetes kollagenes oder elastisches Gewebe An-
schluß und werden nun viel größer und haben viel stärkere Fi-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften