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und Bekämpfung der Heeresseuchen
in den Armeen immer nur dann geimpft, wenn Choleraerkran-
kungen in der Bevölkerung die Truppe gefährdeten.
Viel eindrucksvoller war die Wirkung der Vaccination in der
Türkei, in der türkischen Armee und in der Zivilbevölkerung.
Auch wo die Seuche mit einer bedrohlich erscheinenden Anzahl
von Fällen einsetzte, erlosch sie alsbald, wenn es gelang, die
Truppen vollständig und die Zivilbevölkerung in hohem Prozent-
satz durch die Vaccination zu erfassen.
Inzwischen haben die Berichte aus der ganzen Welt, auch
aus Gegenden, in denen in früheren Zeiten die Cholera aufs
schwerste herrschte, gezeigt, daß wir in einem Lande mit
gut organisiertem Sanitätsdienst die Seuche nicht mehr
zu fürchten brauchen. Wenn nach Feststellung des Eindringens
der Seuche eine sofortige Durchimpfung erfolgt, erlischt sie in
kürzester Frist, selbst wenn an durchgreifende hygienische Maß-
nahmen, z. B. in Eingeborenensiedlungen, garnicht gedacht werden
kann, wie etwa dort, wo die Bevölkerung in Flüssen und Ka-
nälen gleichzeitig badet, defaeziert und aus ihnen ihr Trinkwasser
entnimmt.
Besonders eindrucksvoll sind mir immer die Berichte aus der
holländischen Kolonialarmee gewesen. Bei Expeditionen ins Innere
Borneos impfte man die Truppe durch, die Dajaks aber, derer
man als Ruderer und Bootsführer bedurfte, verweigerten die
Impfung. Regelmäßig sind dann, wenn Cholera ausbrach, inner-
halb ein und desselben Bootes die Dajaks erkrankt und z. T.
gestorben, die Truppe blieb ganz verschont.
Noch eine andere wichtige Erfahrung aber hat uns gerade
die Choleravaccination eingebracht. Mit Ausnahme jener Durch-
impfung der Ostarmee 1914 hat man später immer, auch in der
Türkei, in die Epidemie hineingeimpft, noch heute geschieht
das überall, wo Cholerafälle auftreten. Unzweifelhaft müssen
dabei auch zahlreiche Personen durch die Vaccination erfaßt
werden, die sich in der Inkubation befinden, und ebenso un-
zweifelhaft werden zahlreiche Personen während und nach
der Impfung exponiert sein.
Niemals und nirgends hat sich bisher gezeigt, daß dadurch
ein Schaden angerichtet worden sei. Die sogenannte nega-
tive Phase, also eine Phase der Schutzlosigkeit infolge der
Neutralisierung natürlicher Antikörper durch das eingebrachte
Antigen und vor der Ausbildung der neuen Immunität, war eine
und Bekämpfung der Heeresseuchen
in den Armeen immer nur dann geimpft, wenn Choleraerkran-
kungen in der Bevölkerung die Truppe gefährdeten.
Viel eindrucksvoller war die Wirkung der Vaccination in der
Türkei, in der türkischen Armee und in der Zivilbevölkerung.
Auch wo die Seuche mit einer bedrohlich erscheinenden Anzahl
von Fällen einsetzte, erlosch sie alsbald, wenn es gelang, die
Truppen vollständig und die Zivilbevölkerung in hohem Prozent-
satz durch die Vaccination zu erfassen.
Inzwischen haben die Berichte aus der ganzen Welt, auch
aus Gegenden, in denen in früheren Zeiten die Cholera aufs
schwerste herrschte, gezeigt, daß wir in einem Lande mit
gut organisiertem Sanitätsdienst die Seuche nicht mehr
zu fürchten brauchen. Wenn nach Feststellung des Eindringens
der Seuche eine sofortige Durchimpfung erfolgt, erlischt sie in
kürzester Frist, selbst wenn an durchgreifende hygienische Maß-
nahmen, z. B. in Eingeborenensiedlungen, garnicht gedacht werden
kann, wie etwa dort, wo die Bevölkerung in Flüssen und Ka-
nälen gleichzeitig badet, defaeziert und aus ihnen ihr Trinkwasser
entnimmt.
Besonders eindrucksvoll sind mir immer die Berichte aus der
holländischen Kolonialarmee gewesen. Bei Expeditionen ins Innere
Borneos impfte man die Truppe durch, die Dajaks aber, derer
man als Ruderer und Bootsführer bedurfte, verweigerten die
Impfung. Regelmäßig sind dann, wenn Cholera ausbrach, inner-
halb ein und desselben Bootes die Dajaks erkrankt und z. T.
gestorben, die Truppe blieb ganz verschont.
Noch eine andere wichtige Erfahrung aber hat uns gerade
die Choleravaccination eingebracht. Mit Ausnahme jener Durch-
impfung der Ostarmee 1914 hat man später immer, auch in der
Türkei, in die Epidemie hineingeimpft, noch heute geschieht
das überall, wo Cholerafälle auftreten. Unzweifelhaft müssen
dabei auch zahlreiche Personen durch die Vaccination erfaßt
werden, die sich in der Inkubation befinden, und ebenso un-
zweifelhaft werden zahlreiche Personen während und nach
der Impfung exponiert sein.
Niemals und nirgends hat sich bisher gezeigt, daß dadurch
ein Schaden angerichtet worden sei. Die sogenannte nega-
tive Phase, also eine Phase der Schutzlosigkeit infolge der
Neutralisierung natürlicher Antikörper durch das eingebrachte
Antigen und vor der Ausbildung der neuen Immunität, war eine