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und Bekämpfung der Heeresseuchen
Beim Fleckfieber aber hat es ziemlich lange gedauert, bis das
Bild der schleichend beginnenden Krankheit mit ihren zahlreichen
abortiven Fällen und dem häufig sehr uncharakteristischen Exan-
them zum Wissensschatz unserer Ärzte wurde. Auch hier ist zu
sagen, erst als alle wußten, daß man im Fleckfiebergebiet
war und daran denken mußte, wurde die Diagnose zum
Allgemeingut.
Beim Weil muß man sogar sagen, daß wir erst heute, lange
nach dem Kriege, über die zahlreichen Varianten des Krankheits-
bildes im Klaren sind. Das typische Fieber, den typischen Ikterus,
die nervösen Symptome, vor allem die Wadenkrämpfe, kannte
man bald gut. Daß aber gerade der Ikterus, der für das ty-
pischste Symptom gehalten wurde, recht oft fehlen kann, wissen
wir erst jetzt, auch, daß der Eiweißbefund symptomatisch wich-
tiger sein kann als der Ikterus. Denn ohne Eiweiß kein Weil!
Bei der hohen Letalität, mit der Weil auftreten kann, bei der
heute gegebenen Möglichkeit, in den ersten Tagen der Krankheit
durch die Injektion von Immunserum alle Gefahr zu bannen, kommt
aber alles darauf an, daß die Krankheit so früh wie möglich
diagnostiziert wird. Die Ärzte müssen durchaus wissen,
daß sie an Weil von dem Augenblick an zu denken haben,
wo in den Stellungen eine Rattenplage auftritt. Diese wird
man mit allen Mitteln zu bekämpfen suchen, es ist aber nach
den Erfahrungen im Felde vorläufig ganz unsicher, ob wir da-
mit Erfolg haben werden.
Daß wir das Fleckfieber und die Rekurrens in engen Grenzen
haben halten können, ist eine Leistung, die wir ganz und gar
dem Organisationstalent unseres Volkes zuschreiben können, ohne
ruhmredig zu sein.
Was sowohl an Improvisationen wie an Großeinrichtungen
für die Entlausung großer Menschenmengen, der Truppe sowohl
wie der Zivilbevölkerung, im Kriege geleistet worden ist, ist
eines der anziehendsten und stolzesten Kapitel der Kriegshygiene.
Ich muß es mir versagen, hier auf die zahllosen Methoden ein-
zugehen, die vom Truppenarzt bis zum Armeehygieniker ent-
wickelt worden sind. Ohne jeden Zweifel hätten Fleckfieber und
Rekurrens an der Ost- und Südostfront alle anderen Kriegs-
seuchen an Opfern überflügelt, wenn der Kampf gegen die Klei-
derlaus nicht mit dieser Intelligenz und dieser unerbittlichen Energie
geführt worden wäre.
und Bekämpfung der Heeresseuchen
Beim Fleckfieber aber hat es ziemlich lange gedauert, bis das
Bild der schleichend beginnenden Krankheit mit ihren zahlreichen
abortiven Fällen und dem häufig sehr uncharakteristischen Exan-
them zum Wissensschatz unserer Ärzte wurde. Auch hier ist zu
sagen, erst als alle wußten, daß man im Fleckfiebergebiet
war und daran denken mußte, wurde die Diagnose zum
Allgemeingut.
Beim Weil muß man sogar sagen, daß wir erst heute, lange
nach dem Kriege, über die zahlreichen Varianten des Krankheits-
bildes im Klaren sind. Das typische Fieber, den typischen Ikterus,
die nervösen Symptome, vor allem die Wadenkrämpfe, kannte
man bald gut. Daß aber gerade der Ikterus, der für das ty-
pischste Symptom gehalten wurde, recht oft fehlen kann, wissen
wir erst jetzt, auch, daß der Eiweißbefund symptomatisch wich-
tiger sein kann als der Ikterus. Denn ohne Eiweiß kein Weil!
Bei der hohen Letalität, mit der Weil auftreten kann, bei der
heute gegebenen Möglichkeit, in den ersten Tagen der Krankheit
durch die Injektion von Immunserum alle Gefahr zu bannen, kommt
aber alles darauf an, daß die Krankheit so früh wie möglich
diagnostiziert wird. Die Ärzte müssen durchaus wissen,
daß sie an Weil von dem Augenblick an zu denken haben,
wo in den Stellungen eine Rattenplage auftritt. Diese wird
man mit allen Mitteln zu bekämpfen suchen, es ist aber nach
den Erfahrungen im Felde vorläufig ganz unsicher, ob wir da-
mit Erfolg haben werden.
Daß wir das Fleckfieber und die Rekurrens in engen Grenzen
haben halten können, ist eine Leistung, die wir ganz und gar
dem Organisationstalent unseres Volkes zuschreiben können, ohne
ruhmredig zu sein.
Was sowohl an Improvisationen wie an Großeinrichtungen
für die Entlausung großer Menschenmengen, der Truppe sowohl
wie der Zivilbevölkerung, im Kriege geleistet worden ist, ist
eines der anziehendsten und stolzesten Kapitel der Kriegshygiene.
Ich muß es mir versagen, hier auf die zahllosen Methoden ein-
zugehen, die vom Truppenarzt bis zum Armeehygieniker ent-
wickelt worden sind. Ohne jeden Zweifel hätten Fleckfieber und
Rekurrens an der Ost- und Südostfront alle anderen Kriegs-
seuchen an Opfern überflügelt, wenn der Kampf gegen die Klei-
derlaus nicht mit dieser Intelligenz und dieser unerbittlichen Energie
geführt worden wäre.