Metadaten

Hattingberg, Immo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 10. Abhandlung): Sensibilitätsuntersuchungen an Kranken mit Schwellenverfahren: aus der Nervenabteilung der Medizinischen Klinik der Universität Freiburg i. Br — Heidelberg, 1939

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43768#0074
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
74

Immo v. Hattingberg : Sensibilitätsuntersuchungen

Die Bedeutung der Sch wellen Veränderlichkeit
für den Tastsinn.
Die wechselvolle Beziehung der krankhaften Schwellenver-
änderlichkeit zu den Störungen des Gegenstanderkennens, der
Bewegungswahrnehmung und zu der subjektiven Wahrnehmbar-
keit der Sensibilitätsstörung soll an Tabelle X und an zwei Bei-
spielen erläutert werden.
Die Tabelle X zeigt, daß eine gesetzmäßige Abhängigkeit des
Gegenstands- und Bewegungserkennens von der Konstanz der
Hautsinnsschwelle nicht besteht.
In der größeren Zahl der Fälle (Nr. 50, 103, 139, 152, 155,
166, 170 und 196) ist die Schwellenveränderlichkeit verbunden
mit Störungen der Wahrnehmungsleistung (Tastsinn und Bewe-
gungsgefühl). Auch bei diesen geht aber die Schwere der Störung
nicht parallel dem meßbaren Grad der Veränderlichkeit. Bei drei
Fällen (Nr. 154, 162 und 217) besteht kein Zusammenhang. Ob-
wohl die Veränderlichkeit der Schwellen hier von Beginn des
Versuches an hochgradig war, ist das Zahlenerkennen auf der
Haut, die Bewegungswahrnehmung der Finger und der Tastsinn
vor dem Umstimmungsversuch ungestört.
Beispiele:
Frau H. (Fall 217). Diagnose: Verletzung der Medulla spinalis durch
Punktionsnadel. Beschreibung siehe S. 43. Untersuchung beider Handrücken.
Die Schwellenbestimmung findet sich auf S. 44 u. 45.
Es bestand ein „totes Gefühl“ im linken Arm ohne Paraesthesien. Die
feineren Hantierungen mit Nadel und Schere waren links vor allem durch
die motorische Störung beeinträchtigt. Die Erkennung kleinster Gegen-
stände und Formen war seitengleich. Das Gefühl für geführte Finger-
bewegungen war bei einer Prüfung von zwei Minuten auch bei kleinerer
Winkelgeschwindigkeit seitengleich. Das Erkennen von Zahlen (Größe
etwa 2X2 cm) auf der Haut war links etwas verlangsamt. In drei Minuten
wurden links 27 Zahlen richtig, 12 falsch angegeben, während rechts 40
richtig und 12 falsch waren. Diese Leistung ist bei der Kleinheit der
Zahlen als gut anzusehen, da auch z. B. Verwechslungen zwischen 8, 5 und
3 als Fehler gerechnet werden.
Bei dieser ausgezeichneten Wahrnehmungsleistung steigt die
Schwelle auf dem linken Handrücken in 12 Minuten von 5 auf
50 g/mm. Diese Störung breitet sich in einem Umkreis von 2 cm
Radius aus. Erst nach erfolgtem Schwellenanstieg konnten die
Zahlen auf der Haut nicht mehr erkannt werden.
Das Gegenbeispiel bildet Frau Boe. (Fall 196). Diagnose: operierter
extramedullärer Tumor. Untersuchung an beiden Fußrücken einen Monat
nach der Operation.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften