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Becksmann, Ernst; Richter, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 6. Abhandlung): Die ehemalige Neckarschlinge am Ohrsberg bei Eberbach in der oberpliozänen Entwicklung des südlichen Odenwaldes — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43764#0072
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Wolfgang Richter: Sedimentpetrographische Unter-

mit einer scharfen, mineralanalytisch genau erfaßbaren Grenze
liegt. Als Ursache dieser zweiten Sedimentation muß man wohl
wieder eine Hebung des Odenwaldes und somit einen Aufstau
und eine Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit des Neckars
ansehen. Für diese Ansicht spricht auch die Korngrößenverteilung
im Komplex II, die starke Schwankungen sowohl in der Verti-
kalen als auch in der Horizontalen zeigt und fast keine Sortierung
des sandigen Anteils erkennen läßt, ferner auch der meist hohe,
aber wechselnde Gehalt an tonigen Komponenten. Hieraus muß
man ferner schließen, daß während der Ablagerung der Gruppe II
sehr unruhige hydrographische Verhältnisse im Sedimentations-
raum der Ohrsbergschlinge herrschten. Durch das Umlaufen des
Ohrsberges prallte der Neckar auf den östlich vom Ohrsberg ge-
legenen Hang der „Burghalde“ und veranlaßte dadurch eine
räumlich und zeitlich vollkommen regellose Sedimentation am
NO-Hang des Ohrsberges. Der Neckar hatte also den Charakter
eines verwilderten Flusses, d. h. er sedimentierte am Ohrsberg
regellos feineres und gröberes Material an den verschiedensten
Stellen. Wie hoch der Neckar den Komplex II aufschüttete, geht
aus der heute vorhandenen Lagerung nicht mehr hervor.
Ebenso wie zwischen der Sedimation der Gruppe I und II
eine Zeitspanne lag, während der der Neckar sich wieder in seine
eigenen Sedimente einschneiden konnte, so folgte auch nach Ab-
lagerung des Komplexes II ein Zeitintervall, das dem Neckar
die Möglichkeit bot, sich wieder einzuschneiden und zwar bis
auf das 147 m-Niveau, also bis auf die Auflagerungsfläche von
Komplex II auf I. Als der Neckar dieses Niveau erreicht hatte,
wurde er zum dritten Male gezwungen, das von ihm mitge-
führte Material am Ohrsberg zu sedimentieren, nämlich die Schicht-
gruppe III. Man muß wohl auch für diesen Vorgang eine tekto-
nische Hebung des Odenwaldes und somit einen Aufstau des
Neckars annehmen.
Über die Stärke der drei angeführten Hebungen lassen sich
aus den Sedimenten keine sicheren Anhaltspunkte gewinnen, sie
sind aber wahrscheinlich nur von geringem Ausmaß gewesen
(vgl. E. Becksmann 1939). Der unterschiedliche Orthoklasgehalt
der Komplexe I und III einerseits und des Komplexes II anderer-
seits findet seine zwangloseste Erklärung in der Annahme, daß
im Komplex II weniger Verwitterungsrindenmaterial von der so-
Rumpffläche steckt als in I und III. Das würde aber bedeuten, daß
 
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